Jugendliche Schlägerbande in Ahaus: Das sagt die Stadt
Die Stadt Ahaus im Münsterland (Nordrhein-Westfalen) unweit der niederländischen Grenze wird seit einem Jahr von einer Bande von Kindern und Jugendlichen terrorisiert. Anführer ist ein Zwölfjähriger. Erst am 3. Mai 2024 richtete die zuständige Kreispolizei Borken eine eigene Ermittlungskommission ein, um das Problem endlich in den Griff zu bekommen.
In unserem ersten Artikel zum Thema war hauptsächlich ein Sprecher der Kreispolizei zu Wort gekommen. Die Epoch Times hatte auch der Stadtverwaltung per E-Mail ein paar Fragen zur Lage gestellt. Deren Antworten kamen allerdings erst nach Veröffentlichung des Artikels an. Für die Stadt äußerte sich der Beigeordnete Werner Leuker, der sich vor Ort auch um den Fachbereich Jugend kümmert.
Epoch Times: Guten Tag, sehr geehrter Herr Leuker. Seit wann leben die Bandenmitglieder in Ahaus?
Werner Leuker: Nach unseren – noch keineswegs vollständigen – Informationen ist das tatsächlich sehr unterschiedlich. Daher ergibt sich da ein heterogenes Bild.
Hat es eine ähnliche Bandenkriminalität von Kindern und Jugendlichen in Ahaus bereits vor November 2023 gegeben? [Anmerkung: Ein Sprecher der Kreispolizeibehörde Borken hatte inzwischen angegeben, dass die Gruppe bereits seit April 2023 Straftaten begangen hatte.]
Unsere Erkenntnis aus bislang vermuteten Einzelereignissen und Taten verdichten sich erst seit kurzer Zeit zu einem Bild einer organisierten Jugendgruppe. Es ist daher durchaus nicht unwahrscheinlich, dass diese auch im Herbst des vergangenen Jahres, möglicherweise auch noch früher, bereits bestanden hat.
Wo vermuten Sie das Motiv der jungen Delinquenten?
Auch dort vermuten wir durchaus unterschiedliche Motivlagen; bei einigen Mitgliedern scheint das möglicherweise mit ihrer bisherigen Sozialisation in ihren Heimatländern, aber auch hier in Ahaus und in den Familien zusammenzuhängen, andere suchen den Gruppenanschluss und verfangen sich dann in deren Strukturen und kommen da nicht mehr heraus. Wieder andere schließen sich möglicherweise eher zum eigenen Schutz an und wieder andere suchen die vermeintliche Stärke der Gruppe und lassen sich darauf ein. Es ist also durchaus – so ist unsere Sicht – vielschichtiger und nicht etwa eindimensional.
Gibt es bereits einen konkreten Plan der Stadt, wie sie der Bande dauerhaft Einhalt gebieten könnte?
Ja, den Plan gibt es bereits seit einiger Zeit, es ist aber auch ein sehr dynamischer Prozess und der orientiert sich eng an der weiteren Entwicklung. Es sind aber nicht nur Maßnahmen der Stadtverwaltung mit ihren daran beteiligten Fachbereichen (Ordnungsmaßnahmen, jugendpflegerische Maßnahmen), sondern in enger Abstimmung auch Maßnahmen strafrechtlicher Qualität durch die Polizei. Durch ein Netzwerk unterschiedlicher Behörden und Einrichtungen, Schulen und Vereine möchten wir breit und effektiv reagieren und für Veränderung sorgen. Hierzu gibt es regelmäßige Fallkonferenzen.
Ist für die Stadt Ahaus bereits ein finanzieller Schaden infolge der Bandenkriminalität entstanden? Falls ja: wodurch genau und in welcher Höhe?
Natürlich kostet die Beseitigung von (mutwilligen) Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum Geld, wobei man hier zunächst sehr klar herausarbeiten müsste, ob diese tatsächlich auf das Konto dieser Gruppe gehen oder möglicherweise auch von anderen Einzeltätern oder Kleingruppen verursacht worden sind. Eine konkrete Summe kann ich daher momentan nicht angeben. Richtig ist aber, dass die Beseitigung von mutwilligen Sachschäden jährlich nicht unwesentliche Summen kosten, ein Bild, das es aber auch in (beinahe) allen Kommunen geben wird.
Die Epoch Times hatte auch die parteilose Ahauser Bürgermeisterin Karola Voß um eine kurze Stellungnahme zu einer früheren Aussage gebeten.
Epoch Times: Sehr geehrte Frau Voß, die „Bild“ zitiert Sie in einem eigenen Artikel („Jugendbande terrorisiert Kleinstadt!“) mit den Worten, sie fänden die Situation „gar nicht so schlimm“. Würden Sie bitte näher erläutern, aufgrund welcher Umstände Sie zu dieser Einschätzung gelangt sind?
Karola Voß: Meine Aussage wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Ich wollte den Begriff „terrorisieren“ aus der Überschrift des Artikels relativieren. Auf keinen Fall sollte der Eindruck entstehen, dass ich die Vorgänge in den Schulen und in der Stadt verharmlose. Das mache ich auf keinen Fall. Es geht mir darum, sachlich Fakten zu sammeln und Maßnahmen zu ergreifen, damit sich alle in unserer Stadt sicher fühlen.
Die Fragen stellte Patrick Reitler.
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