Die „Neue Weltordnung“ ist der Weltkommunismus
Das Endziel der kommunistischen Strategie war immer, eine kommunistische Weltregierung zu errichten. Schon Marx stellte klar, die „Emanzipation der Arbeiterklasse“ müsse „alle Länder“ umfassen. Mehr als ein halbes Jahrhundert später ist die sozialistische Umerziehung der westlichen Völker und die schrittweise Überführung ihrer früher noch souveränen Nationalstaaten unter die Kontrolle regionaler und globaler Regierungsstrukturen wie der EU und der UN offensichtlich.
„Nach dem Sieg der Arbeiterklasse […] wird es in keinem Land mehr soziale, nationale oder andere Ursachen für den Ausbruch eines Krieges geben. Aber das wird erst dann sein, wenn die ganze Welt unter die totale Kontrolle des sozialistisch-kommunistischen Systems gebracht wurde. Die Menschheit wird sich dann zu einer wahren Gemeinschaft gleicher Nationen vereinen.“
Nikita Chruschtschow (†), von 1953 bis 1964 Parteichef der KPDSU
Der Internationalismus gehörte seit jeher zu den Grundlagen des Marxismus, denn laut den Vordenkern dieser Ideologie seien nicht nationale oder ethnische Merkmale das massgebliche Kriterium, das über die Zugehörigkeit eines Individuums zu seiner grösseren sozialen Gruppe entscheidet. Massgeblich sei vielmehr, welcher Gesellschaftsschicht ein Individuum angehöre, denn ungeachtet ihrer nationalen oder ethnischen Identität würden die unteren Klassen einer Gesellschaft stets von den höheren Klassen ausgebeutet und unterdrückt. Auf dieser Behauptung aufbauend, forderte Karl Marx die „Proletarier aller Länder“ im Kommunistischen Manifest dazu auf, sich zu vereinigen und die bestehende Gesellschaftsordnung durch eine gewaltsame Revolution zu stürzen.
Zu einer ersten solchen Vereinigung, die vorgab, die Interessen des internationalen Proletariats zu vertreten, kam es im Jahr 1864 in Gestalt der „Internationalen Arbeiterassoziation“, in deren Gründungserklärung Marx schrieb, dass die „Emanzipation der Arbeiterklasse weder eine lokale, noch eine nationale, sondern eine soziale Aufgabe“ sei, „welche alle Länder umfasst“. In der Vorstellung von Marx sollte diese „Erste Internationale“ das zentralistische Führungsorgan für die noch zu gründenden „Arbeiterparteien“ in den einzelnen Nationalstaaten darstellen, was jedoch an internen Streitigkeiten scheiterte, an denen die „Erste Internationale“ schliesslich auseinanderbrach.
Angeregt durch Friedrich Engels folgte auf dem Internationalen Sozialistenkongress im Jahr 1889 die Gründung der „Zweiten Internationale“, die bis zum Ersten Weltkrieg existierte, der zum Ausbruch der Oktoberrevolution führte.
Lenins Entspannungspolitik
Nachdem die Oktoberrevolution der marxistischen Ideologie in Sowjetrussland erstmals ein staatliches Hinterland verschafft hatte, gründete Lenin im Jahr 1919 die „Dritte Internationale“ (Komintern), deren Zielsetzung darin bestand, auch in anderen Nationalstaaten ausserhalb des sowjetischen Einflussbereichs kommunistische Revolutionen zu entfachen und die russische Oktoberrevolution damit zum „Weltoktober“ auszuweiten. Doch die Niederlage der Sowjets im Krieg gegen Polen im Jahr 1921 und insbesondere das Scheitern des „Deutschen Oktobers“ im Jahr 1923 stellten einen schweren Rückschlag für die marxistischen Ambitionen dar. Denn anders als Lenin versprochen hatte, war der Erste Weltkrieg nicht zur Weltrevolution eskaliert und das „Goldene Zeitalter des Weltkommunismus“ war ausgeblieben.
Stattdessen stand die sowjetische Planwirtschaft des sogenannten „Kriegskommunismus“, der von Enteignungen, Kollektivierungen und mörderischem Terror geprägt war, schon zu Beginn der 1920er Jahre unmittelbar vor dem Kollaps. Deshalb führte Lenin im Jahr 1921 notgedrungen die „Neue Ökonomische Politik“ (NEP) ein, die weitreichende Liberalisierungen und die Wiedereinführung marktwirtschaftlicher Elemente in die sowjetrussische Planwirtschaft vorsah, wodurch einerseits der Zusammenbruch des Sowjetsystems abgewendet werden konnte und wodurch andererseits der Eindruck entstand, Russland wende sich von der kommunistischen Ideologie ab. In Verbindung mit Lenins aussenpolitischem Konzept der „friedlichen Koexistenz“ mit den westlichen Staaten gelang es Mitte der 1920er Jahre, die politische Isolation des kommunistischen Lagers zu überwinden. Doch dies änderte nichts an der Zielsetzung der von Moskau koordinierten „Dritten Internationale“, die auch weiterhin auf den kommunistischen Umsturz der einzelnen Nationalstaaten hinarbeitete.
Lenin hatte 1923 angekündigt, erst werde man Osteuropa einnehmen, dann die Massen Asiens und dann werde man die USA einkreisen, welche die letzte Bastion des Kapitalismus sein würden. Aber man würde nicht angreifen müssen, denn die USA würden wie eine reife Frucht in die Hände der Bolschewisten fallen. Bis dahin sollte die „friedliche Koexistenz“ in Verbindung mit der NEP der Sowjetunion eine „Atempause“ verschaffen, um den wirtschaftlichen Entwicklungsrückstand des Ostens auf das Niveau der westlichen Industrieländer anzuheben. Erst wenn dieses Ziel erreicht sei, sollte nach Lenins Plan die „zweite Phase des Sozialismus“ beginnen und mit ihr „die Reaktivierung des revolutionären Potentials in der westlichen Welt.“ Das heisst, erst dann sollte der offene Klassenkampf und mit ihm das Blutvergiessen der Oktoberrevolution zurückkehren.
Trotzki gegen Stalin
Nach dem Tod Lenins kam es in der Führung der KPdSU zu einem Richtungsstreit, der in einen offenen Machtkampf zwischen dem neuen Generalsekretär Josef Stalin und dem Kriegsminister Leo Trotzki eskalierte. Zwar waren sich Stalin und Trotzki über das Endziel der kommunistischen Strategie einig, nämlich eine globale Räteregierung zu errichten, umstritten war jedoch die Art und Weise wie dieses Ziel zu erreichen sei. Während Stalin zunächst die Errichtung des „Sozialismus in einem Land“ anstrebte, plädierte Trotzki für das Konzept der „permanenten Revolution im Weltmassstab“. Das heisst, Stalin wollte erst die kommunistische Gesellschaftsordnung in der Sowjetunion verwirklichen, um die Revolution anschliessend auf andere Staaten auszuweiten. Dieses Konzept hat zur Folge, dass der Kommunismus zeitweilig parallel zum Kapitalismus besteht, wodurch sich ein unvermeidbarer Wettbewerb zwischen den beiden Gesellschaftssystemen ergibt, in dem – wie die Praxis zeigt – der Kommunismus stets unterliegt. Stalins Konzept zur Errichtung des Weltkommunismus demonstriert vor der Weltöffentlichkeit also zwangsläufig die Ineffizienz und Widernatürlichkeit der marxistischen Ideologie und zwingt die Sowjets zur Abschottung ihres Herrschaftsbereichs.
Vor diesem Hintergrund bestand Trotzki mit seinem Konzept der „permanenten Revolution“ darauf, dass der Übergang vom Kapitalismus über den Sozialismus zum Kommunismus nur im Weltmassstab funktionieren könne. Das heisst, erst müsse durch die vorsätzliche Subversion der traditionellen und marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung in allen Staaten der Welt eine „Revolutionäre Situation“ erzeugt werden, bevor in einem anschliessenden, die ganze Welt erfassenden Umsturz sämtliche Nationalstaaten dem Diktat einer globalen Räteregierung unterworfen und gemeinsam in den Weltkommunismus überführt werden könnten.
Stalin disqualifiziert den Kommunismus
Nachdem sich Stalin in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre gegen Trotzki durchgesetzt hatte, begann die Phase des Stalinismus, die den marxistischen Plan, eine Weltrevolution zu entfachen und eine globale Räteregierung zu errichten, um Jahrzehnte zurückwarf. Denn bei dem Versuch, in der Sowjetunion die kommunistische Gesellschaftsordnung zu verwirklichen, machte Stalin die Liberalisierungen der NEP und der „friedlichen Koexistenz“ vorzeitig rückgängig. Stattdessen kehrte er zu den brutalen Methoden des Kriegskommunismus zurück, was verheerende Folgen für die sowjetische Wirtschaft hatte, denen Stalin mit Massendeportationen und Zwangsarbeitslagern entgegenzuwirken versuchte.
Anstatt die Arbeiterklasse in der damals beginnenden Weltwirtschaftskrise für die Weltrevolution zu begeistern, bewirkten die kommunistischen Verbrechen und die von Stalins Regime ausgehende Bedrohung eine antikommunistische Reaktion, die sich in Europa erst in Gestalt des Faschismus, des Nationalsozialismus und des Franquismus äusserte und die später in den USA zum Aufkommen des McCarthyismus führte. Infolge des Stalinismus war das kommunistische Lager zu Beginn der 1950er Jahre also wieder in einer ähnlichen Situation wie schon zu Beginn der 1920er Jahre. Das heisst, die sowjetische Planwirtschaft konnte im Wettbewerb mit den westlichen Staaten nicht bestehen und im beginnenden Kalten Krieg war der Kommunismus ideologisch diskreditiert und politisch isoliert.
Die Langzeitstrategie
Nach dem Tod Stalins im Jahr 1953 brach erneut ein Machtkampf an der Spitze des sowjetischen Regimes aus, den Nikita Chruschtschow letztlich für sich entscheiden konnte. In der Absicht, die Weltrevolution neu zu beleben, griff Chruschtschow nicht nur auf Lenins Konzepte der NEP und der „friedlichen Koexistenz“ zurück, sondern er integrierte auch Trotzkis Konzept der „permanenten Revolution“ in eine neue sowjetische Langzeitstrategie, die seit dem 20. Parteitag der KPdSU im Jahr 1956 auf die Vereinigung der Welt unter einer globalen sozialistischen Räteregierung zustrebt. Chruschtschow begann den Strategiewechsel damit, dass er Stalin zum Sündenbock für die Verbrechen des kommunistischen Regimes erklärte und einen langfristigen Prozess der Entstalinisierung einleitete, deren Zielsetzung Andrei Sacharow später wie folgt kommentierte: „Wir sind überzeugt, dass die kommunistische Weltöffentlichkeit sich gegenüber allen Versuchen einer Wiederaufrichtung des Stalinismus in unserem Land ablehnend verhält, denn sie wäre ein furchtbarer Schlag gegen die Anziehungskraft der kommunistischen Ideen in der ganzen Welt.“
Chruschtschow gab bei einem Besuch in den USA im Jahr 1959 überraschend offen zu erkennen, wie das an Trotzkis „permanente Revolution im Weltmassstab“ angelehnte Konzept der neuen sowjetischen Langzeitstrategie in der Praxis funktioniert. Chruschtschow kündigte dem US Landwirtschaftsminister Ezra Taft Benson an, dass seine Enkel im Kommunismus leben würden. Als Benson widersprach, sagte Chruschtschow:
„Ihr Amerikaner seid so naiv. Nein, ihr werdet den Kommunismus nicht freiheraus annehmen, aber wir werden euch den Sozialismus immer wieder in kleinen Dosen füttern, bis ihr am Ende aufwacht und feststellt, dass ihr den Kommunismus bereits habt.“
Noch deutlicher wurde Andrei Sacharow, der sogenannte „Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe“, der im Jahr 1968 ein Ende des Kalten Krieges und eine internationale Integration von Ost und West in eine globale sozialistische Gesellschaftsordnung forderte, bei der die „psychologische Einstellung“ der westlichen Völker so verändert werden müsse, dass sie „freiwillig“ die internationale Umverteilung ihres Wohlstands und die Errichtung einer Weltregierung unterstützen. Diese für das „friedliche Hineinwachsen“ in den globalen Sozialismus nötige „Änderung der Volkspsyche“ müsse „auf allgemeiner demokratischer Grundlage erfolgen, kontrolliert durch die öffentliche Meinung, durch alle demokratischen Mittel, wie Wahlen, Publikation usw.“ und eine wesentliche Rolle dabei spiele der angeblich durch industrielles Kohlendioxid ausgelöste Treibhauseffekt, der die Errichtung einer globalen sozialistischen Planwirtschaft erforderlich mache. Falls die westlichen Völker sich trotz dieser systematischen Umerziehung weigern sollten, von ihrer „feigen und egoistischen kleinbürgerlichen Ideologie“ und von „Militarismus, Nationalismus, Faschismus und Revanchismus“ abzulassen, dann drohe die Vernichtung der menschlichen Zivilisation in einem Atomkrieg.
Die Unterwanderung des Westens
Mehr als ein halbes Jahrhundert später ist die sozialistische Umerziehung der westlichen Völker und die schrittweise Überführung ihrer früher noch souveränen Nationalstaaten unter die Kontrolle regionaler und globaler Regierungsstrukturen wie der EU und der UN offensichtlich. Weniger offensichtlich ist, dass diese Entwicklung seit den 1950er Jahren und bis heute tatsächlich von Moskau betrieben wird, denn ein Vierteljahrhundert nach dem vermeintlichen „Zerfall der Sowjetunion“ ist die kommunistische Bedrohung aus dem öffentlichen Bewusstsein nahezu vollständig verschwunden. Als Folge davon bleibt dem oberflächlichen Betrachter die hintergründige Koordinierung Moskaus beim schleichenden Hineinwachsen der westlichen Staaten in den globalen Sozialismus verborgen.
Auf den ersten Blick scheinen die Protagonisten dieser Entwicklung sogar aus ganz anderen politischen Richtungen zu stammen. Dies erklärt sich dadurch, dass zu Trotzkis „permanenter Revolution“ auch das Konzept des sogenannten „Entrismus“ gehört, das vorsieht, bereits bestehende bürgerliche Parteien und Organisationen mit sowjetischen Einflussagenten zu unterwandern oder unverdächtig erscheinende Frontorganisationen zu gründen um unter ihrem Deckmantel – sozusagen unter falscher Flagge – die kommunistische Agenda umzusetzen. Erst wenn man sowohl die Ziele der sowjetischen Langzeitstrategie kennt, als auch mit dem trotzkistischen Konzept des „Entrismus“ vertraut ist, versteht man, warum zum Beispiel amerikanische „Neocons“ (mit trotzkistischer Vergangenheit) die westliche Welt in einen sinnlosen und aussichtslosen Krieg gegen den Islam geführt haben, warum scheinbare „Rechtsextreme“ (mit kommunistischer Vergangenheit) eine Auflösung der NATO fordern, warum angebliche „Umweltschützer“ (mit kommunistischer Vergangenheit) auf die Einführung einer globalen Planwirtschaft hinarbeiten oder warum sogar vorgeblich konservative Regierungschefs (mit kommunistischer Vergangenheit) die nationalstaatlichen Grenzen öffnen und eine millionenfache Zuwanderung von Ausländern vorantreiben, die in die traditionelle bürgerliche Gesellschaftsordnung nicht integrierbar sind.
Es lassen sich unzählige weitere Beispiele dafür aufzählen, wie unter dem Deckmantel der verschiedensten Parteien und Organisationen die Agenda der sowjetischen Langzeitstrategie umgesetzt wird. Am deutlichsten erkennbar sind die Auswirkungen von Trotzkis „permanenter Revolution“ jedoch am Beispiel der Europäischen Integration und des sogenannten Rio-Prozesses, der den „internationalen Klimaschutz“ zum Vorwand nimmt, um die UN zu einer Weltregierung auszubauen und eine internationale sozialistische Gesellschaftsordnung zu errichten. Im Verlauf dieser „permanenten Revolution“ werden die Regierungsorgane der einstmals souveränen Nationalstaaten zunächst zu Verwaltungshelfern der übergeordneten Regionalregierung und anschliessend der Weltregierung degradiert. Bis alle früheren Nationalstaaten – ethnisch und kulturell balkanisiert, wirtschaftlich und finanziell ruiniert und militärisch verteidigungsunfähig – ausreichend zersetzt sind, dass die aufkommenden sozialen Spannungen eine „Revolutionäre Situation“ entstehen lassen, die den bürgerkriegsartigen Umsturz der traditionellen Gesellschaftsordnung im Weltmassstab ermöglicht. Diese Möglichkeit könnte zur endgültigen Errichtung des Weltsozialismus genutzt werden.
Der Artikel erschien zuerst in der Express-Zeitung: Die «Neue Weltordnung» ist der Weltkommunismus
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