Nach Benedikts Buch-Affäre: Papst stellt Gänswein kalt
Nach der Affäre um eine Buchveröffentlichung des abgedankten Papstes Benedikt muss sich dessen Privatsekretär Georg Gänswein im Dienst von Papst Franziskus umorientieren.
Der deutsche Kurienerzbischof sei nicht vom Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses suspendiert worden, sagte Vatikansprecher Matteo Bruni am Mittwoch. Es habe aber eine „gewöhnliche Umverteilung verschiedener Pflichten und Funktionen des Präfekten des Päpstlichen Hauses gegeben“. Um welche neuen Aufgaben es sich handelt, gab der Vatikan nicht bekannt.
Die Zeitung „Die Tagespost“ hatte berichtet, Gänswein sei als Präfekt „auf unbestimmte Zeit“ beurlaubt worden, um sich mehr auf seine Arbeit bei Benedikt zu konzentrieren. Seit dem Skandal um den umstrittenen Beitrag Benedikts zum Zölibat wurde Gänsweins Doppelrolle für Benedikt und Franziskus erneut kritisch in Frage gestellt. Auch fehlte Gänswein zuletzt bei mehreren Besuchen und Audienzen des Papstes, für die er als Präfekt eigentlich zuständig ist.
Benedikt war im Januar als Co-Autor des Buches „Des profondeurs de nos cœurs“ („Aus den Tiefen unserer Herzen“) aufgetreten. Darin warnte er zusammen mit dem konservativen Kardinal Robert Sarah vor einem Aufweichen des Prinzips dr Ehelosigkeit von Priestern.
Das war als Affront gegen Franziskus gesehen worden, der eine Debatte über das Thema eröffnet hatte. Gänswein sprach später zwar von einem Missverständnis und dass Benedikt nie als Co-Autor auftreten wollte. Franziskus soll dennoch wütend gewesen sein, da die Angelegenheit weltweit Schlagzeilen über einen Zwist zwischen zwei Päpsten machte.
Der Präfekt des Päpstlichen Hauses empfängt Staatsoberhäupter und Politiker und koordiniert alle Besuche beim Katholiken-Oberhaupt. Benedikt hatte den gebürtigen Schwarzwälder noch zu seinen Amtszeiten 2012 zum Präfekten gemacht. Nach Benedikts historischem Rücktritt blieb „Don Giorgio“, wie er im Vatikan genannt wird, auch für Franziskus im Amt.
Der gebürtige Schwarzwälder lebt allerdings mit Benedikt in einem Vatikankloster und koordiniert die gesamte Kommunikation mit dem und über den Ex-Papst. Von dort hält er vor allem das Erbe des 92 Jahre alten Benedikts hoch.
Die Buchveröffentlichung war nur ein Beispiel in einer Reihe von Aktionen, die Gänsweins Engagement für Franziskus in Frage stellten. In einem Aufsatz für das bayerische „Klerusblatt“ gab der Alt-Papst der 68er kulturellen Revolution eine Mitschuld an Pädophilie und fuhr seinem Nachfolger in die Parade. Das geschah ausgerechnet nach dem Anti-Missbrauchs-Gipfel im Vatikan, bei der Franziskus eher die Machtstrukturen der katholischen Kirche als Verursacher für Missbrauch von Kindern sah.
Für Aufsehen sorgte Gänswein auch 2016, als er sagte, Benedikt habe seinen Stuhl geräumt, doch den Petrusdienst mit seinem Rücktritt nicht verlassen.
Gänswein selbst hatte einst gesagt, seine Doppelrolle sei ihm vorgekommen, als lebe er in zwei Welten. Er räumte ein, dass er den Rücktritt Benedikts im Februar 2013 nur schwer verkraften konnte. Für ihn habe sich dieser Schritt wie eine „Amputation“ angefühlt; er habe geweint, als sich Benedikt als Papst verabschiedete.
Auffällig war, dass der Deutsche schon seit geraumer Zeit bei den Besuchen ausländischer Politiker fehlte. Bei US-Vizepremier Mike Pence war er nicht dabei, auch nicht beim irakischen Präsidenten. Auch bei der Generalaudienz am Mittwoch fehlte der 63-Jährige. Im Herbst 2017 hatte er einen Hörsturz, an dessen Folgen er auch später noch litt. (dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion