Mit Sturmgewehren und Kriegswaffen: Straßenschlachten in Dijon
Die französische Regierung will nach vier Nächten der Gewalt in der Stadt Dijon hart durchgreifen. Innen-Staatssekretär Laurent Nuñez kündigte am Dienstag in der Hauptstadt der historischen Region Burgund eine „extrem harte Antwort“ der Sicherheitskräfte an. Dort hatten sich Tschetschenen und Einwohner nordafrikanischer Herkunft Straßenschlachten geliefert. Laut Augenzeugen waren sie zum Teil vermummt und bewaffnet mit Baseballschlägern, Eisenstangen und Sturmgewehren.
C’est un crime de laisser des milliers d’habitants subir cette violence !
C’est un déshonneur pour notre République et ses valeurs !
C’est une honte pour notre pays !
J’ai plus de mots tellement ces scènes sont surréalistes ! #Dijon @Perrine_Salle pic.twitter.com/PszwACkOL7— Zohra Bitan #AvecNosForcesDeLordre ?? (@ZohraBitan) June 15, 2020
Nach Angaben des Innen-Staatssekretärs sollen 150 zusätzliche Einsatzkräfte für Ruhe in Dijon sorgen und die örtliche Polizei unterstützen. Nuñez machte „Gauner“ für die Gewalt verantwortlich. Unbekannte hatten in der Nacht erneut Mülleimer und ein Auto in Brand gesteckt, zudem wurden Schüsse in die Luft abgegeben.
Die Polizisten hätten es mit 50 bis 100 Menschen zu tun. Diese seien „mit Schlagstöcken, Sturmgewehren und Kriegswaffen“ ausgerüstet, sagte der regionale Vorsitzende der Gewerkschaft der Nationalpolizei, Stéphane Ragonneau, der Nachrichtenplattform Franceinfo.
Seit dem Wochenende hatte es nach Polizeiangaben immer wieder Zusammenstöße zwischen bis zu 200 Tschetschenen und aus Nordafrika stammenden Einwohnern der Vorstadt Grésilles gegeben. Dabei ging es offenbar um Rache für einen aus Tschetschenien stammenden 16-Jährigen, der brutal angegriffen worden sein soll. Die Polizei vermutet, dass auch Drogen eine Rolle spielen.
Der Inhaber einer Pizzeria wurde laut Polizei durch Schüsse schwer verletzt. Auf verwackelten Handyvideos, die angeblich von beteiligten Tschetschenen stammen, ist ein Angriff junger Männer auf ein fahrendes Auto zu sehen, das sich überschlägt.
Innen-Staatssekretär Nuñez äußerte Verständnis dafür, dass die Bewohner von Dijon „von diesen Vorfällen traumatisiert sind“. Die durch ihren Senf bekannte Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté gilt sonst als ruhig.
Im französischen Radio beschwerten sich Bewohner der Vorstadt Grésilles, die Polizei habe sie mit den Tschetschenen alleine gelassen. Sie müssten sich deshalb selbst verteidigen. Die Polizeipräfektur wies dies zurück. In dem Vorort wohnen viele Franzosen aus den früheren Kolonien in Nordafrika.
Die Vorfälle ereigneten sich rund zwei Wochen vor der zweiten Runde der Kommunalwahlen in Frankreich am 28. Juni. Bürgermeister François Rebsamen von den Sozialisten liegt nach der ersten Runde in Dijon deutlich vorne. Er verurteilte die „inakzeptablen und absolut beispiellosen Vorfälle“. Kommunalvertreter fürchten, dass die Gewalt auf andere Vorstädte übergreifen könnte.
Die französische Politikerin Marine Le Pen kündigte spontan einen Auftritt in Dijon an. „Unser Land versinkt im Chaos“, hatte sie im Kurzbotschaftendienst Twitter geschrieben. Ihre Partei Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung, die frühere Front National) spricht von einem „Bürgerkrieg“ in französischen Vorstädten, der mit aller Härte bekämpft werden müsse. Bei den Kommunalwahlen liegt ihre Partei in Dijon aber bisher abgeschlagen zurück. (afp/so)
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