Chinas Smartphone-Hersteller ZTE vor dem Bankrott? – USA stoppen Lieferung von Elektronikteilen
Die USA verbieten amerikanischen Firmen ab sofort die Lieferung von technischen Teilen und Software an den chinesischen Smartphonehersteller ZTE.
Die Entscheidung wurde Mitte April vom US-Handelsministerium bekannt gegeben. Zuvor stellte das US-Ministerium fest, dass ZTE die Bedingungen einer vorherigen Gerichtsvereinbarung nicht eingehalten hatte.
Die Entscheidung der USA könnte sich fatal auf Chinas zweitgrößtes Telekommunikationsunternehmen auswirken.
China’s Tricks
Im Jahr 2017 wurde ZTE vor einem US-Bundesgericht für schuldig befunden. Der Grund: Das Unternehmen umging US-Embargos, indem es amerikanische Technologieteile kaufte, sie in ZTE-Geräte einbaute und dann illegal in den Iran verschickte. Der Gerichtsfall war das Ergebnis einer fünfjährigen Bundesuntersuchung.
Das Unternehmen zahlte 890 Millionen Dollar an Bußgeldern und Strafen, wobei eine zusätzliche Strafe von 300 Millionen Dollar verhängt werden konnte.
Als Teil der Vereinbarung sollte ZTE auch vier leitende Angestellte entlassen und 35 weitere disziplinieren. Das Unternehmen sollte entweder die Boni der Betroffenen kürzen oder diese zurechtweisen. Im März gab das Unternehmen gegenüber US-Beamten zu, dass es zwar die vier leitenden Angestellten entlassen aber die 35 anderen Mitarbeiter nicht diszipliniert hatte.
Harter Schlag für ZTE
„Dieses [Verbot] wird für das Unternehmen verheerend sein, da es auf US-Produkte und Software angewiesen ist“, sagte Douglas Jacobson, ein Anwalt für Exportkontrolle, der die Lieferanten von ZTE vertritt, gegenüber Reuters. „Es wird ihnen die Produktion sehr erschweren und kurz- und langfristige negative Auswirkungen auf das Unternehmen haben.“
„Die Entscheidung des US-Handelsministeriums bedeutet auch, dass ZTE möglicherweise nicht in der Lage ist, Googles Android-Betriebssystem in seinen mobilen Geräten zu verwenden“, sagte eine Quelle, die mit der Angelegenheit vertraut ist, zu Reuters.
„ZTE und Googles Muttergesellschaft, Alphabet Inc. haben die Auswirkungen des Verbots diskutiert“, fügte die Quelle hinzu, aber die beiden Unternehmen seien sich noch unklar über die Verwendung von Android durch ZTE.
Das chinesische Unternehmen lieferte im vergangenen Jahr 46,4 Millionen Smartphones aus und belegte damit den siebten Platz unter den Android-basierten Herstellern, berichtet das Forschungsunternehmen IHS Markit.
Einen Tag nach dem Verbot des US-Handelsministeriums schlug die Federal Communications Commission (FCC), die die US-Telekommunikationsindustrie reguliert, die Einführung einer neuen Regelung vor. Mit dieser Maßnahme soll verhindert werden, dass US-Regierungsprogramme von Unternehmen kaufen, die – nach eigenen Angaben – eine Sicherheitsbedrohung für US-Telekommunikationsnetze darstellen. Davon wäre wahrscheinlich nicht nur ZTE, sondern auch der konkurrierende chinesische Smartphonehersteller Huawei Technologies betroffen.
Die vorgeschlagene FCC-Regel würde verhindern, dass Geld aus dem 8,5 Milliarden Dollar FCC Universal Service Fund, der Subventionen für Telefondienste in armen und ländlichen Gebieten beinhaltet, für Waren oder Dienstleistungen von Unternehmen oder Ländern ausgegeben wird, die eine „nationale Sicherheitsbedrohung für die Integrität von Kommunikationsnetzen oder deren Lieferketten darstellen“, so die FCC.
„Versteckte ‚Hintertüren‘ zu unseren Netzwerken in Routern, Switches und anderen Netzwerkgeräten können es feindlichen ausländischen Mächten ermöglichen, Viren und andere Malware zu injizieren, private Daten von Amerikanern zu stehlen, US-Unternehmen auszuspionieren und mehr“, sagte der FCC-Vorsitzende Ajit Pai, der den Vorschlag machte.
Pai spezifizierte zwar China oder einzelne Firmen nicht, dennoch teilte er die Sorgen der US-Gesetzgeber über Spionagedrohungen von Huawei, dem drittgrößten Smartphonehersteller der Welt. Seine Bedenken gegenüber der chinesischen Firma teilte der FCC-Vorsitzende dem Kongress in einem Brief mit.
Republikanische US-Senatoren haben bereits Gesetze eingeführt, die die US-Regierung davon abhalten, Telekommunikationsanlagen von Huawei und ZTE zu kaufen oder zu leasen. Diese Maßnahme kam zustande, da es große Bedenken hinsichtlich des potenziellen Einsatzes der Technologie für eine Ausspähung von US-Beamten gibt.
ZTEs Abhängigkeit von US-Firmen
Ein von chinesischen Beamten geleakter Bericht aus dem Jahr 2016 enthüllte, wie beunruhigend die Situation für ZTE bereits ist.
Im März 2016, bevor ZTE das Bundesgerichtsverfahren beilegte, war das Unternehmen von den Auswirkungen eines vorübergehenden US-Exportverbots für technische Teile betroffen. Dies war eine Folge von Sanktionsverletzungen.
Ungefähr einen Monat später veröffentlichte CCID, eine dem chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie angegliederte Denkfabrik in Peking, einen Bericht über die Auswirkungen des Verbots.
Der Think Tank stellte fest, dass ZTE bei der Herstellung seiner Smartphones stark auf ausländische Chips und optische Module wie 4G-Basisband-Chips von Xilinx, FPGA-Chips von Intel und Hochfrequenz-Chips von Skyworks und Qorvo – alles amerikanische Chiphersteller – angewiesen war.
Im Jahr 2014 war ZTEs größter Chiplieferant Broadcom mit einem Einkaufsvolumen von 1,3 Milliarden Dollar. Insgesamt kaufte ZTE 53 Prozent seiner Chips von amerikanischen Firmen im Wert von 3,1 Milliarden Dollar.
Der Bericht kam zu dem Schluss, dass alle US-Sanktionen eine „zerstörerische Wirkung“ auf ZTE haben würden und dass sich ZTE ohne US-Lieferanten nur auf seinen eigenen Bestand an Chips verlassen könnte. Innerhalb von drei Monaten nach einem US-Verbot würde ZTE „am Rande des Bankrotts stehen“, so der Bericht.
Ein Verbot hätte auch Auswirkungen auf die chinesische Technologieindustrie im Allgemeinen, hieß es damals.
Huawei
Auch der Hauptkonkurrent von ZTE, Huawei, ist in Schwierigkeiten. Diesen Monat entließ Huawei seinen Vizepräsidenten für externe Angelegenheiten, Bill Plummer, zusammen mit vier anderen Angestellten aus dem Geschäftssitz in Washington. Schuld daran war ein Schwall von schlechten Nachrichten. So berichten es Quellen, die mit dem Geschehen vertraut sind, der Agentur Reuters.
Huaweis geplantes Abkommen mit dem US-Unternehmen AT&T über den Verkauf seiner Smartphones in den Vereinigten Staaten, scheiterte im Januar. Grund dafür waren die Sicherheitsbedenken der US-Gesetzgeber.
Im März gab der Elektronikhändler Best Buy bekannt, dass er die Verbindung zu Huawei abbricht und den Verkauf von Huawei-Geräten einstellen wird.
Auch Huaweis CEO Ren Zhengfei hat einen einzigartigen Hintergrund. Laut einer Studie der RAND Corporation aus dem Jahr 2005 war Ren ein ehemaliger Direktor der Information Engineering Academy des chinesischen Militärs. Nachdem er 1988 Huawei gegründet hatte, nutzte Ren die Verbindungen seines Schwiegervaters – ein ehemaliger stellvertretender Gouverneur der Provinz Sichuan – um Verträge zur Einrichtung elektronischer Schaltsysteme für das Militär zu erhalten.
Die ehemalige Vorsitzende des Unternehmens, Sun Yafang, arbeitete viele Jahre im chinesischen Ministerium für Staatssicherheit, einer Nachrichten- und Sicherheitsbehörde, bevor sie 1992 zu Huawei wechselte. Sun Yafang war für die Geschäfte mit verschiedenen Regierungen und deren Militärs zuständig.
Reuters hat zu diesem Bericht beigetragen.
Das Original erschien in der englischen EPOCH TIMES (deutsche Bearbeitung von tp).
Originalartikel: Chinese Smartphone Maker ZTE in Dire Straits After US Ban on Exporting Tech Parts
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