Griechenland: Schwerste Waldbrände seit mehr als zehn Jahren – mehr als 74 Tote – Hilfe aus der EU eingetroffen
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Im Kampf gegen die Waldbrände bei Athen sind am Abend erste Einsatzkräfte aus dem EU-Katastrophenschutz in Griechenland angekommen. Dabei handelte es sich um 64 Helfer aus Zypern, wie ein Sprecher der EU-Kommission sagte.
Weitere Länder sicherten Hilfe zu, darunter Spanien, Bulgarien, Italien, Kroatien und Portugal. Sie werden – falls nötig – Löschflugzeuge, Einsatzkräfte, Ärzte oder Fahrzeuge senden.
Die Zahl der Toten durch die verheerenden Waldbrände bei Athen ist am Dienstag amtlichen Angaben zufolge auf mindestens 74 gestiegen. Die Sprecherin der Feuerwehr, Stavroula Maliri, sagte, diese Zahl sei nicht endgültig. Feuerwehrleute seien dabei, in den Küstengebieten nordöstlich der griechischen Hauptstadt nach möglichen weiteren Opfern zu suchen.
Zuvor war von 60 Toten die Rede gewesen. Wegen der herannahenden Flammen hatten sich am Montag hunderte Menschen an Strände geflüchtet und dort auf ihre Rettung gewartet. Vom Ort Mati blieb nach Angaben des Bürgermeisters der nahe gelegenen Hafenstadt Rafina, Evangelos Bournous, nichts übrig.“
Badeort „Mati existiert nicht mehr“
Bei den verheerendsten Waldbränden in Griechenland seit einem Jahrzehnt sind Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden sprachen am Dienstag von 50 bis 60 Todesopfern und mehr als 170 Verletzten. Allein in einem Anwesen im Badeort Mati bei Athen wurden die verkohlten Leichen von 26 Menschen gefunden, darunter Kinder. Wegen der herannahenden Flammen hatten sich am Montag hunderte Menschen an Strände geflüchtet und dort auf ihre Rettung gewartet.
Ein Vertreter des Roten Kreuzes teilte mit, im Hof einer Villa in Mati, rund 40 Kilometer nordöstlich von Athen, seien am Morgen die Leichen von 26 Menschen gefunden worden, darunter kleine Kinder.
Verletzt wurden laut griechischer Regierung 172 Menschen, darunter 16 Kinder. Elf verletzte Erwachsene befänden sich in einem ernsten Zustand. Zuvor hatten die Behörden bereits von mindestens 24 Toten gesprochen.
Ein Stadtrat in Rafina, einem Nachbarort von Mati, sprach von einer noch höheren Opferzahl. „Wir haben 60 Tote gezählt“, sagte Myron Tsagarakis und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Nach polnischen Angaben zählten auch eine Polin und ihr Sohn zu den Todesopfern.
Windgeschwindigkeiten von etwa hundert Stundenkilometern
In Mati hatte sich das Feuer bei Windgeschwindigkeiten von etwa hundert Stundenkilometern rasend schnell ausgebreitet, wie Feuerwehr-Sprecherin Stavroula Maliri erklärte. „Mati existiert nicht mehr“, sagte der Bürgermeister von Rafina, Evangelos Bournous. Mehr als tausend Gebäude sowie 300 Autos seien durch das Feuer beschädigt worden. In der auch bei ausländischen Touristen beliebten Region wurde der Notstand ausgerufen.
Wegen der schnellen Ausbreitung der Flammen waren zahlreiche Anwohner an die Küste geflohen, um sich vom Wasser aus retten zu lassen. Viele warteten stundenlang eingehüllt von Aschewolken am Strand. Die Wuppertalerin Alina Marzin und ihre Familie, die in Mati Urlaub machten, warteten bis 01.30 Uhr im Hotelrestaurant auf ihre Rettung. „Schreckliche Ferien“, sagte die deutsche Touristin.
715 Menschen wurden schließlich mit Booten nach Rafina gebracht, wie die Regierung mitteilte. Mindestens fünf Menschen seien auf der Flucht vor dem Feuer im Meer gestorben. Nach möglichen weiteren Opfern werde noch gesucht.
Der Brand in Mati war am Dienstag eingedämmt, allerdings wütete 50 Kilometer westlich von Athen im Küstenort Kineta ein Feuer, das zahlreiche Häuser und Autos zerstörte. In der Nähe der Stadt Marathon wurden rund 600 Kinder aus einem Feriencamp in Sicherheit gebracht.
Regierung ruft dreitägige Staatstrauer aus
Mehr als 3.000 Feuerwehrleute, fünf Flugzeuge und zwei Hubschrauber waren im Einsatz gegen die Flammen. Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos erklärte, in der Region Attika seien gleichzeitig 15 Brände an drei verschiedenen Fronten ausgebrochen. Ministerpräsident Alexis Tsipras brach wegen der Brände eine Bosnien-Reise ab. „Heute ist Griechenland in Trauer“, sagte er in einer Fernsehansprache und rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Die Europäische Union aktivierte den Zivilschutzmechanismus, um Griechenland bei Bedarf zu helfen. Zypern schickte 60 Feuerwehrleute und Spanien mobilisierte zwei Löschflugzeuge für die Brandbekämpfung in Griechenland. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb im Kurzmitteilungsdienst Twitter, die EU werde „keine Mühen scheuen, um Griechenland und dem griechischen Volk zu helfen“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schickte ein Kondolenztelegramm an Tsipras. „Das Leid der betroffenen Menschen berührt uns alle“, schrieb sie und bot Deutschlands Hilfe an. Auch aus anderen Ländern wie Portugal, Mazedonien, Bulgarien, Israel und der Türkei kamen Hilfsangebote.
Hitzewelle begünstigte Waldbrände
Zuletzt hatte es 2007 solch verheerende Brände in Griechenland gegeben. Damals starben auf der südlichen Insel Evia 77 Menschen. Wie andere europäische Länder hat Griechenland derzeit mit einer Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 40 Grad zu kämpfen. Auch in Schweden und Finnland sind schwere Waldbrände ausgebrochen. (afp)
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