Kreml hegte in den 1970ern Illusionen über Helmut Schmidt – hoffte auf ein Bündnis mit der BRD
Die russische Regierung hat sich offenbar in den 1970er Jahren Illusionen über den damaligen Bundeskanzler (1974 bis 1982) Helmut Schmidt gemacht. Der Kreml habe ernsthaft gehofft, er könne die Bundesrepublik unter Schmidt aus der Nato und der Europäischen Gemeinschaft (EG) lösen, schreibt der „Spiegel“ unter Berufung auf Notizen, die nun das National Security Archive in Washington veröffentlicht hat.
Kurz vor einem Besuch des sowjetischen Generalsekretärs Leonid Breschnew bei Schmidt in Bonn im Mai 1978 notierte Breschnews außenpolitischer Mitarbeiter Anatolij Tschernjajew, „das Hauptziel ist es, Westdeutschland zu uns zu ziehen, sodass es uns als Partner Nr. 1 wählt, und nicht die USA“.
Eine solche Entwicklung würde sich für Moskau ökonomisch lohnen, außerdem sei dann „ganz Osteuropa zwischen uns“. Offenbar erwog der Kreml, seine Vorherrschaft über Polen mit den Deutschen zu teilen. Eine Wiedervereinigung lehnte Tschernjajew allerdings ab. Dennoch glaubte er, die Westdeutschen fänden ein Bündnis mit Moskau attraktiv:
Sie verstehen, dass sie ihre Großmachtträume nur in einer Allianz mit uns verwirklichen können.“
Dabei war Schmidt überzeugter Atlantiker. Von seinem Besucher Breschnew wollte er vor allem eines: ein Ende der sowjetischen Hochrüstung. (dts)
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