Staatsteilung von oben: Vor 25 Jahren entstanden Tschechien und die Slowakei

Vor 25 Jahren entstanden die beiden Staaten Tschechien und die Slowakei. Heute sind sich alle einig, dass sich Tschechen und die Slowaken nicht trennen wollten – jedoch nicht wussten, wie sie zusammenbleiben konnten.
Titelbild
Vor 25 Jahren zerfiel die Tschechoslowkei in die beiden Staaten Tschechien und die Slowakei – doch das Volk hätte anders entschieden.Foto: Claudia Drescher/dpa
Von 30. Dezember 2017

Vor 25 Jahren zerfiel die Tschechoslowakei – ab dem 1. Januar 1993 gibt es die beiden Staaten Tschechien und die Slowakei. Verhandelt wurde auf höchster politischer Ebene. Hätte man die Menschen in einem Referendum befragt, wäre die Trennung abgelehnt worden, so das Ergebnis der Umfragen.

Mittlerweile gehören beide Staaten der Visegrád-Gruppe an, die zusammen mit Polen und Ungarn eher EU-kritisch handeln.

Mitte November 1989 kam es unter dem Eindruck der Veränderungen in den sozialistischen Ländern am 17. November und den folgenden Tagen zu großen Protesten in der Tschechoslovakei. Anschließend trat die kommunistische Führung zurück.

Ende Dezember 1989 wurde der Schriftsteller und Bürgerrechtler Václav Havel zum Staatspräsidenten gewählt.

Vaclav Havel im Februar 2000 im europäischen Parlament in Straßburg. Foto: GERARD CERLES/AFP/Getty Images

Es gibt Unterschiede zwischen dem tschechischen und slowakischen Landesteil

Der slowakische Teil war ökonomisch schwächer als der tschechische Teil. Nach dem Ende des Warschauer Paktes litt der slowakische Landesteil stärker unter den neuen Reformen und fühlte sich nach 1990 von Prag allein gelassen. Gleichzeitig wurde auf politischen Ebenen über neue Varianten der Landesführung nachgedacht und verhandelt.

Ab 1. Januar 1991 musste jeder Landesteil mit seinen eigenen Steuermitteln auskommen, die bis dahin übliche Umverteilung der Gelder wurde beendet.

Nach den Neuwahlen 1992 einigten sich die neuen Premierminister der Teilstaaten Tschechien (Václav Klaus) und Slowakei (Vladimír Mečiar) darauf, die Tschechoslowakei aufzulösen.

Václav Havel erklärte, nachdem sich dies abzeichnete, bereits am 17. Juni 1992 seinen Rücktritt:

Ich kann nicht die Verantwortung für eine Entwicklung tragen, auf die ich keinen Einfluss mehr habe.“

Und weiter: „So, wie ich nicht der Bremsklotz einer historischen Entwicklung sein möchte, so möchte ich allerdings auch nicht ein bloßer ausgedienter Beamter sein, der noch ein paar Wochen abwartet, bis der Moment kommt, an dem er definitiv sein Amt verlassen muss. Ich will kein Beamter sein, der in dieser Zeit nur passiv vor dem weiteren Geschehen warnt und seine formalen Pflichten erfüllt. Ich wollte immer und will auch in Zukunft etwas Gutes zum Nutzen meiner Mitbürger tun. Das Amt des Präsidenten der Föderation erlaubt es mir nun nicht mehr, schöpferisch und kreativ dieser Arbeit nachzugehen.“

Sie wussten keine Lösung, wie sie zusammenbleiben konnten

Heute sind sich alle einig, dass Tschechen und die Slowaken sich nicht trennen wollten – jedoch nicht wussten, wie sie zusammenbleiben konnten. Damals wurden mitten im Land neue Grenzposten eingerichtet. 2004 traten beide Länder der EU bei und mit der Entwicklung der Schengen-Zone fielen die Grenzkontrollen wieder weg.

Die wenigsten stören sich heute daran, dass der neue tschechische Premier Andrej Babiš und die Prager Bürgermeisterin Adriana Krnáčová aus der Slowakei stammen. Die Prager Bürgermeisterin nahm die tschechische Staatsbürgerschaft an, doch als Ausländerin fühlte sie sich nie, schreibt der „Standard“.

Vaclav Havel war sehr beliebt. Er starb im Alter von 75 Jahren am 18. Dezember 2011 in Prag. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Zwei Jahre nach dem Tod von Vaclav Havel gab es im Dezember 2013 in Prag auf vielen Straßen Kerzen zur Erinnerung. Foto: MICHAL CIZEK/AFP/Getty Images



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion