Kassem Soleimani – „Graue Eminenz“ und strategischer Kopf der iranischen Außenpolitik
Für viele Iraner war Kassem Soleimani ein Held, für die USA war er einer der größten Feinde. In der Nacht zum Freitag hat eine US-Drohne den Anführer der Al-Kuds-Brigaden, der Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden für Auslandseinsätze, am Flughafen von Bagdad getötet.
Der General mit dem grauen Vollbart entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum Polit-Star im Iran mit einer riesigen Zahl von Anhängern im Onlinedienst Instagram. In einer als verlässlich eingestuften Umfrage von 2018 erhielt er 83 Prozent Zustimmung – mehr als Präsident Hassan Ruhani und Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Gerüchte, wonach er 2021 für das Präsidentenamt kandidieren wollte, dementierte er.
„Für die Schiiten im Nahen Osten ist er eine Mischung aus James Bond, Erwin Rommel und Lady Gaga“, beschrieb der frühere CIA-Experte Kenneth Pollack den General im US-Magazin „Time“, das Soleimani 2017 zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt zählte. „Dem Westen gilt er als der Verantwortliche für den Export der Islamischen Revolution im Iran, die Unterstützung von Terroristen und die Kriege des Iran im Ausland.“
Stratege und Vordenker der iranischen Einflussnahme
Seine Freunde und Feinde sahen in ihm gleichermaßen einen Vordenker, der den Einfluss Irans im Irak, in Syrien und darüber hinaus ausbaute. Soleimani war nach Einschätzung westlicher Experten auch für die engen Beziehungen Teherans zur libanesischen Hisbollah-Miliz und zur palästinensischen Hamas verantwortlich.
Die Macht des 62-Jährigen reicht viele Jahre zurück. Er stand bereits an der Spitze der Al-Kuds-Brigaden, als die Vereinigten Staaten 2001 in Afghanistan einmarschierten. „Meine iranischen Ansprechpartner für Afghanistan machten mir klar, dass sie zwar das Außenministerium informierten, es am Ende aber General Soleimani war, der die Entscheidungen traf“, sagte der ehemalige US-Botschafter Ryan Crocker 2013 dem britischen Sender BBC.
Ein ranghoher Vertreter des Iran beschrieb Soleimani in der Zeitschrift „New Yorker“ als sehr zurückhaltend: „Er sitzt am anderen Ende des Raumes, allein und sehr still. Er spricht nicht, gibt keine Kommentare ab, er sitzt nur da und hört zu.“
Der General wurde zum Medienstar gemacht
Nachdem Soleimani Jahrzehnte hinter den Kulissen agierte, füllte er mit Beginn des Syrien-Krieges 2011 die Titelseiten der iranischen Zeitungen. Fotos zeigten ihn an der Front, er tauchte in Dokumentarfilmen und sogar in einem Zeichentrickfilm und einem Musikvideo auf.
Zuletzt versuchte er vor allem im Irak iranischen Einfluss geltend zu machen. Jede politische und militärische Entwicklung im Nachbarland begleitete er vor Ort – sei es das Unabhängigkeitsreferendum der Kurden oder die Bildung einer neuen Regierung in Bagdad. Immer führte er mit allen Gruppen und Parteien Geheimgespräche, wie mehrere Beteiligte bestätigen.
Der tödliche Angriff der USA trieb zehntausende Iraner nach dem Freitagsgebet in Teheran und in Soleimanis Heimatstadt Kerman auf die Straße. Sie riefen „Tod Amerika!“ und zeigten Bilder des Getöteten.(afp)
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