Franziskus ernennt Muslim und zwei Rabbis zu Mitgliedern der Päpstlichen Akademie

Zwei Rabbiner und ein Muslim sind jetzt Mitglieder der „Päpstlichen Akademie für das Leben“. Zum ersten Mal seit Gründung der Akademie wurden nicht-christliche Mitglieder ernannt.
Titelbild
Papst Franziskus im Vatikan.Foto: Franco Origlia/Getty Images
Von 21. Juni 2017

Papst Franziskus ernannte letzten Dienstag neue Mitglieder in die „Päpstliche Akademie für das Leben“. Außer Biomedizinern, christlichen Theologen, Moraltheologen und Bioethikern wurden auch zwei Rabbiner und ein muslimischer Islamwissenschaftler zu Mitgliedern ernannt. (HIER das Ernennungsschreiben auf Englisch)

Es ist das erste Mal, dass Rabbiner und ein Muslim – also nicht-christliche Theologen – Mitglieder des Gremiums werden. Wie der Vatikan bekannt gab, berief Papst Franziskus am 13. Juni 45 neue Vollmitglieder und fünf Ehrenmitglieder für die Akademie. Unter ihnen sind der israelische Rabbiner Avraham Steinberg, der argentinische Rabbiner Fernando Szlajen und der tunesische Islamwissenschaftler Mohamed al-Haddad.

Die drei nicht-christlichen Theologen

Der israelische Rabbiner Avraham Steinberg gewann 1999 den Israel-Preis für seine „Enzyklopädie der Jüdischen Medizinischen Ethik“. Er ist der Direktor des Ethikkomitees des Shaare-Tzedek-Krankenhauses in Jerusalem und Chef des Herausgeberteams der „Talmudischen Enzyklopädie“.

Der zweite Rabbiner Fernando Szlajen stammte genauso wie der Papst aus Argentinien. Er ist Direktor des AMIA-Kulturzentrums und Professor für Philosophie und Literatur an der Universität von Buenos Aires.

Auf die Frage hin, wie er zum Mitglied ernannt wurde, antwortete Szlajen, dass er sich nicht beworben hätte. Er wisse auch nicht, wie der Mechanismus im Vatikan funktioniere. Ihm wurde von der Akademie mitgeteilt, dass er aufgrund seiner veröffentlichten Werke ausgewählt wurde, berichtete die Zeitung „Infobae América“.

Szlajen ist einer der wichtigsten Autoritäten im Bereich der jüdischen Philosophie. Zu seinen Werken gehören solche Bücher wie „Filosofía Judía y Aborto“ (Jüdische Philosophie und Abtreibung), „Filo-Sofía del Judaísmo: Construyendo Nuestro Destino“ (Philosophie des Judentums: Unser eigenes Schicksal schmieden) und „Suicidio y Eutanasia: en la filosofía occidental y en lo normativo y filosófico judío“ (Selbstmord und Euthanasie: in der westlichen Philosophie und im jüdischen Normativ und der Philosophie).

Der Dritte im Bunde ist Mohamed al-Haddad. Er ist Professor für Islamwissenschaft und vergleichende Religionswissenschaft an der Universität in Tunis und der Hochschule von Tunis, sowie Gründer und Leiter des Master-Studiengangs in vergleichender Religionswissenschaft der Université Manouba de Tunis.

Er ist Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für vergleichende Religionswissenschaft und hat zahlreiche Werke in arabischer Sprache zum zeitgenössischen Islam, zum islamischen Reformismus und zum Vergleich der Religionen veröffentlicht.

In seinen Essays und wissenschaftlichen Artikeln zum reformistischen islamischen Denken ist er daran interessiert, den Islam und die Moderne sowie die arabischen Gesellschaften und den Westen zu versöhnen.

Themenbereiche der Päpstlichen Akademie für das Leben

Die Päpstliche Akademie für das Leben wurde von Papst Johannes Paul II. 1994 gegründet. Sie widmet sich der kirchlichen Position zu Fragen der Ethik im medizinischen Bereich wie Reproduktionsmedizin, Gentechnik, Sterbehilfe und Abtreibung.

Außerdem beschäftigt sie sich mit der einheitlichen Lebensethik, der Bioethik und der Moraltheologie. Die Akademie gilt als selbstständig, doch sie arbeitet auch mit anderen Ämtern der römisch-katholischen Kirche eng zusammen.

Papst Franziskus überarbeitete 2016 Satzung der Akademie

Papst Franziskus überarbeitete und erweiterte im vergangenen Jahr die alte Satzung der Akademie, teilte der Präsident der Akademie, Bischof Vincenzo Paglia, auf „Radio Vatikan“ mit.

Die Akademie werde sich nun nicht nur der „Förderung und dem Schutz des menschlichen Lebens“ widmen, so Paglia. Sie werde auch andere Themen behandeln: „Die Akademie soll alles behandeln, was den Menschen betrifft, in seinen verschiedenen Lebensaltern […] auch die Förderung der Lebensqualität, in materieller und spiritueller Hinsicht […] Die Akademie soll sich nicht mehr auf die klassischen Fragen der Bioethik beschränken, vielmehr öffnet sich da gewissermaßen ein humanistisches Feld. Es geht ums Nachdenken über soziale, wirtschaftliche und auch ökologische Implikationen, damit das Leben für alle besser wird, vor allem für die Schwächsten“, so Paragraph 3 von Artikel 1 der Satzung.

Neue Satzung: Auch nicht-Christen können Mitglieder werden

Eine der größten Änderungen ist aber, dass die Akademie laut der neuen Satzung ausdrücklich auch mit nicht-katholischen und nicht-christlichen Forschern zusammenarbeiten soll.

„Entscheidend ist der humanistische Horizont, mit dem Vorrang der Würde des Mannes und der Frau. Das wird für uns jetzt ein wesentlicher Akzent: Wir suchen die Zusammenarbeit mit orthodoxen, anglikanischen oder protestantischen Forschern, mit Juden, Hindus, Buddhisten, Muslimen – mit allen, die innerhalb dieser humanistischen Perspektive an dieser heiklen Grenze arbeiten und forschen, die die Zukunft der Menschheit betrifft. Beispiel: Die Frage der Gene, der Biotechnologien, der Robotik“, so der Präsident der Akademie laut „Radio Vatikan“.

Katholische Gruppen in den USA: Papst Franziskus – „Führer der internationalen Linken“

Anfang des Jahres schrieben katholische Gruppen einen offenen Brief an US-Präsident Donald Trump, in dem sie um eine Untersuchung des Rücktritts von Papst Benedikt im Jahr 2013 baten.

Benedikt sei unter ungewöhnlichen Umständen zurückgetreten: Unter anderem war der Vatikan zu diesem Zeitpunkt von sämtlichen internationalen Finanztransaktionen abgeschnitten gewesen, die merkwürdigerweise genau am Tag nach Benedikts Rücktrittserklärung wieder aufgenommen wurden.

Durch die Wikileaks-Veröffentlichung der „Podesta-Emails“ kam ans Licht, dass Hillary Clinton, ihr Berater und deren Kreis einen möglichen Regimewechsel innerhalb der katholischen Kirche diskutierten. Deswegen müsse untersucht werden, ob es Aktivitäten in dieser Hinsicht gab, so die Verfasser des Briefes.

Einige Auszüge aus dem Brief, den EPOCH TIMES Ende Januar in voller Länge veröffentlichte:

Wir sind weiterhin befremdet über das Verhalten dieses ideologisch aufgeladenen Papstes [Franziskus], dessen Aufgabe es zu sein scheint, weltliche Agendas der Linken voranzutreiben, statt die katholische Kirche in ihrer heiligen Mission zu führen. Für einen Papst ist es einfach keine angemessene Rolle, sich so weit in die Politik zu involvieren, dass er als der Führer der internationalen Linken wahrgenommen wird.

„Wir verstehen, dass man Menschen nicht zu gutem Charakter zwingen kann, aber die Möglichkeit, unser Leben als gute Katholiken zu leben, wurde zunehmend erschwert durch das – wie es scheint, Zusammenspiel einer feindlich gesinnten US-Regierung und einem Papst, der den Anhängern der ewigen katholischen Lehren ebenso viel Übles zu wollen scheint, wie Ihnen [Donald Trump].“

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