Erzkonservative DUP: May findet neuen Koalitionspartner in Nordirland – Risiken inklusive

Nach den vorgezogenen Parlamentswahlen suchte Theresa May nach einem neuen Bündnispartner. Nun hat sie ihn: Es ist die nordirische erzkonservative DUP. Die Zusammenarbeit mit dieser Partei bringe viele Risiken mit sich, so der frühere irische Regierungschef Enda Kenny.
Titelbild
Theresa May und DUP-Chefin Arlene Foster (Mitte) posieren für ein Foto mit DUP-Vize-Chef Nigel Dodds (l.) and DUP-Unterhausabgeordnetem Jeffrey Donaldson (r.) am 26. Juni 2017 an der 10 Downing Street, London.Foto: DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP/Getty Images
Epoch Times26. Juni 2017

Theresa May hat einen neunen Bündnispartner: Nach den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 8. Juni verfügt die britische Premierministerin nicht mehr über eine eigene Mehrheit und musste einen Koalitionspartner suchen. Den fand sie in der nordirische Democratic Unionist Party (DUP). Die Zusammenarbeit birgt für May Risiken, denn die DUP hat ein eigenwilliges Profil und eine schwierige Geschichte:

Protestantische DUP: Gegner der Versöhnung mit den Katholiken in Nordirland

Ihren Ursprung hat die DUP im Kampf für die Einheit Nordirlands mit Großbritannien und gegen ein vereinigtes Irland. Gegründet wurde sie 1971 von Protestantenführer Ian Paisley.

Lange Jahre spielte der DUP-Gründer im Nordirland-Konflikt die Rolle eines Hardliners und eisernen Gegners der Versöhnung mit den Katholiken.

Im März 2007 jedoch vollzog er eine politische Kehrtwende und setzte sich mit dem Chef der katholischen Sinn Fein, Gerry Adams, an den Verhandlungstisch.

„Leitstern“ für May und DUP: Nordirland im Vereinigten Königreich halten

Inzwischen ist die protestantische DUP, die sich nach dem Karfreitagsabkommen von 1998 die Macht in Nordirland mit den katholischen Kräften teilt, säkularer ausgerichtet. Sie vertritt dennoch weiter streng konservative Positionen; Abtreibungen und die Homo-Ehe lehnt die DUP vehement ab.

DUP-Chefin Arlene Foster stellte nach Mays Wahlschlappe klar, unter welcher Prämisse sie sich eine Zusammenarbeit mit der britischen Regierungschefin vorstellen könne.

Nordirland im Vereinigten Königreich zu halten werde „unser Leitstern“ sein, sagte Foster. Gleich nach der Bekanntgabe der Einigung mit May am Montag verkündete Foster, Nordirland erhalte in den kommenden zwei Jahren eine Milliarde Pfund (1,1 Milliarden Euro) zusätzlich für Investitionen unter anderem in den Bereichen Gesundheit und Bildung.

Bevölkerung in Nordirland wegen Brexits angespannt

Die Aussicht eines „harten Brexits“, in dessen Folge die Grenze nach Irland dann eine EU-Außengrenze wäre, schürt in Nordirland viele Ängste. Die Bevölkerung ist gespalten.

Die katholisch-republikanische Sinn Fein, die sich anders als die DUP gegen einen Brexit ausspricht, triumphierte bei der Parlamentswahl in allen Bezirken, die nahe der Grenze zu Irland liegen.

Die DUP sicherte sich jedoch 10 der 18 nordirischen Sitze im britischen Unterhaus. Sinn Fein errang sieben Mandate, besetzt diese aber nicht, da sich die Abgeordneten weigern, der britischen Krone die Treue zu schwören.

Ex-Regierungschef: „Koalition zwischen Tories und DUP gefährdet Friedensprozess in Nordirland“

Zwar spricht sich die DUP für den Brexit aus, sie ist aber gegen einen zu harten Bruch mit der EU. Dies könnte Mays Position in den Brexit-Verhandlungen beeinflussen.

Die DUP-Chefin muss sich ihrerseits in Belfast um die Bildung einer Regierung bemühen. Das nordirische Regierungsbündnis zerbrach im Januar nach dem Rücktritt des stellvertretenden Regierungschefs Martin McGuinness.

Der frühere irische Regierungschef Enda Kenny warnte, ein Zusammengehen von Mays Tories mit der DUP gefährde den Friedensprozess in Nordirland. (afp)

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion