23 Tote bei Anschlag auf koptische Christen in Kairo
Bei einem Anschlag auf koptische Christen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind am Sonntag mindestens 23 Menschen getötet worden. In einer an die Sankt-Markus-Kathedrale angrenzenden Kirche sei am Vormittag ein Sprengsatz detoniert, berichteten Sicherheitsvertreter. 49 Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt. Zu dem Attentat bekannte sich zunächst niemand.
Die Bombe aus rund zwölf Kilogramm TNT explodierte laut den Sicherheitsvertretern gegen 10.00 Uhr Ortszeit in der kleinen Kirche Sankt Peter und Paul. Diese grenzt an die Sankt-Markus-Kathedrale, dem Sitz des koptischen Patriarchen Tawadros II., an. Die Wucht der Explosion ließ die meisten Glasfenster der Kirche zerbersten und riss die Kirchenbänke um. Überall waren Blutspuren zu sehen, auf dem Boden des Gotteshauses lagen Schuhe und andere persönliche Gegenstände der Gläubigen.
Die meisten Opfer waren nach Angaben der Regierung Frauen. Das Gesundheitsministerium nannte am Abend neue Opferzahlen, nachdem zuvor von 25 Toten und etwa 30 Verletzten die Rede gewesen war.
Polizisten sperrten die umliegenden Straßen ab und nahmen die Überwachungskameras aus der Kirche mit. Nach Angaben des Leiters der koptischen Kirche in England, Generalbischof Angaelos, ist die Sankt-Peter-und-Paul-Kirche bei den Gläubigen in Kairo sehr beliebt. Die Messe am Sonntagmorgen sei dort abgehalten worden, weil die Kathedrale renoviert werde.
PerfideS Kalkül der Täter und ihrer Hintermänner
Der ägyptische Präsident Fattah al-Sisi verurteilte die „feige“ Tat und rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Der Anschlag ziele auf die ganze „Nation mit ihren Christen und Muslimen ab“, erklärte er. Er fügte hinzu, Ägypten werde dadurch nur „noch geeinter“. Auch die koptische Kirche erinnerte an die „nationale Einheit“ aller Ägypter. Die höchste Autorität der sunnitischen Muslime, Scheich Ahmed al Tajeb von der Kairoer Al-Azhar-Universität, verurteilte ebenfalls die „niederträchtige“ Tat.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte den Anschlag „entsetzlich“. „Wir stehen im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Ägyptens“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das perfide Kalkül der Täter und ihrer Hintermänner sei, das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, zwischen Christen und Muslimen, mit terroristischer Gewalt zu hintertreiben. Auch Steinmeiers französischer Kollege Jean-Marc Ayrault sicherte Ägypten die Solidarität seines Landes zu.
Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Die Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt. Dschihadisten-Gruppen werfen den Kopten in Ägypten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi Mitte 2013 unterstützt zu haben.
Der Anschlag in Kairo war der folgenreichste Angriff auf Kopten seit der Neujahrsnacht 2011, als bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche in der Küstenstadt Alexandria 21 Menschen getötet worden waren. (afp)
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