Dänemark: Integrationsmaßnahme für Gymnasiasten ohne Migrationshintergrund löst Rassismus-Debatte aus

Not macht erfinderisch: Ein dänisches Gymnasium versuchte das Abwandern seiner immer weniger werdenden Schüler ohne Migrationshintergrund zu verhindern, indem es Klassen neu zusammensetzte - unter Berücksichtigung der Herkunft der Kinder. Sinn der Maßnahme war es, den rund 20 Prozent ursprünglichen Dänen in insgesamt drei Klassen einen 50-Prozent-Anteil zu ermöglichen. Dafür gab es jetzt Rassismusvorwürfe aber auch Verständnis.
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SymbolbildFoto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times8. September 2016

Für das neue Schuljahr wurden die Schüler von vier Klassen der Unterstufe eines Gymnasiums in einem Vorort von Aarhus komplett mit Kindern aus Migrationsfamilien besetzt. Drei weitere Klassen wurden je zur Hälfte aus Kindern mit und ohne Migrationshintergrund gebildet. So haben in drei der sieben Klassen die dänischen Kinder einen Anteil von 50 Prozent.

Durch diese Aufteilung versuchte das Gymnasium das Abwandern von Schülern ohne Migrationshintergrund an andere Gymnasien zu verhindern.

Pragmatismus oder Rassismus?

Für die pragmatische Lösung der Schulleitung hagelte es am Mittwoch erste Rassismusvorwürfe: „Es ist reine Diskriminierung, wenn man die Leute danach sortiert, ob sie weiße oder braune Dänen sind“, schimpfte die Vorsitzende der Organisation „SOS mod Racisme“, Jette Møller.

Im Fernsehsender DR wurden von einer Sprecherin des Instituts für Menschenrechte bezweifelt, dass das Vorgehen des Gymnasiums legal sei: „Wenn das Kriterium Ethnizität ist, dann könnte es genauso gut einfach die Hautfarbe sein, und dann ist es rassistisch.“

Lehrer- und Schulverbände äußerten hingegen Verständnis für die Entscheidung, berichtete der „Focus“ nach Meldungen des dänischen „Jyllands-Posten“.

Schulministerin will gegen „Ghetto-Gymnasien“ vorgehen

Der Schutz von Minderheiten gegenüber Rassismus macht durchaus Sinn. Doch die geäußerten Vorwürfe wirken wie eine alte Aufzeichnung aus einem vergangenen Jahrhundert. Offenbar war bei den Antirassismus-Wortführern noch nicht angekommen, dass sich die Verhältnisse an der Schule längst geändert haben:

Während in 2007 lediglich jeder vierte Gymnasiast an der Schule ein Einwanderer oder Nachkomme von Einwanderern war, änderte sich dieser Anteil von 25 Prozent in den letzten Jahren drastisch.

Im neuen Schuljahr 2016/17 beträgt die anteilige Quote von Einwandererkindern bereits rund 80 Prozent, Grund genug für die Schulleitung, die restlichen 20 Prozent von Schülern ohne Migrationshintergrund auf nur drei Klassen zu verteilen.

Schulministerin Ellen Trane Nørby reagierte auf die Debatte. Sie will sich in Zukunft für eine gleichmäßigere Verteilung der zweisprachigen Schüler einsetzen. Die Ministerin sagte der Nachrichtenagentur Ritzau:

Die Ghetto-Gymnasien, die wir heute sehen, schaden dem einzelnen Schüler, der keinen dänischen Schülern, Normen und Werten begegnet.“

(Schulministerin Ellen Trane Nørby, Dänemark)

Und weiter: „Aber sie schaden auch der Integration in unserer Gesellschaft, und deshalb ist politisches Handeln nötig.“

Auch der Rektor des in die Schlagzeilen geratenen Gymnasiums wehrte sich am Mittwoch entschieden gegen die Rassismus-Vorwürfe: „In Wahrheit ist die Absicht doch gerade, dass wir Diskriminierung verhindern, weil so ein Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Jugendgruppen und ihrer Jugendkultur entstehen kann“, so Schulleiter Yago Bundgaard zur Nachrichtenagentur. (sm)



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