Habeck will fast eine Million Euro für Social-Media-Videos ausgeben

Das Bundeswirtschaftsministerium will in den sozialen Netzwerken mehr Präsenz mit Videos zeigen. Das könnte den Steuerzahler in den nächsten vier Jahren über vier Millionen Euro kosten. Allein Habecks TikTok-Ambitionen werden bis zu 952.000 Euro verschlingen.
Hatte sich bereits für einen früheren Kohleausstieg auch im Osten ausgesprochen: Robert Habeck.
Das Archivbild zeigt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei einem Pressetermin. Ab August soll ein neues Videoteam für mehr Präsenz Habecks in den sozialen Netzwerken sorgen.Foto: Michael Kappeler/dpa
Von 7. Juni 2024

Im Januar 2019 hatte sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck überraschend aus den Social-Media-Plattformen Facebook und Twitter (heute: X) verabschiedet. Doch spätestens seit den Umfrageerfolgen der AfD bei den jüngeren Jahrgängen ist klar: Wer auch bei dieser Zielgruppe punkten will, muss sich in den sozialen Netzwerken tummeln.

Nach einer aktuellen Ausschreibung will das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in den nächsten vier Jahren bis zu 952.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer (netto: 800.000) für „gleichsam informative und unterhaltsame Videoinhalte“ auf einschlägigen Plattformen ausgeben. „Insbesondere für die videobasierte Social-Media-Plattform TikTok“, wie es in der Ausschreibung Nr. 17104/004-23#021 (Los 2) heißt.

Über 100 Euro Stundenlohn möglich

Gesucht wird ein im politischen Tagesgeschäft erfahrenes Profiteam von Videospezialisten, das sämtliche Dienstleistungen aus einer Hand anbieten kann – von ausreichend geschultem Personal und Produktionsequipment über die kreative Idee bis zum Endschnitt. Auch die Teilnahme an wöchentlichen Online- oder Präsenzkonferenzen zur Planung der Videoarbeiten ist Pflicht. Mit 161 Stunden Arbeitszeit pro Monat kalkuliert das BMWK. Das würde in etwa einer Ein-Mann-Vollzeitstelle ohne Urlaubsanspruch entsprechen. Im Verhältnis zum höchstmöglichen Jahresbudget von 200.000 Euro würde das einen Stundenlohn exklusive Mehrwertsteuer von gut 103 Euro bedeuten. Die „Bild“ hatte als erstes großes Medium über das BMWK-Angebot berichtet.

Den Ausschreibungsbedingungen zufolge soll ein Rahmenvertrag zunächst für zwei Jahre geschlossen werden. Danach ist eine zweimalige Verlängerung des Kontrakts um jeweils höchstens zwölf Monate möglich.

Bis zum Ausschreibungsschluss 1. Juli 2024 müssen Bewerber ihre Honorarvorstellungen und eine ganze Reihe an weiteren Unterlagen und Arbeitsproben auf elektronischem Weg einreichen. Mit den Planungs-, Dreh- und Schnittarbeiten soll es schon im August losgehen. Das neue Videoteam solle neben TikTok übrigens auch sämtliche andere Onlineplattformen mit Videos bespielen, auf denen das Ministerium Kanäle unterhält, schreibt die „Bild“ unter Verweis auf das BMWK. Nach eigenen Angaben handelt es sich dabei um YouTube, Instagram, LikedIn und Mastodon. Anders als der Privatmann Habeck ist sein Ministerium außerdem noch immer auf Facebook und X aktiv.

In wenigen Wochen knapp 30.000 Follower

Derzeit enthält der offizielle Account „Habeck und Team BMWK“ auf TikTok erst knapp 30 Kurzvideos. Seit dem Start Ende April 2024 haben sich knapp 30.000 TikTok-Nutzer für ein Abonnement entschieden.

Zum Vergleich: Alice Weidel, die Co-Bundessprecherin der AfD, hat auf TikTok zehnmal so viele Follower, ihr Kollege Tino Chrupalla mit rund 70.000 immerhin noch gut doppelt so viele wie Habeck. Dem TikTok-Kanal des Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) folgen knapp 270.000 Menschen.

Bereits knapp 30 Clips online

Auf dem neuen Habeck-TikTok-Account sind Plattform-üblich hochkant fotografierte Clips zu sehen, in denen sich der Grüne beispielsweise als Raumfahrt- oder Fußballfan inszeniert oder das Grundgesetz würdigt. Das allererste Kurzvideo war mit rund 250.000 Klicks bislang auch das mit Abstand erfolgreichste: Sieben Sekunden zeigen einen in dunkelblauen Zwirn gewandeten Minister, der ein Büro betritt und auf das „TikTok“-Kommando einer Assistentin seine Hand vor die Kameralinse presst.

Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt aus Robert Habecks Tiktok-Kanal mit Stand 7. Juni 2024. Foto: Bildschirmfoto/TikTok/@bmwk_habeck

Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt aus Robert Habecks Tiktok-Kanal mit Stand 7. Juni 2024. Foto: Bildschirmfoto/TikTok/@bmwk_habeck

Für Habecks Erscheinungsbild im Alltag gibt der Bund daneben ebenfalls bekanntlich viel Geld aus: 11.457,00 Euro kosteten Aussehen und offizielle Fotos des Ministers allein im Jahr 2022. Noch mehr verschlangen im selben Zeitraum lediglich die Rechnungen jener Fotografen, Friseure und Visagisten, die Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne, 136.552,50 Euro) und Kanzler Scholz (39.910,95 Euro) dienlich gewesen waren. Baerbocks Styling hatte die Steuerzahler im November und Dezember 2023 jeweils über 11.000 Euro gekostet.

Die Plattform TikTok ist nach eigenen Angaben das „wichtigste Produkt“ des chinesischen Technologieriesens ByteDance Ltd. Sie versteht sich als die weltweit „führende Anlaufstelle für kurze mobile Videos“ außerhalb von China. Im Heimatland selbst bediene ByteDance den Markt mit einem vergleichbaren Mitmachangebot namens Douyin. Das Portal für Deutschland und Österreich wird von TikTok Technology Limited mit Sitz in Dublin angeboten.

Bis zu 3,213 Millionen für weitere Bewegtbildprodukte

Neben einem neuen Partner für die „Video Content Creation Dienstleistungen“ sucht das BMWK auch ein erfahrenes Kreativteam für „Allgemeine Videodienstleistungen“. Die Ausschreibungsbedingungen (Los 1) ähneln jenen für die potenziellen TikTok-Macher, der Kostenaufwand aber ist ungleich höher: Einschließlich Mehrwertsteuer sollen bis zu 3,213 Millionen (netto: 2,7 Millionen) an jenen Videodienstleister gehen, der das Anforderungsprofil am besten erfüllt.

Gefragt sind laut Ausschreibung „Bewegtbildprodukten wie zum Beispiel Statements, Erklärvideos, Imagefilme, Livestreaming, Recruiting-Filme, Messefilme und Podcasts“. Der Schwerpunkt soll hier auf Fachthemen für die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit des BMWK liegen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion