Fridays for Future: 300.000 Euro aus Taschengeld zusammengespart? Finanzen weiter intransparent
Eine deutlich geringere Anzahl an Anhängern als erhofft empfing Klimaaktivistin Greta Thunberg am Donnerstag (29.8.) bei ihrer Ankunft mit dem Segelschiff „Malizia II“ in New York. Auch vor den Kameras wirkte die 16-Jährige abgekämpft. Ein Jahr nach Beginn ihrer „Schulstreik“-Bewegung droht „Fridays for Future“ an Glanz zu verlieren.
Beigetragen haben dazu nicht nur Querelen auf dem „Smile for Future“-Kongress Anfang des Monats in Lausanne, die dazu führten, dass Thunberg kurzzeitig sogar die Medien des Saales verwies. Auch Enthüllungen über ihren angeblich emissionsfreien Segeltörn, der jedoch von mehreren zusätzlichen Flugreisen der „Malizia“-Mannschaft überschattet war, kamen zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Thunberg machte vor den Kameras auch einen angeschlagenen Eindruck.
Nun hat der „Focus“ sich des Themas der Finanzierung der „Klimastreik“-Bewegung angenommen – und muss ernüchtert feststellen, dass sich die Gruppe nach wie vor wenig Mühe gibt, nachvollziehbar zu machen, woher sie beispielsweise zu einem Kontostand von 300 000 Euro kommt, den Ende Juli der „Spiegel“ in Erfahrung gebracht hatte. Eine Gofundme-Kampagne soll unter anderem 95 000 Euro eingespielt haben.
Mittlerweile gibt es zwar, wie Focus berichtet, eine eigene Arbeitsgemeinschaft für die Finanzen der Bewegung, sehr gesprächig zeigt man sich von dieser Seite her jedoch nicht. Louis Motaal, ein Sprecher dieser Arbeitsgruppe, erklärte, die Geldflüsse würden „nur bewegungsintern kommuniziert“.
„Bastelmaterialien und Lautsprechermieten“
Motaal gilt nicht nur als Profi auf dem Gebiet der Organisation politischer Kampagnen, sondern auch als ein engagierter Promotor von Geldanlagen im Bereich der „nachhaltigen“ Geldanlage und diverser Öko-Investments. Unter anderem sprach er im November 2018 beim „Marktplatz für nachhaltige Investments“, der von der Qualitates GmbH veranstaltet wurde.
Auf der deutschen Webseite von „Fridays for Future“ räumen die Protagonisten der Vereinigung ein, dass man „bisher Bastelmaterialien, Lautsprechermieten, oder Flyer über diese Website eher chaotisch finanziert“ habe. Dabei hätten „einige auch ihr Taschengeld benutzt“. Menschen, die nicht mitstreiken könnten, sollten über Gofundme oder ein auf der Webseite angeführtes Konto „spenden“.
Allerdings nicht mit steuermindernder Wirkung. Diese hängt nämlich von einem rechtskräftig zuerkannten Status der Gemeinnützigkeit ab, wie auch Daniela Geue, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, gegenüber „Focus“ erklärte. Diese kommt den Fridays for Future jedoch nicht zu.
Eine gesetzliche Verpflichtung zur Transparenz im Umgang mit Geldzuwendungen für vermeintlich oder tatsächlich gute Zwecke gebe es nicht. Größere NGOs haben sich jedoch über die „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ dazu verpflichtet.
Bei dem Konto, auf das Fridays for Future verweist, handelt es sich nach wie vor um jenes der Stiftung „Plant for the Planet“, deren ehrenamtlicher Vorstand für Deutschland, Frithjof Finkbeiner, gleichzeitig auch Vizepräsident der deutschen Sektion des umstrittenen „Club of Rome“ ist.
FFF und „Club of Rome”-Vize nur durch „freundschaftliche Beziehung“ verbunden
Finkbeiner bestätigt im Gespräch mit „Focus Online“, dass die Stiftung das Konto betreue. Motaal erklärt, diese befasse sich mit den „buchhalterischen Fragen“. Mit der Stiftung verbinde FFF eine „freundschaftliche Beziehung“.
Finkbeiner betont, es bestehe lediglich ein Dienstleistungsvertrag über die treuhänderische Wahrnehmung der Agenden im Zusammenhang mit dem Konto von FFF. Diesen habe Motaal unterfertigt. Darüber hinaus sei man voneinander unabhängig. Die Stiftung könne auf das Geld zugreifen, jedoch nicht darüber verfügen. Fridays for Future schicke Rechnungen, die die Stiftung begleiche. Dafür stelle man FFF Kosten in Rechnung.
Wie das konkret geschieht, bleibt offen – als juristische Person, beispielsweise ein Verein, stellt sich Fridays for Future auch auf seiner Webseite nicht vor. Auch dort wird nur ein „Lucas Pohl“ als inhaltlich Verantwortlicher benannt.
Trotz der persönlichen Nähe und vertraglichen Verflechtung versucht man den Eindruck zu vermeiden, die Bewegung sei nur eine PR-Maßnahme oder gar eine astrogeturfte Veranstaltung, deren eigentliches Ziel es sei, geschäftliche oder politische Anliegen von Lobbyverbänden wie dem Club of Rome zu befördern.
Student streckt 70 000 Euro vor – gegen mündliche Rückzahlungszusage
Motaal verweist demzufolge auch auf ein Gesamtkonzept zur gemeinsamen „basisdemokratischen“ Verwendung der Geldmittel durch die bislang 500 Ortsverbände. „Um nicht für jede Ausgabe abstimmen zu müssen, hat die Finanz AG ein Finanzkonzept erarbeitet und von den Ortsgruppen abstimmen lassen“, zitiert ihn der „Focus“. Präziser wird er allerdings nicht mehr.
Dass die Frage, wer in welcher Weise juristisch berechtigt ist, namens „Fridays for Future“ zu handeln, mehr als nur eine querulatorische Intervention missgünstiger Beckmesser und Klimaleugner darstellt, sondern durchaus reale Bewandtnis hat, musste zuletzt der 24-jährige Student Jannik Schestag erleben.
Er hatte 70 000 Euro aus dem Erbe seines verstorbenen Vaters für Sonderzüge zur Verfügung gestellt, mit denen FFF-Anhänger zu ihrer „Großdemonstration“ nach Aachen gekarrt werden sollten. Mündlich sei ihm von führenden Persönlichkeiten der Bewegung versichert worden, er bekomme das Geld zeitnah zurück. Passiert ist dies jedoch bis dato noch nicht.
Der Sommerkongress in Lausanne, der von einer Vielzahl an Unstimmigkeiten überschattet war, wurde immerhin von einem tatsächlich rechtsgültig konstituierten gemeinnützigen Verein finanziert – nämlich „organize future“, in dessen Vorstand auch bekannte FFF-Protagonisten sitzen. Neben einem Spendenkonto und Teilnahmegebühren von etwa 45 Euro pro Person konnte der Verein auch auf Zuwendungen aus der sogenannten „Zivilgesellschaft“ zählen. Unter den Gönnern befanden sich die Stiftung Mercator und die zuletzt vor allem durch Missbrauchsskandale ins Gerede gekommene Vereinigung „Oxfam“.
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