Lauterbach lehnt Rücktritt ab: Verantwortung bei STIKO, Fachleuten und „der gesamten Wissenschaft“

Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach lehnt einen Rücktritt wegen der Impfschäden und -todesfälle ab. Im Bundestag erklärte er, dass die Impfempfehlungen während der Coronazeit von der STIKO und der „gesamten Wissenschaft“ gestammt hätten.
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht nach einem Treffen des Runden Tischs des Bundesgesundheitsministeriums zu Long Covid.
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht nach einem Treffen des Runden Tischs des Bundesgesundheitsministeriums zu Long Covid.Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Von 27. April 2024

Einen guten Monat nach Veröffentlichung der „RKI-Files“ hat Prof. Karl Lauterbach (SPD), der Chef des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die Verantwortung für Impfschäden und -todesfälle von sich gewiesen. Während einer Befragung der Bundesregierung am 24. April 2024 im Plenarsaal des Bundestags sagte er:

Die Impfungen sind damals empfohlen worden von der Ständigen Impfkommission [STIKO], von den Fachexperten, von der gesamten Wissenschaft. Es ist derzeit unstrittig, dass die Impfungen Hunderttausende Menschen in Deutschland das Leben gerettet haben. Daher sind die Impfungen ein Segen. Und wenn wir die Impfungen nicht gehabt hätten, dann wäre die Corona-Pandemie noch eine viel größere Katastrophe gewesen, als sie ohnedies gewesen ist.“

Lauterbach hatte noch Mitte Juli 2022 im „Spiegel“ (Bezahlschranke) auch Menschen unter 60 Jahren geraten, sich einen zweiten „Booster“ und damit Impfung Nummer vier abzuholen.

Damit war er von der allgemeinen Empfehlung der STIKO abgewichen, die das damals nur für Menschen Ü70 empfohlen hatte. Nach Angaben von n-tv relativierte kurz darauf ein BMG-Sprecher den Rat seines Chefs: Es handele sich um eine „individuell zutreffende Entscheidung“, die „mit dem Arzt entsprechend besprochen werden“ solle.

Bedauern über Impfschadensopfer

Lauterbachs aktueller Stellungnahme vorausgegangen war eine Frage des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner. Unter Bezugnahme auf Lauterbachs Zitat vom Oktober 2021, nach dem „Impfverweigerer“ im März 2022 „entweder geimpft, genesen oder leider verstorben“ seien, wollte Brandner wissen, was der Minister jenen Familien sagen würde, die nun womöglich auch wegen Lauterbachs stetiger Impfappelle einen Sterbefall zu beklagen hätten.

BMG-Chef Prof. Karl Lauterbach während seiner Befragung im Bundestag am 24. April 2024.

Prof. Karl Lauterbach während seiner Befragung im Bundestag am 24. April 2024. Foto: Bildschirmfoto/Bundestag.de

Lauterbach wies zunächst darauf hin, dass sich zu jener Zeit die „Omikron-Variante“ gegenüber der weniger harmlosen „Delta-Variante“ durchgesetzt hatte. Andernfalls hätte es noch mehr Tote gegeben.

„Auf dem Hintergrund müssen auch die damaligen Aussagen und auch die Impfempfehlungen gesehen werden“, betonte der BMG-Chef. Ihm tue „jeder Mensch […] leid“, „der durch eine Impfung einen Schaden genommen“ habe – ganz gleich, ob es sich um eine leichte oder schwere Impfnebenwirkung handele oder ob der Betroffene „im Einzelfall auch dann verstorben“ sei, sagte Lauterbach (Video ab ca. 13:00 Min. auf „Bundestag.de“).

Brandner legt Lauterbach Rücktritt nahe

Doch Brandner gab sich mit den Einlassungen des Ministers nicht zufrieden und verlangte dessen Rücktritt als Politiker. Er verwies auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), nach dem es einer Regierung verboten sei, „Menschenleben gegen Menschenleben“ aufzurechnen.

