Italien schließt gesamte nicht lebensnotwendige Produktion
die italienische Regierung hat im Kampf gegen das Coronavirus die Schließung aller „nicht lebensnotwendigen“ Unternehmen und Fabriken beschlossen. Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte am Samstagabend in einer Fernsehansprache, die Regierung habe entschieden, landesweit jegliche Produktion einzustellen, die für die Grundversorgung „nicht absolut notwendig, entscheidend und unverzichtbar“ sei. Die Zahl der Todesopfer in Italien war zuvor binnen 24 Stunden um fast 800 in die Höhe geschnellt.
Die Regierung habe beschlossen, im Bemühen um eine Eindämmung der durch das Coronavirus ausgelösten Pandemie einen „zusätzlichen Schritt“ zu gehen, sagte Conte. „Wir werden den Produktionsmotor des Landes verlangsamen, aber wir werden ihn nicht stoppen“, versicherte er. Ausgenommen von der Schließung seien unter anderem Lebensmittelgeschäfte und Apotheken.
Er sprach von der „größten Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg“. „Wir haben beschlossen, jede produktive Tätigkeit zu schließen, die nicht entscheidend und unerlässlich dafür ist, uns essenzielle Güter und Dienstleistungen zu garantieren.“
38,3 Prozent aller Toten weltweit aus Italien gemeldet (offizielle Zahlen)
Zuvor hatte der italienische Zivilschutz fast 800 neue Todesopfer vermeldet. Die Zahl der Menschen, die nach einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus starben, stieg demnach um 793 auf 4825. Damit wurden 38,3 Prozent der weltweiten Corona-Toten insgesamt aus Italien gemeldet.
Die Zahl der täglichen Todesopfer der Pandemie in dem EU-Land erreichte am Samstag ebenso einen neuen traurigen Rekord wie die Zahl der Neuinfektionen, die mit 6557 angegeben wurde. Damit steckten sich nach Behördenangaben bislang 53.578 Menschen in Italien mit dem neuartigen Coronavirus an.
Mit 546 wurden die meisten Todesfälle am Samstag in der Region Mailand in der norditalienischen Region Lombardei registriert. Außerdem wurde dort die Hälfte der Neuinfektionen festgestellt. Regionalpräsident Attilio Fontana sagte am Samstagabend im Sender Sky TG24, die Lage werde immer schlimmer.
Regionalpolitiker im Norden forderten weitere Maßnahmen, auch weil sich einige Menschen immer noch nicht an die Auflagen halten. In der Lombardei war der Ausbruch vor einem Monat bemerkt worden. Bisher waren zum Beispiel viele Fabriken und Büros noch geöffnet, in die die Menschen zur Arbeit gingen.
Hilfe von Deutschland und Russland
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) versicherte angesichts der dramatischen Lage in Italien via Twitter: „Wir stehen an der Seite unserer italienischen Freundinnen und Freunde“. Dies zeige Deutschland „auch mit medizinischer Schutzausrüstung, die wir vorgestern übergeben konnten“.
Auch Russland sagte Italien Hilfe zu. Wie der Kreml mitteilte, sicherte Staatschef Wladimir Putin in einem Telefonat mit dem italienischen Regierungschef Conte zu, Italien Schutzausrüstung, mobile Desinfektionssysteme und medizinische Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Außerdem schicke Russland „Spezialisten als praktische Hilfe in die am stärksten betroffenen Gebiete“ Italiens. (dpa)
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