Südspanien überlastet: Helfer schicken Migranten mit „Butterbrot, Wasserflasche und Busticket“ weiter Richtung Norden
Spanien hat Italien als wichtigstes Zielland bei afrikanischen Migranten abgelöst. Es sind zumeist Schwarzafrikaner aus den Armutsländern südlich der Sahara, die in Booten im südspanischen Küstenort Motril oder den südspanischen Hafenstädten Algeciras, Almería, Cádiz und Tarifa eintreffen.
Auf ihrem Weg durch die Sahara verlieren laut Schätzungen mehr von ihnen ihr Leben, als bei der Überquerung des Mittelmeeres, berichtet der „Tagesspiegel“.
Manche dieser Menschen brauchen bis zu einem Jahr, um sich aus ihren west- oder zentralafrikanischen Heimatländern durch die Wüste bis nach Marokko durchzuschlagen. Viele sind dabei darauf angewiesen unterwegs immer wieder zu arbeiten, um genügend Geld für die Weiterreise zu haben und die Schleuser zu bezahlen. Besonders junge Männer wollen unbedingt nach Europa, um später ihre Familien nachzuholen.
Westafrikaner: „In Afrika gibt es keine Arbeit und viele Probleme“
Ein Westafrikaner, über den der „Tagesspiegel“ berichtet, zahlte nach eigenen Angaben einem Schleuser umgerechnet 800 Euro für die Überfahrt zur 180 Kilometer entfernten spanischen Küste. Auf die Frage warum er das Risiko zu sterben auf sich nehmen würde, sagte er: „In Afrika gibt es keine Arbeit und viele Probleme.“ In Spanien angekommen wird der Großteil der Zuwanderer festgenommen und in Auffanglager für Migranten gebracht.
Viele der Lager sind jetzt schon überfüllt und die Zustände sind problematisch. In diesen Aufnahmezentren verbringen die Migranten die ersten 72 Stunden nach ihrer Ankunft. In dieser Zeit wird durch die Ausländerpolizei entschieden, ob sie abgeschoben oder freigelassen werden. Was vielen hilft ist, dass sie im Auffanglager schon einen Asylantrag stellen. Denn oft kann die Identität oder das Herkunftsland nicht zweifelsfrei geklärt werden, was eine Rückführung verhindert und zu einem positiven Asylbescheid führt. Andere werden schlicht „Durchgewunken“, da man Platz für die nächste Gruppe von Flüchtlingen und Migranten benötige, schreibt der „Tagesspiegel“.
Spanischer Beamter: „Die wollen alle nach Frankreich und nach Deutschland“
„Die meisten Afrikaner wollten ohnehin nicht in Spanien bleiben“, sagt ein spanischer Beamter der Zeitung. Denn hier bekämen sie ja vom Staat weniger soziale Leistungen. „Die wollen alle nach Frankreich und nach Deutschland.“ Vor allem Deutschland habe eine große Anziehungskraft, so der Beamte.
Warum? „Die gucken in ihren Heimatländern auch Fernsehen“, berichtet ein spanischer Rot-Kreuz-Mann. Das spanische Rote Kreuz, das im staatlichen Auftrag handelt, hilft den Migranten, die Reise fortzusetzen. In Südspanien werden sie vom Roten Kreuz mit „Butterbrot, Wasserflasche und einem Busticket“ weiter Richtung Norden geschickt. Es heißt, so würden alle südspanischen Küstenorte verfahren, die Ziel der Einwanderer sind, schreibt der „Tagesspiegel“ weiter.
Dabei enden die Migranten die in Südspanien bleiben meist in der Landwirtschaft. Sie werden dann Teil von Europas größtem „Gemüsegarten“, der sich von der Stadt Motril bis zur 100 Kilometer nördlich liegenden Hafenstadt Almería, mit seinen unzähligen Gewächshäusern, erstreckt. In Slums aus Plastikhütten, wohnen dann viele von ihnen neben den Gewächshäusern. Ob sich damit ihr Traum von Europa erfüllt hat? (er)
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