So spekulieren Experten über Trump-Kim-Gipfel: Was uns erwartet
Anlässlich des kommenden Treffens zwischen US-Präsident Donald Trump und Staatschef Kim Jong Un spekulieren Experten bereits über mögliche Ergebnisse des Trump-Kim-Gipfels in Vietnam.
Am 24. Februar veröffentlichte Trump kurz vor seiner Abreise drei Tweets über Nordkorea. Im ersten Tweet heißt es: „Ich werde morgen früh nach Hanoi, Vietnam, zu einem Gipfel mit Kim Jong Un aus Nordkorea aufbrechen. Wir beide erwarten weitere Fortschritte, die am ersten Gipfel in Singapur anknüpfen. Entnuklearisierung?“
Very productive talks yesterday with China on Trade. Will continue today! I will be leaving for Hanoi, Vietnam, early tomorrow for a Summit with Kim Jong Un of North Korea, where we both expect a continuation of the progress made at first Summit in Singapore. Denuclearization?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 24. Februar 2019
In seinem zweiten Tweet am 22. Februar schrieb Trump: „Präsident Xi von China war sehr hilfreich bei der Unterstützung meines Treffens mit Kim Jong Un. Das Letzte, was China will, sind groß angelegte Atomwaffen direkt nebenan. Die Sanktionen an der Grenze durch China und Russland waren sehr hilfreich.“
President Xi of China has been very helpful in his support of my meeting with Kim Jong Un. The last thing China wants are large scale nuclear weapons right next door. Sanctions placed on the border by China and Russia have been very helpful. Great relationship with Chairman Kim!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 24. Februar 2019
Im dritten Tweet schreibt Trump: „Der Vorsitzende Kim weiß vielleicht besser als jeder andere, dass sein Land ohne Atomwaffen schnell zu einer der großen Wirtschaftsmächte der Welt werden kann. Wegen der Lage und der Bevölkerung (sowie seiner Person) hat es mehr Potenzial für ein schnelles Wachstum als jede andere Nation!“
Chairman Kim realizes, perhaps better than anyone else, that without nuclear weapons, his country could fast become one of the great economic powers anywhere in the World. Because of its location and people (and him), it has more potential for rapid growth than any other nation!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 24. Februar 2019
Friedenserklärung wahrscheinlich
Harry Kazianis, Direktor für koreanische Studien am Zentrum für Nationale Interessen schätzt den Ausgang der Gespräch wie folgt ein: „Es besteht eine große Wahrscheinlichkeit für eine Friedenserklärung, die den Koreakrieg beendet. Davon würden beide Seiten klar profitieren.“
„Zudem wurde viel über die Yongbyon Atomanlage gesprochen – die Schließung der Yongbyon Atomanlage im Gegenzug für eine Sanktionsunterstützung“, so Kazianis weiter. „Die Vereinigten Staaten werden es nicht als Sanktionserleichterung bezeichnen können, weil es die politische Wirklichkeit hier in Washington nicht zulässt. Aber ich denke, sie werden etwas tun, um den Druck auf Nordkorea zu verringern.“
„Abschließend finde ich die politischen Verbindungsbüros in Pjöngjang und Washington sehr wichtig, weil sie gegenseitige Kommunikation ermöglichen“, so der Experte. „Wenn man in einer Krise nicht miteinander reden kann, ist das wirklich schlimm.“
Entnuklearisierung schwieriges Unterfangen
Richard Johnson, Leitender Direktor für Brennstoffverfahren bei der Nuclear Threat Initiative und ehemaliges Mitglied des National Security Council der USA sagte, „die USA verfolgt ein klares Ziel nämlich ein Nordkorea ohne Atomwaffen wegen der Bedrohung für die Vereinigten Staaten und für ihre regionalen Nachbarn. Schwierig sei jedoch die Umsetzung.
Johnson glaubt, dass die Stilllegung der Kernkraftwerke in Yongbyon ein guter Anfang sein könnten, da es dort viele verschiedene Anlagen gebe, darunter einen Reaktor sowie eine Anreicherungsanlage.
„Es ist gut die Produktion von Uran und Plutonium einzustellen, denn das könnte eine Bombe füllen“, so Johnson. „Aber sobald das erledigt ist, müssen die Waffen selbst, die Raketen und andere Teile von Atomprogrammen, die eine Bedrohung für die USA und die Region darstellen, einschließlich chemischer Waffen und vielleicht sogar biologischer Waffen angegangen werden.“
Korea zu konkreten Schritten drängen
Dr. Victor Cha, langjähriger Berater und Korea-Vorsitzender des Center for Strategic and International Studies (CSIS) ist der Meinung, dass die Vereinigten Staaten auf konkrete Schritte drängen sollten.
„Das bestmögliche Ergebnis wären konkrete Schritte Nordkoreas, wie die Gewährung des Zugang zu neuen Einrichtungen im Zusammenhang mit ihren Atom- und Raketenprogrammen“, so Cha in einem Interview nach der CSIS-Veranstaltung „Prospects for the Trump-Kim Vietnam Summit“ am 22. Februar.
„Das ganze sollte eingebettet sein in eine Verpflichtungserklärung und einem genauen Zeitplan folgen, um so die Demontage zu erleichtern“, so Cha weiter.
Trump verdient Anerkennung
Doug Bandow, Senior Fellow am Cato Institute, steht einem Friedensvertrag optimistisch gegenüber. Er ist der Meinung, dass Präsident Trump dafür Anerkennung verdient habe.
„Präsident Trump glaubt sehr an die persönliche Diplomatie. Dafür ist er bereit, mit den amerikanischen Traditionen zu brechen. Präsident Obama hätte unter diesen Bedingungen nie einen Gipfel in Betracht gezogen“, so Bandow.
„Präsident Trump hat gezeigt, dass er bereit ist, etwas Neues auszuprobieren. So hat Kim Jong Un die Chance, sich um ein echtes Friedensabkommen zu bemühen. Dafür verdient Präsident Trump Anerkennung.“
China kein Interesse am Frieden
Was die Rolle Chinas allerdings angeht, sehen die Experten diese in der Tat kritisch.
Laut Kazianis sind Wirschaftssanktionen gegen Nordkorea nicht möglich ohne, dass China davon betroffen ist, da 90 Prozent der Exporte Nordkoreas über China laufen. „Wenn China also den wirtschaftlichen Druck an einem Nachmittag beenden will, kann es das leider durch eine Öffnung der Grenze tun,“ so Kazianis.
Wenn China wirklich ernsthaft daran interessiert wäre, Nordkorea zur Entnuklearisierung zu zwingen, gäbe es laut Dr. Victor Cha zwei Möglichkeiten: „Entweder sie unterbrechen die gesamte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Nordkorea oder sie bieten Nordkorea eine Sicherheitsgarantie, einen Atomschirm.“
„China könnte beides tun, bleibt aber nach wie vor untätig“, so Cha weiter. „China bezieht keine Stellung und überlässt die schwere Aufgabe der USA. Doch die USA haben nicht die gleichen Möglichkeiten, wie China sie hat. China sitzt am längeren Hebel.“
„Jeder normale Mensch verstehe, dass die Entnuklearisierung und wirtschaftliche Entwicklung Nordkoreas China nicht nur Frieden bringen würde, sondern auch die stark rückläufige Wirtschaft im Nordosten Chinas retten könnte“, so der chinesische Politik- und Wirtschaftsanalytiker Qin Peng.
Dennoch sei es laut Peng kein Wunder, dass sich die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) nicht in den Friedensprozess einmische. Für die KPCh stehe der eigene Machterhalt an erster Stelle und nicht die Interessen der chinesischen und koreanischen Bevölkerung.
Ein wirtschaftlich dynamisches Nordkorea würde vielmehr für die Stabilität der KPCh zum Problem werden als ein verarmtes Nordkorea, so Peng weiter. Das sei auch der Grund, warum die KP Chinas das totalitäre Kim-Regime bewahren wolle.
Das Original erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von nh)
Originalartikel: Speculation mounts about trump kim summit
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion