Zehntausende demonstrieren in Rom und Paris gegen Gewalt an Frauen
In Paris und Rom haben am Samstag zehntausende Menschen gegen Gewalt an Frauen demonstriert. In der französischen Hauptstadt waren ganze Straßenzüge in lila getaucht – die Farbe der Bewegung. In der italienischen Hauptstadt wiederum wurde das Leben im historischen Zentrum durch den riesigen Protestzug vorübergehend lahmgelegt. Die Demonstrationen fanden im Vorfeld des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen statt, der jährlich am 25. November begangen wird.
Allein in Paris gingen nach einer von mehreren Medien in Auftrag gegebenen unabhängigen Zählung 49.000 Menschen auf die Straße. Landesweit gab es rund 30 Kundgebungen. Die Teilnehmer wollten unter anderem auf die hohe Zahl sogenannter Femizide aufmerksam machen – also Tötungen von Frauen wegen ihres Geschlechts. Zudem forderten sie einen besseren Schutz für Frauen. Auf Schildern in Paris war unter anderem „Brecht das Schweigen, nicht die Frauen“ oder „Aggressoren, Stalker, ihr seid erledigt, die Frauen sind auf der Straße“ zu lesen.
Die Veranstalter sprachen ihrerseits von 100.000 Demonstranten allein in Paris. Es habe sich um den „größten Marsch der französischen Geschichte“ gegen sexistische und sexualisierte Gewalt gehandelt, erklärte eine der Organisatorinnen, Caroline De Haas. Landesweit seien 150.000 Menschen auf die Straße gegangen. Zu den Protesten hatten knapp 70 Organisationen, Parteien, Gewerkschaften und Verbände aufgerufen.
Kein Schutz für Frauen
Nach Recherchen der Nachrichtenagentur AFP hat es in diesem Jahr mindestens 116 Femizide in Frankreich gegeben, im gesamten vergangenen Jahr waren es 121. Experten des Europarats hatten Frankreich in dieser Woche einen Mangel an Schutzunterkünften und zu laxe Gesetze vorgeworfen. Justizministerin Nicole Belloubet hatte das Versagen der öffentlichen Einrichtungen eingeräumt. „Unser System schafft es nicht, diese Frauen zu schützen“, sagte Belloubet. Die französische Regierung will am Montag Ergebnisse eines Runden Tischs gegen häusliche Gewalt vorstellen.
In Rom marschierten zehntausende Menschen hinter einem Spruchband mit dem Motto „Gegen eure Gewalt, wir sind die Revolution“ durch die Stadt. Die meisten Teilnehmer waren Frauen. Nach Angaben von Frauenorganisationen stirbt in Italien alle 72 Stunden eine Frau durch die Gewalt eines ihr bekannten Mannes, meist des Partners. Drei der vier sogenannten Femizide finden zu Hause statt.
Minuten der Stille
Um der Opfer zu gedenken, setzten sich alle Teilnehmer des Demonstrationszuges in Rom für einige Minuten still auf die Straße. Sie wollten damit nach Angaben der Organisatoren ein Zeichen setzen für all‘ die Frauen, die ihre Stimme nicht mehr erheben könnten, weil sie durch Gewalt von Männern gestorben seien.
Derweil gingen in Russland knapp 200 Gegner einer geplanten Gesetzesverschärfung zum Schutz von Frauen auf die Straße. Das Gesetz sieht härtere Strafen für häusliche Gewalt vor. Der Organisator der Kundgebung, der Aktivist Andrej Kormuchin, sagte, die bestehenden Gesetze würden Frauen bereits ausreichend schützen. Die geplanten Änderungen verstießen gegen die „traditionellen Familienwerte“. (afp)
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