In der Tat hatte der Erste Senat des BVerfG am 15. Februar 2006 entschieden, dass die „Streitkräfte“ nicht ermächtigt werden dürfen, „ein Luftfahrzeug abzuschießen, das gegen das Leben von Menschen eingesetzt werden soll, […] soweit davon tatunbeteiligte Menschen an Bord des Luftfahrzeugs betroffen werden“.

Die Überlegung, dass durch den Abschuss an Bord eventuell weniger Menschen sterben könnten, als Todesopfer am Boden zu erwarten seien, sei „mit dem Recht auf Leben nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG in Verbindung mit der Menschenwürdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG nicht vereinbar“ (Az: 1 BvR 357/05).

Brandner zog daraus eine Parallele zu Lauterbachs stetiger Werbung für die COVID-19-Impfung. Sinngemäß: Selbst wenn man gewusst hätte, dass die Impfung Menschenleben retten würde, sei deren Empfehlung im Sinne des BVerfG-Urteils verboten.

Lauterbach: „Sie sollten sich schämen“

Lauterbach reagierte pikiert, ohne inhaltlich darauf einzugehen: „Gestatten Sie mir eine offene Bemerkung: Für eine solche Unterstellung und eine Einlassung hier sollten Sie sich schämen. Das ist meine Überzeugung.“

Während der Minister sein Mikrofon unter dem Applaus sämtlicher Fraktionen mit Ausnahme der AfD ins Pult zurückschob, zeigte Brander allerdings keine Reue. Im Gegenteil legte er nach: „Sie haben die Menschen auf dem Gewissen!“

Bereits am 28. März 2024, eine Woche nach Veröffentlichung der RKI-Protokolle durch das „Multipolar-Magazin“, hatte Lauterbach betont, dass er selbst nur „beratend tätig“ gewesen sei, als die „wichtigen Entscheidungen“ unter seinem Vorgänger Jens Spahn (CDU) getroffen worden seien.

Dass Deutschland während der Coronajahre insgesamt „vorsichtiger“ gewesen sei als andere Länder, habe „viele Leben gerettet“ und „viele Fälle von Long COVID vermieden“ – gerade in der frühen Phase ohne Impfung, erklärte der BMG-Chef damals.

Leben gerettet oder Leben gekostet?

Die Schutzwirkung der Impfung ist auch gut drei Jahre nach Beginn ihres milliardenfachen Einsatzes umstritten. Wie kann man sicher sein, dass die Impfung überhaupt Menschenleben rettet? Kann man sagen, dass jemand ohne Impfung auf jeden Fall an Corona gestorben wäre? Selbstverständlich nicht. Deshalb beruhen entsprechende Untersuchungen auch auf Modellen, Annahmen und Hochrechnungen.

Eine erst im Januar 2024 vorgestellte Studie der WHO stellte für die „Europäischen Region“ fest, dass „COVID-19-Impfungen“ im Zeitraum zwischen Dezember 2020 und März 2023 „die Zahl der pandemiebedingten Todesfälle um mindestens 57 % reduziert und damit […] über 1,4 Mio. Menschenleben gerettet“ hätten. Fast alle beträfen die Generation Ü60. „Die Beweise sind unwiderlegbar“, erklärte damals der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge.

Im Abstract der Studie (PDF) findet sich der Hinweis, dass die Autoren „die Anzahl der direkt geretteten Leben nach Altersgruppe, Impfdosis und Verbreitung“ auf Grundlage ihrer Datensätze „geschätzt“ hatten. Als Basis hatten die Wissenschaftler laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) wöchentliche COVID-19-Daten, Sterbestatistiken und „Wirkeffektivitäten der Impfstoffe“ verwendet.

Die FAZ erklärte in ihrem Artikel zur WHO-Europa-Studie, dass rund 166.000 Todesfälle allein in Deutschland per Impfung vermieden werden konnten. Demgegenüber stünden gut 178.000 Menschen, die „an den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion“ verstorben wären.

Das Bundesamt für Statistik weist mit Stand 17. April 2024 inzwischen 183.027 Todesfälle „in Zusammenhang mit dem Coronavirus“ aus. Wie viele darunter tatsächlich „an“ und wie viele nur „mit“ Corona gestorben waren, lässt sich mangels Obduktionen nicht sagen. Der „Zusammenhang“ wird aufgrund eines positiven PCR-Tests festgestellt.

Risikoanzeichen für Geimpfte unter 60

Bereits ein knappes Jahr nach Beginn der globalen Impfkampagne im Dezember 2021 hatte die britische Sterbe- und Todesursachenstatistik ein ganz anderes Bild als die WHO-Studie gezeichnet. Demnach hatte es deutliche Sterbewellen in zeitlichem Zusammenhang mit den Corona-Impfungen gegeben. Auch die Sterblichkeit unter jüngeren Geimpften schien doppelt so hoch wie bei Ungeimpften.

Anfang Februar 2022 hatten Stephanie Seneff und Kathy Dopp, Wissenschaftlerinnen am „Massachussets Institute of Technology“ (MIT), eine „altersratifizierte Auswertung“ publiziert, die nahelegte, „dass das Risiko eines durch eine COVID-Impfung verursachten Todes für alle Altersgruppen unter 80 Jahren […] gleich oder größer ist als das Risiko eines COVID-Todes“.

Aus offiziellen Daten aus Großbritannien und den USA hatten Seneff und Dopp geschlossen, dass alle Altersgruppen unter 70 Jahren praktisch keinen Nutzen aus einer Corona-Impfung gezogen hatten. Zudem bestand für alle Altersgruppen unter 60 ein höheres Risiko, nach einer Corona-Impfung zu sterben, als für eine ungeimpfte Person, eine Corona-Infektion nicht zu überleben. Bei den Jüngsten zeigte die Impfung eine negative Wirksamkeit: Geimpfte erlitten rechnerisch eher eine Corona-Infektion als Ungeimpfte.

KBV-Daten: Nebenwirkungen und Todesfälle 2021 gestiegen

Im Dezember 2022 hatte eine Analyse auf der Grundlage von Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gezeigt, dass die Zahlen der Nebenwirkungen und der „plötzlichen und unerwarteten Todesfällen“ erst 2021 sprunghaft angestiegen waren – also erst nach Einführung der Impfung. Die Präsentation der Auswertung (PDF) ist auch auf YouTube zu sehen.

Während KBV-Chef Dr. Andreas Gassen die „Pandemie“ als Ursache vermutete und Dr. Dominik von Stillfried vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) von Eingabe- oder Übertragungsfehlern ausging, sahen der Juraprofessor Martin Schwab und die beiden Rechtsanwälte Friedemann Däblitz und Frank Großenbach eher einen Elefanten im Raum, der womöglich mit dem Wort „Impfung“ zu beschreiben wäre.

Dass es überhaupt schwere Impfnebenwirkungen infolge einer mRNA-Dosis geben könnte, hatten prominente Stimmen der Coronazeit lange Zeit abgestritten. BMG-Chef Lauterbach erklärte noch am 13. Februar 2022 in der ARD-Talkshow „Anne Will“, dass Impfungen „mehr oder weniger nebenwirkungsfrei“ seien (Video auf YouTube). Erst im April 2023 ruderte er zurück.

„Jede Dosis muss in einen Arm“

Auch Prof. Alena Buyx, die Vorsitzende des deutschen Ethikrats, hatte am 25. Oktober 2021 in einem Interview mit der „Welt“ die „moralische Pflicht für uns alle, uns impfen zu lassen“, ausgerufen. Langzeitfolgen einer COVID-19-Impfung seien „extremst unwahrscheinlich“ (Video auf X).

Schon Mitte Februar 2021, als die Folgen der neuartigen Präparate noch gar nicht abzusehen waren, rührte Buyx die Werbetrommel: „Jede Dosis muss in einen Arm“.

Im November 2023 warnte Buyx während einer Pressekonferenz die Medien davor, im Zuge der Corona-Aufarbeitung „Zweifel […] an diesen demokratischen Institutionen, an der Politik insgesamt“ zu säen. Es gebe ein „tiefes Bedürfnis danach“, „Schuldige zu suchen“. Die Berichterstatter aber „wären da ja nicht außen vor. Das wissen Sie ganz genau“, ermahnte Buyx die Reporter mit ausgestrecktem Zeigefinger (Video auf X).



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion