NATO-Manöver in Polen als „Abschreckungsmaßnahme“ gegen Russland

Ein riesiges NATO-Manöver findet derzeit in Polen statt: Mehr als 30.000 Soldaten aus 24 Staaten, 3000 Fahrzeuge und Panzer, mehr als 100 Flugzeuge und Hubschrauber und zahlreiche Schiffe sind beteiligt. Russland ist entsetzt und behält sich „alle möglichen Reaktionen" vor.
Titelbild
Polnische Fallschirmspringer gestern bei "Anakonda 2016".Foto: JANEK SKARZYNSKI/AFP/Getty Images
Epoch Times8. Juni 2016

Das Manöver unter Führung des polnischen Generals Marek Tomaszycki dauert zehn Tage und ist die größte Operation ausländischer Truppen in Polen seit Ende des zweiten Weltkriegs. 14.000 US-Soldaten und 12.000 polnische Soldaten sind beteiligt, 800 aus Großbritannien und dazu weitere aus Nicht-NATO-Staaten. Auch deutsche Panzer rollen dabei von West nach Ost.

Die Übung heißt „Anakonda 2016“, und ist laut US- Armee als „Abschreckungsmaßnahme" gedacht, „indem alliierte Verteidigungsfähigkeit demonstriert wird". Nachdem Russland empört reagierte, betonte die NATO, dass es sich "nur" um ein Manöver unter polnischer Führung handele. Vor wenigen Wochen hieß es noch "größte Übung der Alliierten in diesem Jahr", berichtete die Kronenzeitung.

Geübt werden unter anderem der Absprung von 1.130 Fallschirm-Springern über nordpolnischen Stadt Toruń am Dienstag – mit 500 US-Soldaten, berichtet der „Guardian“. Für den Bau einer Brücke über die Weichsel stellt die deutsche Bundeswehr 800 Meter Brückengerät bereit. Ein „Nachtangriff" mit 35 Hubschraubern ist dabei, außerdem weitere Flug- und Raketenabwehrübungen, auch „der Umgang mit chemischen, biologischen und nuklearen Bedrohungen“, so die „Kronenzeitung“.

Der polnische Verteidigungsexperte Marcin Zaborowski sagte laut Guardian: „In Polen sehen wir in der Übung eine Bestärkung durch die USA und die Nato. Das Verteidigungsbedürfnis von Mittel- und Osteuropa ist real. Der Umfang und die Truppenstärke bei Anakonda sind kein Vergleich zu den russischen Übungen, die die ganze Zeit direkt hinter der Grenze stattfinden."

Klare Provokation für Moskau

Dass "Anakonda 2016" von Beobachtern als Provokation in Richtung Russland gedeutet wird, liegt daran, dass die Polen nicht nur zahlreiche NATO-Staaten eingeladen haben, sondern auch Streitkräfte aus Russlands Nachbarländern Ukraine und Georgien. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte deshalb am Montag, man behalte sich „alle möglichen Reaktionen auf die NATO-Aktivitäten" vor.

Sein Stellvertreter Alexej Meschkow hatte bereits letzte Woche laut „Kronenzeitung“ gesagt: „Wir sind überzeugt, dass dieses Manöver destabilisierend und dass sein Hauptziel ist, Spannungen entlang der russischen Grenze zu schüren."

Das Manöver würde das "Vertrauensdefizit im Verhältnis zum Westen" weiter vergrößern, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Die NATO will bei ihrem Gipfeltreffen am 8. und 9. Juli in Warschau beschließen, die Aufrüstung in Polen und dem Baltikum weiter voranzutreiben. (rf)



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