Eskalation in Idomeni: Migranten stürmten Grenzzaun – auch Kinder verletzt

Die Lage im griechischen Grenzort Idomeni ist eskaliert. Hunderte Flüchtlinge und Migranten versuchten heute, den mazedonischen Grenzzaun zu stürmen. Ein Flugblatt hatte sie gestern dazu aufgerufen. Es kam zu Tränengas-Einsatz und Verletzten.
Titelbild
Die mazedonischen Grenzschützer setzten massiv Tränengas ein.Foto: Screenshot Twitter / Britta Jäger
Epoch Times10. April 2016

"Videos von Reportern vor Ort zeigen, wie die Menschen über eine große Weide in Richtung Grenzzaun rennen. Sie werfen Steine, die mazedonischen Sicherheitskräfte antworten mit Tränengas, dumpfe Explosionen sind zu hören. Tweets von Beobachtern vor Ort zeigen Menschen, die nach dem Einsatz von Tränengas behandelt werden müssen“, dies berichtet die Zeitung Welt über die heutigen Ereignisse in Idomeni.

Laut griechischem Staatsfernsehen soll es sogar schwerverletzte Migranten geben. Laut Sputniknews waren unter den Zaun-Stürmern viele Kinder.

Ruptly Video:

https://youtube.com/watch?v=EBQtbODSOgw

Die Polizei war wegen der geplanten Erstürmung des Zauns bereits alarmiert gewesen. Sie warf Tränengas-Granaten. Auch Schlagstöcke und Blendgranaten seien zum Einsatz gekommen, berichtete dts unter Berufung auf griechische Medien: “Offenbar gab es mehrere Verletzte”.

Auf einem Video und Foto sieht man, wie ein weinender kleiner Junge versorgt wird. Die Journalistin Julia Niemeyer von der Weserzeitung schreibt: "Die meisten Flüchtlinge warten in sicherer Entfernung ab, was passiert", aber auch, dass der Wind sich gedreht habe und die Tränengas-Wolken in Richtung der Zelte treiben.

Marsch auf die Grenze bei #Idomeni. Tränengasgranaten explodieren https://t.co/soqBMtHPC8

Posted by Julia Niemeyer on Sonntag, 10. April 2016

Tränengas-Einsatz am Grenzzaun in #Idomeni. Demonstranten versuchen, das Gas mit Decken zu ersticken. Die meisten Flüchtlinge warten in sicherer Entfernung ab, was passiert.

Posted by Julia Niemeyer on Sonntag, 10. April 2016

Koordinierte Aktion

Auf einem Flugblatt waren die über 11.000 Flüchtlinge und Migranten des Elendslagers in arabischer Sprache aufgefordert worden, sich am Sonntagmorgen um neun Uhr zu versammeln, um über die Grenze nach Mazedonien zu marschieren, berichtete der griechische Radiosender Athina 984, laut dpa.

Die Nachricht von der Aktion habe sich auch in anderen Flüchtlingslagern in Grenznähe verbreitet, so die Welt unter Berufung auf griechische Medien. Menschen seien deshalb am Sonntag extra nach Idomeni gereist – in der Hoffnung die Grenze passieren zu können.

Wer die Flugblätter verteilt und an Strommasten aufgehängt habe, sei bisher nicht bekannt, hieß es.

Zunächst wollten sie mit Mazedoniern reden

Spiegel Online berichtete: Drei Polizeibusse und Dutzende Uniformierte der griechischen Polizei standen den sich versammenden Migranten gegenüber. (Siehe Twitter-Video) Nach einigen Diskussionen erlaubten die Sicherheitskräfte fünf Vertretern der Migranten bei den Mazedoniern vorzusprechen. Doch die mazedonischen Polizisten auf der anderen Seite des Zauns wollten weiter niemanden durchlassen. Als die Botschaft vom negativen Verlauf des Gespräches bei der Menge ankam, eskalierte die Situation.

Laut Spiegel Online verschwand die griechische Polizei, sobald die Tränengas-Granaten flogen. Ein griechischer Regierungsvertreter sagte dem Medium, "Athen verurteile den Einsatz von Tränengas gegen Personen auf griechischer Seite. Das Außenministerium bereite eine Reaktion vor".

Wer steckt dahinter?

Bereits Mitte März hatte ein ähnliches Flugblatt für einen Sturm auf den Grenzzaun gesorgt. Rund 2000 Flüchtlinge waren damals der Aufforderung gefolgt, einen reißenden Fluss zu überqueren. Drei Menschen waren dabei ertrunken. Wer es nach Mazedonien schaffte, wurde von den dortigen Sicherheitskräften umgehend zurückgeschickt.

Griechische Medien vermuten, dass Aktivisten hinter diesen gefährlichen Aktionen stecken. Die freiwilligen Helfer stehen in Griechenland zunehmend in der Kritik, weil sie zum Teil eigene politische Ziele wie die Grenzöffnung verfolgen. (dpa / rf)



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