Die Marke „Islamischer Staat“ wächst – Die Terrormiliz hat sich längst neu erfunden
Der meistgesuchte Dschihadist der Welt ist der Iraker Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri, besser bekannt als Abu Bakr al-Bagdadi. Er ist der Chef der Dschihadistenmiliz IS und war bereits mehrfach für tot erklärt worden. Die Medienabteilung des Islamischen Staates präsentierte vergangene Woche ein Video des Oberhauptes.
Dabei sitzt al-Bagdadi im Schneidersitz auf Kissen gebettet mit einem Gewehr und neben ihm drei getreue IS-Kämpfer. Vermeintlich in bester Gesundheit ist es sein erstes Lebenszeichen seit knapp fünf Jahren. Im Jahr 2014 sah man ihn in Mossul als er die Kanzel einer Moschee betrat und vor seinen Anhängern das Kalifat ausrief („Bild“).
Das Video ist eine sorgfältig geplante Inszenierung, sind doch Geheimdienste und Terroristenjäger scharf auf jedes Lebenszeichen des Anführers. Im 18-minütigen Video spricht al-Bagdadi eine wegweisende Botschaft an seine Anhänger aus. Man gibt sich medienorientiert, das zeigt schon der Titel „Zu Besuch beim Emir“.
Eine Homestory „Zu Besuch beim Emir“
Es wird nicht gepredigt, vielmehr zeigt er sich redselig mit seinen vermummten IS-Kämpfern. Keine wackelige Kamera, kein Höhlenversteck. Der Chef lässt seine Anhänger und die Welt daran teilhaben, wie er den IS verwaltet. Die Provinzen werden genau geplant, so gebe es die neue Unterabteilung Türkei. Ein Zeichen für Expansion, nachdem man Gebiete wie Syrien verloren hatte. Die Marke IS unterliegt einem Umbruch und den leitet der Kalif höchstpersönlich.
Syrien und Irak sind nur noch Unterprovinzen wie der Jemen und Somalia. Die „Welt“ schreibt:
Diese Restrukturierungsmaßnahme hat es für die Gruppe viel einfacher gemacht, die Gebietsverluste zu kommunizieren: In einem globalen Projekt fällt es nicht so sehr ins Gewicht, wenn in zwei Unterprovinzen Gebiete wegfallen.“
Der IS-Plan scheint trotzdem erfüllt, denn das Projekt Islamischer Staat ist größer geworden. Die Marke IS hat sich etabliert. „Die angereisten Kämpfer aus weiten Teilen der Welt tragen Botschaft und Kampferfahrung zurück in die Heimatländer, wo sie lokale Milizen anleiten. Die Anschläge von Sri Lanka dürften nur ein erstes Beispiel für diese Unternehmung sein“, schreibt die „Welt“.
Der IS ist geschlagen – und wächst
Terrorexperte Charles Lister bringt ein düsteres Bild: Im Gebiet von Irak beispielsweise sollte man glauben, dass der IS auf dem Rückzug sein. Scheinbar, denn die Zahl der Angriffe im Irak sei seit Beginn des Jahres immer mehr gestiegen. Beispiel Februar: Hier gab es durchschnittlich vier Angriffe pro Tag im Land.
Die „Welt“ bringt es auf den Punkt: „Die meisten Gebiete, aus denen die Miliz einmal vertrieben worden war, erhielten anschließend keinerlei Schutz oder Unterstützung. Schon errichte der IS nachts wieder Kontrollpunkte an den Straßen. Die Herrschaft bei Nacht ist bei Terrororganisationen von al-Qaida bis zu den Taliban die klassische Vorbereitung für die vollständige Machtübernahme. Und die Truppen dafür stehen schon bereit.“
Insgesamt seien allein im Zweistromland wie Irak etwa 100.000 IS-Sympathisanten versammelt (z. B. in Gefängnissen usw.) und durch schwierige Lebensumstände empfänglich seien. In Syrien sieht man das Potenzial noch größer:
Allein in der syrischen Provinz Deir Ezor wurden etwa 40.000 Kinder gezählt, die im Kalifat aufgewachsen und indoktriniert worden sind, und die derzeit keinerlei Betreuung erhalten. Weitere Zehntausende Sunniten aus ehemaligen IS-Gebieten leben heute in Lagern für Binnenflüchtlinge.“
Laut dem Pentagon könnte der IS innerhalb von sechs Monaten ein Gebiet besetzen, wenn der militärische Druck vorerst abnimmt. Vor allem wegen der sozialen Nöte der Sunniten in beiden Ländern ist dies leicht denkbar.
Lister schreibt im „Politico“: „Wenn man die Territorien, die man dem IS unter so großen Mühen abgerungen hat, jetzt sich selbst überlässt, dann ist ein Überleben und ein späteres Comeback der Gruppe garantiert.“ (cs)
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