Puigdemont-Freilassung: Zorn in Spanien auf Deutschland
Nach der Freilassung des katalanischen Separatisten-Chefs Carles Puigdemont durch die deutsche Justiz reißt in Spanien die Kritik von Medien und Politikern an Deutschland nicht ab.
In der konservativen Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy herrsche „Verwirrung und Ärger“, schrieb am Sonntag die gewöhnlich gut informierte Zeitung „El País“ unter der Schlagzeile:
Der Fall Puigdemont sorgt für Spannungen in den Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland“.
Das Oberlandesgericht Schleswig hatte den spanischen Hauptvorwurf der Rebellion fallengelassen und Puigdemont am Freitag unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Nach einem von Spanien erlassenen europäischen Haftbefehl wurde ein Auslieferungshaftbefehl nur wegen des zweiten Vorwurfs der Untreue zugelassen.
Schengen mache keinen Sinn, wenn der europäische Haftbefehl nicht funktioniert
Der Sprecher von Rajoys Volkspartei (PP) bei der EU in Brüssel, Esteban González Pons, wurde von spanischen Medien am Sonntag mit den Worten zitiert, das Schengener Abkommen mache „keinen Sinn mehr, wenn der europäische Haftbefehl nicht funktioniert“.
Außenminister Alfonso Dastis hatte sich am Samstag auf dem Parteitag der PP in Sevilla auch kritisch zu Zitaten von Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) geäußert. Diese seien „unglücklich“ sagte er.
Barley hatte nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt, sie begrüße die Entscheidung des Gerichts in Schleswig. Ihr Ministerium dementierte die Äußerung jedoch.
Am Sonntag sagte Dastis, man wolle „den Fall entpolitisieren“. „Es geht um einen Dialog zwischen Richtern, und dabei wollen wir es belassen“, sagte er vor Journalisten. Rajoy hatte erklärt, er werde alle Justizentscheidungen respektieren. Ein Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sei nicht geplant. (afp)
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