Facebooks Stern im Sinken? – Investoren fordern Facebook-CEO Mark Zuckerberg zum Rücktritt auf

Nach der Vorlage des Quartalsberichts fielen die Facebook Aktien am 26. Juli um über 20 Prozent. Gewinnerwartungen sinken, Kosten werden steigen und Nutzer-Analysen ergeben Warnsignale.
Titelbild
Vor allem jüngere Leute legen sich schon gar keinen Facebook-Zugang mehr zu, weil sie weder ausspioniert noch zensiert werden wollen.Foto: MLADEN ANTONOV/AFP/Getty Images)
Von 31. Juli 2018

Der Wert der Facebook-Aktien fiel am 26. Juli  um über 20 Prozent, von über 180 Euro auf Werte von unter 150 Euro. Zu Börsenschluss notierte die Aktie bei knapp 150 Euro. Facebookchef Mark Zuckerbergs eigenes Aktienpaket verlor dadurch um etwa 15 Milliarden Dollar an Wert.

Dieser bisher größte und rapideste Kursverlust der Facebookaktie wurde wohl entscheidend durch den Quartalsbericht und die Geschäftsaussichten für die nächsten Quartale ausgelöst. Was die Stimmung unter den Aktionären aufheizte war natürlich der Umstand, dass die Aktie jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres so stark abrutschte. Schon im Frühjahr 2018 gab es infolge des Cambridge Analytica Skandals einen Kursrutsch.

Nun fordern einige der Großinvestoren, dass Zuckerberg vom Posten des Geschäftsführers zurücktritt. Sieht man sich die Kursentwicklung und die Bilanzen von Facebook an, so ist das nicht sofort verständlich. Doch es gibt mehrere Gründe. Zuckerberg ist ja nicht nur CEO von Facebook, sondern als größter Einzelaktionär auch im Aufsichtsrat vertreten, was vielen anderen Aktionären nicht sonderlich behagt.

Hinzu kommen Fehler und Ungeschicklichkeiten bei der Geschäftspolitik aber auch bei Zuckerbergs öffentlichen Äußerungen, die Facebook noch teuer zu stehen kommen könnten.

Die Entwicklung der Aktie

 

5 Jahres Übersicht Foto: Screenshot Google mit Suchbegriff Facebook Aktie

 

Am 27.- Juli

Kurssturz am 27. Juli in der Jahres Übersicht Foto: Screenshot Google mit Suchbegriff Facebook Aktie

Die Aktie rutscht nach 5 Tagen weiter ab Foto: Screenshot Google mit Suchbegriff Facebook Aktie

Zu bemerken ist, dass die Aktie nach dem Cambridge Analytica Skandal ihren Wert um gut und gerne 50 Prozent steigern konnte und selbst der jetzige Kursrutsch den Wert nur bis auf das Niveau von vor dem Skandal drückte. Bemerkenswert ist hier allerdings das heftigere Abrutschen und die bisher sich zeigende weitere Abwärtstendenz.

Nach den Zahlen der Bilanzen, die man zum Beispiel bei finanzen.net findet, beschäftigte Facebook 2013 rund 6400 Mitarbeiter und 2017 mehr als 25000. Gleichzeitig steigerte sich der Umsatz des Unternehmens pro Mitarbeiter von 1,24 Millionen Dollar auf 1,62 Millionen. Der Konzern ist seit 2016 trotz Zukäufen und Investitionen schuldenfrei. Als Cashflow stehen derzeit (2018) Barmittel in Höhe von geschätzten 16 Milliarden US-Dollar zur Verfügung.

Risiko – Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell, das Facebook reich gemacht hat, könnte sich jetzt allerdings als Bumerang erweisen. Als Gratisplattform zur Selbstdarstellung und Diskussion aufgebaut, setzte Facebook von Anfang an darauf, so viel wie möglich über seine Nutzer zu erfahren. Dabei verwertete Facebook von vornherein nicht nur die von den Nutzern freiwillig eingegebenen Profildaten, sondern verknüpfte sie auch mit aus den Kommunikationen der Nutzer gewonnenen Erkenntnissen über Vorlieben etc. Auch das Angebot von im Internet präsenten Firmen, dass man sich bei ihnen über sein Facebook-Konto anmelden könnte, generierte weitere Daten.

Hinzu kam, dass Facebook über die Jahre hinweg die Einstellungen, welche Daten der Benutzer freigeben wollte, und ob er mit personalisierter Werbung einverstanden wäre, immer wieder an den merkwürdigsten Stellen fast schon versteckte. Auch mit pauschalisierenden Einstellungen, bei denen der Benutzer nur bei genauem Hinsehen feststellen kann, dass eine Feinabstimmung möglich ist, versucht Facebook immer wieder an „Einwilligungen“ zur Datennutzung zu gelangen.

DSGVO könnte teuer werden

Diese Sammelleidenschaft könnte für Facebook in Europa extrem teuer werden. Denn so bürokratisch, und in vielen Teilen an jeglicher Realität vorbei, die europäische Datenschutzgrundverordnung auch sein mag, würde sie es doch ermöglichen, vorausgesetzt es finden sich genügend empörte Nutzer, Facebook durch eine geballte Anfrage nach Art und Umfang der gespeicherten Daten aus dem Tritt zu bringen. Stellen sich dabei auch noch regelwidrige Verfahren oder Sachverhalte heraus, könnten die folgenden Klagen richtig teuer werden. Weitere Verfahren gegen Facebook würden nicht nur Geld, sondern auch zusätzlich Image und Nutzer kosten.

Das Image wurde schon durch den Analytica Skandal angekratzt, wobei sich insbesondere die Amerikaner daran erinnern konnten, dass schon im Wahlkampf 2012 die Daten, die Facebook geschürft hatte, massiv zur Förderung eines Wahlkampfes genutzt wurden. Allerdings handelte es sich damals um Obamas Wahlkampf und dieselben Medien, die den Republikanern vorwarfen, per Facebook die Wähler 2016 manipuliert zu haben, lobten damals Obama für seinen „modernen Wahlkampf“. Damit wurde auch das Verhältnis der alten Mainstream-Medien zu Facebook fragwürdig.

Gemeinschaftsregeln als Mittel gegen die freie Meinungsäußerung

Der nächste Punkt waren dann die sogenannten Gemeinschaftsregeln und ihre Durchsetzung. Offiziell richten sich die Regeln gegen Hass und die Verbreitung von Fake-News. Es stellte sich allerdings immer wieder heraus, dass gerade in den USA und Deutschland (unter Berufung auf das NetzDG), von den Teams, die zur Überwachung und Durchsetzung der Regeln eingesetzt werden, politisch zensiert wird. In den USA kam das Thema besonders nach dem Cambridge Analytica Fall in den Medien zur Sprache, als ein schwarzes Schwesternpaar, das in seinem Kanal Diamond and Silk viele konservative und Pro-Trump Posts brachte, von Facebook auf einmal als gefährlich eingestuft wurde. Das kostete die beiden viele Einnahmen aus Werbung und auch ihre Followers bekamen nicht mehr alle Posts zu sehen, wenn sie nicht auf deren Seite gingen.

Ähnliches wurde auch von vielen christlichen, konservativen, islamkritischen, Pro-Life (Abtreibungskritiker) oder anderen Facebookseiten, die sich zum Beispiel gegen die Gender-Mainstreaming Ideologie aussprachen, gemeldet. Den Vogel schoss Facebook aber ab, als sie einen Post der einen Auszug der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung enthielt, löschten.

Facebook schob die Löschung auf einen Algorithmus, der auf den Begriff „Indian Savages“ (Indianische Wilde) hin, den Beitrag als politisch inkorrekte Hate-Speech einstufte. Ob es sich wirklich um eine automatische Löschung oder um eine durch einen übereifrigen Zensor veranlasste Löschung handelte, der die Erklärung entweder nicht kannte oder so nicht anerkennen wollte, wird wahrscheinlich nie zweifelsfrei geklärt werden. Auf jeden Fall wirbelte der Fall viel Staub auf, der dem Ruf von Facebook weiteren Schaden zufügte.

Zuckerberg: Holocaustleugnung muss nicht gelöscht werden

Endgültig unglaubwürdig wurden die Community-Regeln, als Zuckerberg sagte, dass Beiträge, die den Holocaust leugnen, wegen der Community Regeln nicht gelöscht werden müßten. Womit er eines der sensibelsten Themen weltweit ansprach und seine völlige Unkenntnis und Ignoranz offenbarte. Denn egal, ob man an den Holocaust glaubt oder nicht, so ist dessen öffentliche Leugnung in verschiedenen Staaten der Welt eine strafbare Handlung.

Doch sich gegen illegale Migration auszusprechen, sieht Facebook als Grund Beiträge zu löschen und User zu sperren

In Deutschland gab es gerade erst einen Fall, in dem Facebook einen Beitrag löschte und einen Nutzer sperrte, weil der eine Rede von Victor Orban zitierte. Die vom Oberlandesgericht in München daraufhin erlassene einstweilige Verfügung zur Aufhebung der Sperre und Wiederherstellung der Nachricht ist in ihrer Begründung eine schallende Ohrfeige für Facebook und deren Lösch- und Sperrpraxis. Das Gericht ging sogar so weit, die Community-Standards von Facebook für irrelevant zu erklären, wenn dadurch die freie Meinungsäußerung im Rahmen der geltenden Gesetze behindert oder untersagt würde. Interessanterweise wurde diese Meldung fast nur in den Medien der freien Presse verbreitet. Warum diese einstweilige Verfügung gegen Meinungszensur auf Facebook in den Medien der „Qualitätspresse“ keine Erwähnung fand…. darüber kann sich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Facebook zensiert

Doch die Erkenntnis, dass Facebook zensiert und die Follower bestimmter Kanäle nicht mehr zuverlässig mit deren Posts beliefert, setzt sich inzwischen sogar bei den Bewohnern eher sozialdemokratisch oder Grün geprägter Gegenden durch. Vor allem jüngere Leute legen sich schon gar keinen Facebook-Zugang mehr zu, weil sie weder ausspioniert noch zensiert werden wollen.

Bei der Zensur missliebiger Meinungen erleidet Facebook in letzter Zeit gerade vor deutschen Gerichten Schiffbruch, denn auch das NetzDG im Zusammenspiel mit den Community-Standards wird von vielen Gerichten als das erkannt was es ist. Eine unzulässige Einmischung und Zensur der freien Meinungsäußerung.

Twitter erleidet ebenfalls Schiffbruch

Twitter erlebt derzeit übrigens ähnliches (auch was Zensurvorwürfe angeht), auch hier stürzten die Aktien, kurz nachdem es Facebook erwischt hatte, um über 20 Prozent ab. Beide Konzerne schieben in ihren offiziellen Erklärungen Verluste an Nutzern in Europa, auf die Folgen aus der DSGVO. Auch müssen beide Firmen jetzt in echten Datenschutz investieren, denn das wilde Verknüpfen von Benutzerdaten und das Schürfen nach Daten von Personen, mit denen man eigentlich keine Geschäftsbeziehung hat, ist jetzt, formalrechtlich jedenfalls, nicht mehr zulässig. Doch gerade auf den für die Werbewirtschaft (und Geheimdiensten) interessanten Verknüpfungen und Zusatzdaten beruhen die Geschäftsmodelle.

Selbst wenn die Firmen sich intern nicht an die gesetzlichen Vorgaben halten sollten, sind sie dennoch gezwungen, eine teure Infrastruktur aufzubauen, die den Schein wahrt. Und sollten gesetzeswidrige Tatbestände öffentlich bekannt werden, wären die zu erwartenden Strafzahlungen inzwischen mehr als schmerzhaft.

Gewinnerwartungen enttäuscht

Schon die Ankündigung, dass viel Kapital durch die zusätzlich notwendig gewordenen Maßnahmen gebunden werden würden, verhagelte so manchen Aktionären die Laune. Auch das Scheitern von Facebook bei dem Versuch, in China wieder Fuß zu fassen, sorgte für weiteren Verdruss. Die New York Times berichtete am 25.7. darüber. Die Bemühungen einer chinesischen Provinzregierung, ein Innovationscenter von Facebook in ihrem Bezirk zu etablieren, wurden von der zentralen Internetkontrollbehörde in Peking untersagt. Es kann sich dabei auch um die derzeit immer noch stattfindenden Machtkämpfe der korrupten Funktionärsclique um den ehemaligen Parteivorsitzenden Jiang Zhemin und die Korruptionsbekämpfer des derzeitigen Vorsitzenden Xi Jinping handeln. Auf jeden Fall ist Facebook bei einem der größten Internetmärkte der Welt weiterhin außen vor.

All dies sehen viele der institutionellen Anleger als Folge mangelnden operativen Weitblicks und mangelnder Erfahrung von Zuckerberg an und wollen an seiner Stelle lieber einen erfahreneren Geschäftsmann als CEO einsetzen.

Jetzt ermittelt auch noch die Börsenaufsicht

Der Kurs der Aktie erholte sich nach dem Wochenende nicht, sondern gab inzwischen sogar auf Werte um 140 Euro nach. Zusätzlich wurde bekannt, dass wegen der Auswertung der An- und Verkäufe von Facebookaktien kurz vor dem Kurssturz, jetzt seitens der Börsenaufsicht SEC Ermittlungen wegen Insiderhandels aufgenommen wurden. Pikanterweise werden die Ermittlungen ausgerechnet von der Ehefrau von Peter Strzok geleitet, der wegen der skandalösen Umstände bei den Ermittlungen in der Hillary Clinton Email Affäre und dem FISA Missbrauch des FBI, vom FBI suspendiert wurde.



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