Energiesparen kostet bislang 33 Millionen Euro

Die Kosten für zwei aktuelle Werbekampagnen der Bundesregierung haben den Bundeshaushalt bis Ende November mit über 33 Millionen Euro belastet. Netzagenturchef Klaus Müller ermahnte die Bürger zu noch bewussterem Heizverhalten. Von einer Mangellage sei man dennoch „sehr, sehr weit entfernt“.
Ein digitaler Regler signalisiert einen abgestellten Heizkörper.
Ein Heizkörper mit digitalem Regler zeigt ein Frost-SymbolFoto: Jens Büttner/dpa
Von 17. Dezember 2022

Die Bundesregierung hat allein für ihre Werbekampagne „80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel“ bis zum 29. November 32,878 Millionen Euro ausgegeben. Das berichtet unter anderem die Nachrichtenseite „wallstreet:online“. Die Anzeigen und Werbespots der Energiesparkampagne solle dafür sorgen, dass die Menschen in Deutschland weniger Strom und Gas verbrauchen.

Weitere 709.000 Euro habe die Werbung für die „Entlastungspakete“ bislang verschlungen. Sie drehe sich um die Mehrwertsteuersenkung auf Gas und Fernwärme und um die 300-Euro-Energiekostenzuschüsse für Erwerbstätige und Rentner. Das Geld für beide Kampagnen stamme aus dem laufenden Bundeshaushalt.

CSU will Energieangebot erhöhen

Die Kosten waren aufgrund einer Anfrage des parlamentarischen Geschäftsführers der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stefan Müller, publik geworden. Müller kritisierte die Regierung dafür, so viel Geld auszugeben, aber „kein langfristiges Konzept“ zu der Frage zu besitzen, „wie das Energieangebot erhöht werden“ solle. Er forderte „echte Lösungen statt teurer Augenwischerei“, um die „Gefahr eines Blackouts in diesem Winter“ zu verringern.

Die aktuellen Füllstände der Gasspeicher in Europa sind über die Webseite https://agsi.gie.eu zu erfahren.

Unabhängigkeit von fossiler Energie angestrebt

Die Werbekampagne „80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel“ war am 10. Juni im Rahmen eines „Energieeffizienz-Gipfels“ in Berlin gestartet worden. Es gehe vor allem darum, unabhängiger von fossiler Energie zu werden, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) seinerzeit. Das sei zu schaffen, „indem wir alle gemeinsam Energie sparen und die erneuerbaren Energien zügig ausbauen“, heißt es auf der Webseite der Bundesregierung. Die Sparanstrengungen seien auch „angesichts der sich verschärfenden Klimakrise und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine“ nötig, um „unsere Freiheit und unsere Sicherheit zu gewährleisten“.

Netzagenturchef fordert zum sparsamen Heizen auf

Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen hatte die Bevölkerung am 14. Dezember noch einmal zum Gassparen aufgefordert. Zwei Tage vorher sei „ein ganzer Prozentpunkt“ der Reserven durch die deutschen Leitungen geflossen, sagte Netzagentur-Chef Klaus Müller im ZDF-Morgenmagazin. Das solle „jetzt ein Ausreißer“ bleiben, mahnte Müller. Vor allem beim Heizen solle man „möglichst achtsam sein“. „Muss in jedem Raum geheizt werden? Kann man vielleicht mal ’nen Raum auslassen? Kann die Temperatur an den Heizkörpern vielleicht auch etwas niedriger sein, wenn man nicht in dem Raum sich aufhält?“, fragte Müller. Empfehlenswert sei auch eine Überprüfung der optimalen Einstellung der Heizanlage. Dabei könne beispielsweise ein Hausmeister behilflich sein.

Nach Einschätzung Müllers könnte der Dezember 2022 „einer der kältesten der letzten zehn Jahre“ werden. Von einer Mangellage sei man dennoch „sehr, sehr weit entfernt“: Die deutschen Gasspeicher seien am Morgen des 14. November noch zu über 92 Prozent gefüllt gewesen. Dies liege an der guten Vorsorge Deutschlands. Im Oktober und November sei der Umgang mit Gas „wirklich gut“ gewesen. „Ein, zwei, drei Wochen, wo es kalt wird und wir mehr verbrauchen – das halten wir auch locker aus“, betonte Müller, „aber es darf sich in den Januar und Februar so nicht fortsetzen“. Auch der Winter 2023/24 sei „schon in den Blick“ zu nehmen.

Pro EU-Einkaufsgemeinschaft, kontra Gaspreisdeckel

Müller erinnerte daran, dass seit Monaten kein russisches Gas mehr durch die zerstörten Northstream-Pipelines fließen könne. Alternative Importe kämen bereits aus Norwegen, Holland und Belgien und über die eigenen LNG-Terminal in Wilhelmshaven an. Demnächst würden die geplanten Terminals in Brunsbüttel und Lubmin bei der Gasversorgung helfen, kündigte Müller an. Zudem seien noch weitere LNG-Terminals geplant.

Der Netzagentur-Chef plädierte für die Einrichtung einer europäischen Einkaufsgemeinschaft: „Wenn man Marktmacht bündelt, kann man niedrige Preise durchsetzen.“ Den Gaspreisdeckel der Bundesregierung sehe er „sehr, sehr kritisch“: Er könne dazu führen, dass „wir nicht genug Gas kriegen“.



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