Angekettet zur Besserung: Hunderte gefolterte und missbrauchte Schüler aus Koran-Schule in Nigeria befreit
Kaduna, Nord-Nigeria: Im überwiegend muslimischen Norden Nigerias gibt es viele private Koranschulen, so auch in der zentral im Land gelegenen Millionenstadt Kaduna. Das islamische Internat bestand den Angaben zufolge seit rund zehn Jahren.
Am Donnerstag führten anonyme Hinweise von Nachbarn die Polizei in die Koranschule. Dort fanden sie mehr als 300 Männer und Jungen, hauptsächlich aber Kinder, die unter „unter den schlimmsten und unmenschlichsten Bedingungen festgehalten wurden, um ihnen den Koran beizubringen und sie zu reformieren“, wie Polizeisprecher Yakubu Sabo am Freitag der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Gefangen, vergewaltigt, ermordet
Viele waren gefesselt, als man sie fand. Etwa 100 Schüler, darunter Kinder im Alter von neun Jahren, seien in einem kleinen Raum angekettet gewesen. Sie gaben laut „Daily Mail“ an, gefoltert, sexuell missbraucht und gefangen gehalten worden zu sein.
Ali Janga, Polizeichef des gleichnamigen Bundesstaates Kaduna, sagte, es handele sich um einen Fall von „menschlicher Sklaverei“, es sei ein „Haus der Folter“ mit Männern und Jungen aus Burkina Faso, Mali und anderen afrikanischen Ländern.
Ein 42-jähriger Mann, Bello Hamza, der hier festgehalten wurde, sagte der „Nigerian Tribune“: „Ich habe drei Monate hier mit Ketten an meinen Beinen verbracht. Ich soll meinen Master in der University Pretoria South Africa fortsetzen. Ich habe die Zulassung zum Studium der Angewandten Mathematik erhalten, aber hier bin ich angekettet.Sie behaupten, uns den Koran und den Islam beizubringen, aber sie tun hier eine Menge Dinge. Sie unterwerfen die Jüngeren der Homosexualität.“
Wer weglaufen wollte, bekam schwere Strafen, wurde gefesselt und an die Decke gehängt. „Doch wenn man Homosexualität betrieb, wurde man nicht bestraft“, so Hamza, der auch erzählte, dass er gesehen habe, wie Menschen an Folter hier gestorben seien.
Betreiber: Nur den Islam gelehrt
Zu den Vorwürfen sagte der Besitzer der Schule, dass alles was sie täten, sei, den Islam zu lehren. Sie täten nichts anderes, als den Koran zu rezitieren, zu beten und Allah anzubeten.
Die Behauptungen über Folter und sexuelle Missbräuche wurden abgestritten. Dass Schüler in Ketten lagen, musste aufgrund der Tatsachenlage zugegeben werden. Die Erklärung dafür: Das seien die Hartnäckigen, die versucht hätten wegzulaufen. Alle anderen seien nicht angekettet.
Der Betreiber und sechs seiner Mitarbeiter wurden laut Polizei festgenommen.
Eltern brachten Kinder zur Koranschule
Zwei der Kinder sagten der Polizei, dass sie von ihren Eltern aus Burkina Faso zur Koranschule gebracht wurden, andere kamen aus Kaduna. Diese wurden gleich von der Polizei kontaktiert. Die Eltern waren „schockiert und entsetzt“, als sie den Zustand ihrer Kinder sahen. Nur alle drei Monate durften sie ihre Kinder besuchen und nur in ausgewählten Bereichen des Geländes, so die „Daily Mail“. Ins Haus selbst durften sie nicht.
Die Kinder sollten den Koran und gute Manieren lernen, von Krankheiten oder Drogensucht sich erholen. Doch als sie gefunden wurden, lagen ihre Hände und Füße in Ketten und sie hatten grauenvolle Narben auf dem Rücken. (sm)
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