China-Spediteur: Lieferengpass für Industrie schon kommende Woche möglich
Bislang sind die Folgen des Coronavirus für die deutsche Industrie und die hiesige Wirtschaft nicht sonderlich stark. Wegen des chinesischen Neujahrs wären die Unternehmen in China ohnehin geschlossen gewesen. Deutsche Unternehmen konnten deshalb ihre angesammelten Vorräte erst einmal aufbrauchen.
„Business Insider“ hat die Berliner Spedition „Freighthub“ zu den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus in Deutschland befragt. Freighthub hat Niederlassungen in Hongkong sowie auf dem chinesischen Festland in Shenzhen, Shanghai, Ningbo. Auf ihrer Webseite bezeichnet sich das Unternehmen als das „Rückgrat des globalen Warenhandels“. Die Firma arbeitet mit über 1000 Verfrachtern zusammen und hat sich nach eigener Angabe „zum führenden digitalen Spediteur für See- und Luftfracht zwischen Europa, Asien und Nordamerika entwickelt“.
Worst case: Chinesische Firmen bleiben auf unabsehbare Zeit geschlossen
Viele Kunden sind verunsichert [und] (…) fühlen sich an die Sars-Epidemie vor 17 Jahren erinnert, die ebenfalls in China ausbrach und Unternehmen teils beträchtliche Verluste bescherte“, sagt Michael Ardelt, Manager bei Freighthub, gegenüber Business Insider.
Die amtlich verordnete Betriebsruhe endet in Wuhan am 9. Februar. Wie es weitergehen könnte, beschreibt Freighthub mit drei Szenarien:
Fall 1 – der schlimmste Fall: Das Gros der chinesischen Firmen bleibt auf unabsehbare Zeit weiter geschlossen. Ein Fall, den Freighthub für gut möglich hält. Denn China erwecke derzeit nicht den Eindruck, als habe es den Virus im Griff.
Fall 2: Nur die Provinz Hubei bleibt auf unabsehbare Zeit weiter geschlossen. Alle anderen Unternehmen laufen ab kommenden Montag wieder ganz normal.
Fall 3 – der beste Fall: Der Betrieb läuft – außer in der Provinz Hubei – ab kommender Woche ganz normal wieder an. Die Provinz Hubei startet vier Tage später.
Was kann die Autoindustrie jetzt tun?
Im besten Fall könnte es zu Engpässen vor allem bei der Zollabfertigung an den Häfen kommen. Im Fall Nummer 2 sieht die Spedition „schwerwiegende Auswirkungen“ für die Pharma- und Automobilindustrie.
In Wuhan sind von den weltweit führenden Unternehmen mehr als 300 angesiedelt, berichtete „zerohedge“. An deutschen Unternehmen sind unter anderem Volkswagen, BMW, der Autozulieferer Schaeffler, Brose, Bosch, Mahle, Siemens, SAP, Telekom, Webasto, Metro, tesa und Fresenius vertreten.
Epoch Times hat eine vollständige Liste über Unternehmen aus Deutschland bei der Industrie- und Handelskammer in China angefordert. Doch die Liste kann aktuell nicht zur Verfügung gestellt werden, da wegen des Coronavirus dort nicht gearbeitet wird.
Und was passiert im ‚worst case‘? „Business Insider“ sieht die Chemiebranche, den Fahrzeugbau, die Textilbranche und die Elektronikindustrie gefährdet. Hier könnte es zu Problemen bei Lieferketten kommen, denn den deutschen Herstellern könnten dann Lieferteile fehlen. Es blieben nur die Optionen: „Produktion herunterfahren“ oder „Alternativen finden“.
Autoindustrie besonders gefährdet
Ein wichtiger Produktionsbereich in Wuhan sind die Automobilindustrie und der Maschinenbau. 200.000 Menschen sind in zehn Autofabriken in Wuhan beschäftigt, die ihre Arbeit teilweise unterbrochen haben.
China als wichtigster Handelspartner Deutschlands
China liegt hinter den USA und Frankreich auf Platz Nummer drei der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Deutschland importierte im Jahr 2018 Güter im Wert von rund 106 Milliarden Euro. Die Exporte nach China betrugen 93 Milliarden Euro. Das Handelsvolumen (also der Wert der gehandelten Güter) betrug mit China fast 200 Milliarden Euro. Das ist ein Drittel des Handelsvolumens der EU mit China.
Ein weiteres Beispiel ist Apple. Die Stadt Zhengzhou wurde am 4. Februar abgeriegelt, es herrscht Ausgangssperre. In dieser Stadt befinden sich die wichtigsten Produktionslinien des iPhone (Apple/Foxconn). Täglich wird normalerweise eine halbe Million iPhones produziert, was der Hälfte der weltweiten iPhones-Produktion entspricht. Die Produktion wurde bis zum 9. Februar zwangsweise gestoppt.
Die Produktion von Foxconn in anderen Städten pausiert ebenfalls: In Suzhou bis zum 8., in Shanghai bis 9. und in Dongguan (Provinz Guangdong) bis 10. Februar.
Laut chinesischen Statistiken gaben Chinesen zum Neujahrsfest 2019 allein für Kino, Einkaufen und Besuchen in Restaurants insgesamt ca. 1.524 Mrd. RMB Yuan aus (ca. 200 Mrd. Euro), das entspricht ungefähr 1 Prozent des BIP im gesamten Jahr. Dieser Betrag fällt 2020 fast gänzlich aus, sagt der pensionierte Finanz- und Bankexperte Dr. Ng Ming Tak gegenüber Epoch Times in Hongkong.
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