Bannons konservative Kaderschmiede in Italien steckt in der Klemme
Aus einem alten Kloster in Italien soll nach dem Willen von Steve Bannon, dem ehemaligen Chefstrategen von US-Präsident Donald Trump, eine konservative Kaderschmiede werden. Doch die „Gladiatorenschule“ zur Verteidigung des christlichen Abendlands steckt schon vor der Eröffnung in Schwierigkeiten.
Als Bannons Mitstreiter Benjamin Harnwell durch die Kartause Trisulti, ein ehemaliges Kartäuser-Kloster südöstlich von Rom führt, fängt sein Funkgerät an zu knistern: Die Kontrolleure vom italienischen Kulturministerium sind da. Harnwell ist der Leiter des katholischen Instituts Dignitatis Humanae, das das Kloster 2018 für 100.000 Euro im Jahr vom italienischen Staat gepachtet hat. In den mittelalterlichen Gemäuern will der Bannon-Vertraute eine neue rechte Elite heranziehen – durch „Hardcore“-Persönlichkeitstraining, wie er sagt. Inhaltlich soll es um Themen wie westlichen Säkularismus, Islamismus und Immigration gehen.
Harnwell will noch in diesem Jahr einen ersten dreiwöchigen Kurs anbieten. Perspektivisch sollen das ganze Jahr über 250 Studenten die Akademie besuchen. Seinen Angaben zufolge gibt es bereits mehr als tausend Interessenten. Die meisten kommen aus englischsprachigen Ländern wie Großbritannien, Australien, Kanada und den USA, aber auch aus Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien.
Bis dahin muss sich hinter den Klostermauern aber noch einiges tun. „Zuerst müssen wir das Dach machen lassen“, sagt Harnwell, der sich auf dem Weg durch die weitläufige Klosteranlage in der Kapelle jedes Mal vor dem Altar bekreuzigt. Dann seien die Sanitäranlagen dran. Auch einen Internetzugang hat das Kloster, das derzeit von dutzenden verwilderten Katzen bewohnt wird, noch nicht.
Bannon, der seit seinem Verlassen aus dem Weißen Haus Europas Rechte aufbauen will, hat dem Projekt eine Million Dollar zugesagt. Bisher ist er aber offenbar der einzige zahlende Wohltäter.
Für Bannon ist Italien ein Vorbild für die rechtskonservative Bewegung weltweit: Die italienische Regierung aus der Lega-Partei und der Fünf-Sterne-Bewegung ist für den Ultranationalisten ein „Experiment“, das im Falle eines Erfolgs „die Weltpolitik verändern wird“.
Harnwell bringt die Idee seines mächtigen Mitstreiters so auf den Punkt: „Steves Traum war, einen eher linksgerichteten Populismus und einen eher rechtsgerichteten Nationalismus zusammenzubringen und daraus eine zusammenhängende Einheit zu machen. Und das wird nirgendwo auf der Welt besser vorgelebt als durch die Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung.“
Zum letzten Mal hatte sich Matteo Salvini nach eigenen Angaben mit Steve Bannon im vergangenen Sommer getroffen. Wie der „Deutschlandfunk“ berichtet, habe der italienische Innenminister dabei von einer Art wohlwollender Distanz gesprochen:
„Ich teile einige Ansichten mit ihm, andere nicht. Er ist stimulierend. Aber ich glaube, dass es in Europa viele Unterschiede und Eigenheiten gibt, die jenseits des Atlantiks nicht unbedingt verstanden werden.“
Lega wegen Korruptionsskandal unter Druck
Die Lega will mit einem Bündnis von rechtsgerichteten Parteien die Europawahlen Ende Mai gewinnen, darunter auch die deutsche AfD. Auch die Fünf-Sterne-Bewegung hofft auf Zugewinne. In Italien ist Lega-Chef Matteo Salvini aber durch einen Korruptionsskandal unter Druck geraten. Ein Wirtschaftsberater Salvinis soll Schmiergelder von einem Windparkbetreiber mit Verbindungen zu sizilianischen Mafia angenommen haben. Die Fünf-Sterne-Bewegung, die einen harten Kampf gegen Korruption versprochen hatte, fordert den Rücktritt des Staatssekretärs – und hat nun auch das Kloster in Trisulti ins Visier genommen.
Das Kulturministerium, das von der Fünf-Sterne-Bewegung geführt wird, hat nach eigenen Angaben eine Überprüfung des Pachtvertrags eingeleitet – einem italienischen Medienbericht zufolge ist dabei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Harnwell weist die Vorwürfe strikt zurück und spricht von einem Versuch der Linken, sein Institut mit Geldwäschevorwürfen und der Mafia in Verbindung zu bringen. Das Institut sei einfach nur im Streit zwischen Lega und Fünf-Sterne-Bewegung „zwischen die Fronten geraten“. (afp/nmc)
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