London droht in diesem Sommer ein Blutbad – Britischer Top-Chirurg warnt vor Gewaltexplosion
London verzeichnete im Frühjahr 2018 mehr Morde als New York. Eines der Hauptprobleme ist die zunehmende Jugendbandenkriminalität.

Londons Polizeichefin Cressida Dick bespricht sich mit Armeeangehörigen, die sensible Orte in London schützen sollen. Muss Sie sie bald auch gegen die Gangs einsetzen?
Foto: Victoria Jones - WPA Pool/Getty Images
Martin Griffiths, ein Top-Unfallchirurg aus London, beklagt einen dramatischen Anstieg von Stich- und Schusswunden, gerade bei Jugendlichen.
„Sie sitzen dort in einer Rettungsstation um 19.30 Uhr an einem Donnerstagabend. Es ist nicht einmal dunkel, aber du hast vier Kinder in deinen Behandlungsräumen und du denkst bei dir selbst – das ist nicht das, wofür ich ausgebildet wurde“, sagte Griffiths in einem Interview mit dem Sunday Express
Inzwischen kämen fast jeden Tag, vor allem jugendliche Patienten mit Stichwunden in das Royal London Hospital, in anderen Krankenhäusern beobachtet man ähnliches. Auch 23 Schussverletzungen hätte man im ersten Quartal des Jahres schon behandeln müssen. Das entspricht einem Anstieg auf mehr als das Doppelte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Griffiths wurde am 5. April von der BBC interviewt:
Griffiths verglich die Zustände in London mit jenen in New York oder Südafrika. Und die Stimmung würde immer aufgeheizter.
Private und öffentliche Initiativen
Griffiths sieht der Entwicklung nicht tatenlos zu, sondern arbeitet bei einem Programm, das versucht, den Opfern aus der gewalttätigen Szene herauszuhelfen. Und so wie Griffiths versuchen auch andere Helfer, teilweise sogar ehemalige Straftäter, etwas gegen die zunehmende Gewalt zu tun, wie RTL in einem aktuellen Beitrag berichtete.
Die Gewalt hat eine andere Qualität angenommen
Vielen Deutschen sind die Briten als manchmal etwas skurril und rauflustig bekannt. In Berlin erinnert man sich in vielen Gaststätten noch heute mit Schrecken an die vielen Schlägereien, die die englischen Bautrupps vom Potsdamer Platz in den Jahren rund um die Jahrtausendwende verursacht haben.
Auch große Kämpfe zwischen Jugendgruppen wie Poppern, Rockern, Mods etc. wie sie im Film „Quadrophenia“ durch die Rockgruppe The Who thematisiert wurden, waren seit den 1960er Jahren, in Großbritannien üblich. Damals ging es um Musik, Mode, den richtigen Fußballverein, aber die Verwendung von Stich- oder Schusswaffen war damals selten.
Die heute dominierenden Motive sind klassische Ganginteressen. Territorialansprüche, Drogenhandel, Prostitution und Menschenhandel. Auch religiöse Motive spielen eine zunehmende Rolle, doch auch die britische Presse ignoriert diese Motive gerne. Und die Scheu, seinen Gegner nicht nur zu verletzen, sondern sogar zu töten, nimmt ab. Viele Gangs orientieren sich dabei an „Vorbildern“ aus den USA. Man habe alles übernommen, von Namen bis Rap-Musik erzählte schon 2011 ein ehemaliges Gangmitglied dem Magazin „die Presse“
Was tut die Polizei?
Die vielgepriesene Videoüberwachung (London ist eine der am stärksten überwachten Städte der Welt) hat anscheinend keine abschreckende Wirkung.
„Metropolitan Police Commissioner Cressida Dick kündigte Pläne an, eine Bandenvernichtungseinheit zu starten.
Praktisch bedeutet das, dass etwa 120 besonders qualifizierte Polizisten wieder „klassisch“ arbeiten: Ausweiskontrollen und Leibesvisitationen, auch anlasslos bei bekannten Straftätern, oder an bekannten Kriminalitätsschwerpunkten. Das Recht, Platzverweise gegen potenzielle Gefährder auszusprechen und sie bei Nichtbefolgung zu arrestieren gehören zu ihrem Arsenal. Bei Widerstand kann der Täter sofort einem Richter zur Anordnung der Untersuchungshaft vorgeführt werden, etc.
Es scheint also immer noch nichts über den Polizisten vor Ort zu gehen, der unmittelbar beobachten und handeln kann. Das sollte Politikern zu denken geben, die statt kompetenter, gut bezahlter und entsprechend ausgestatteter Polizisten immer mehr elektronische Überwachung verordnen wollen. London versucht es jetzt wieder mit Menschen statt mit Technik.
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