Drama im Mittelmeer befürchtet – Kritiker: „Retter“ arbeiten mit Schleppern und tragen Mitschuld am Ertrinken der Flüchtlinge
Im Mittelmeer hat sich womöglich ein neues Flüchtlingsdrama ereignet: Freiwillige Helfer der deutschen Nichtregierungsorganisation „Jugend Rettet“ entdeckten vor der Küste Libyens ein leeres Schlauchboot mit Platz für bis zu 140 Menschen, wie die Sprecherin von Jugend Rettet, Pauline Schmidt, der Nachrichtenagentur AFP sagte. Andere Helfer fanden vier Leichen.
Die Crew des von Ärzte ohne Grenzen gecharterten Rettungsschiffs „Prudence“ fand 42 Seemeilen vor der Küste vier Leichen, wie die Organisation am Sonntag über den Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte.
Laut Schmidt hatte die Besatzung des Schiffes „Iuventa“ von Jugend Rettet am Samstag vergeblich bei Nebel und hohen Wellen nach einem Boot in Seenot gesucht, das die italienischen Küstenwache gemeldet hatte. Am Sonntagmorgen habe die Besatzung dann in der Nähe der libyschen Stadt Suwara das Boot gefunden. Es sei nur kurze Zeit auf dem Meer gewesen und trug nicht die üblicherweise von Rettungskräften hinterlassenen Markierungen.
Es sei nicht sicher, dass es sich um das gesuchte Boot handelte, aber es könne von einem Unfall ausgegangen werden, sagte Schmidt. Möglich ist, dass die Insassen von libyschen Fischern gerettet wurden. Aber die Internationale Organisation für Migration (IOM) verzeichnete in den vergangenen Tagen keine derartigen Einsätze in der Gegend.
Die IOM wurde zudem über den Fund von Leichen an einem Strand 30 Kilometer von Suwara entfernt informiert, konnte die Angaben aber zunächst nicht überprüfen.
Die Zahl der Menschen, die versucht, in zumeist kaum seetüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, nimmt wegen der milden Jahreszeit derzeit wieder zu. In diesem Jahr starben laut IOM bereits mehr als tausend Menschen; knapp 37.000 seien gerettet und nach Italien gebracht worden.
Retter Mitschuld am ertrinken der Flüchtlinge
Unterdessen werfen Beobachter den „Flüchtlingsrettern“ vor, am Ertrinken im Mittelmeer eine Mitschuld zu tragen. Früher haben Schleuser noch Fischerboote oder andere seetaugliche Schiffe besorgen, mit denen die Migranten bis kurz vor Malta oder Lampedusa gelangten. Jetzt greifen die Menschenhändler zu den günstigsten Gefährten, die es oft nicht weiter wie einige Kilometer vor die libysche Küste schaffen.
Die Schlepper rechnen nämlich mit den Rettungsaktionen direkt vor der Küste. Große Schiffe von Privatpersonen retten die Flüchtlinge vor Libyen und bringen sie nach Europa. Der Unterschied zwischen ihrer Tätigkeit und die der Schlepper ist schwer auszumachen.
„Flüchtlingshelfer“ arbeiten Hand in Hand mit Menschenhändlern
Zudem werfen Kritiker den privaten Flüchtlingshelfern vor, mit Schleppern in Libyen zusammenzuarbeiten. „Wir haben Beweise, dass es zwischen einigen Hilfsorganisationen und Menschenhändlern in Libyen direkte Kontakte gibt“, sagt der italienische Staatsanwalt Carmelo Zuccaro aus Catania in einem Interview mit der Zeitung „La Stampa“.
Zuccaro glaubt, das mit Anrufen bei den Organisationen belegen zu können, die direkt aus Libyen stammten. Außerdem gebe es Leuchtfeuer, die den Weg zu den Rettungsschiffen zeigten. Und immer wieder unterbrächen die Retter ohne ersichtlichen Grund den Funkverkehr.
Die Staatsanwaltschaft Catania hat Ermittlungen aufgenommen, nachdem die EU Grenzschutzagentur den im Mittelmeer tätigen privaten Rettungsorganisationen vorgeworfen hatte, als Taxi-Unternehmen für Schlepperbanden zu fungieren. (Siehe: Italienischer Staatsanwalt: NGOs arbeiten bei der Rettung von Flüchtlingen mit libyschen Schleppern zusammen)
(so/afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion