Drei Jahre Corona-Krise in Deutschland

In den vergangenen drei Jahren wurden in Deutschland knapp 38 Millionen Infektionen und fast 164.000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Bis heute eine gesellschaftliche Zerreißprobe. Zeit für eine kleine Rückschau.
Jens Spahn, Christian Drosten und Lothar H. Wieler bei einer Bundespressekonferenz 2020.
Lothar Wieler, Christian Drosten und Jens Spahn bei einer Bundespressekonferenz 2020.Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Von 22. Januar 2023

Rund drei Jahre befindet sich Deutschland im Würgegriff der Corona-Krise. Zum Jahreswechsel 2019/20 waren erste Bilder aus China aufgetaucht, die eine neuartige Atemwegserkrankung vermuten ließen. Würde der am 7. Januar als „neuartiges Coronavirus“ (SARS-CoV-2) bezeichnete Auslöser auch nach Deutschland überschwappen? Was könnte da auf uns zukommen? Was könnte für Abhilfe sorgen? Wie gefährlich ist das Virus überhaupt? Oder würde es sich wieder nur um einen Sturm im Wasserglas handeln wie bei der SARS-Epidemie in Asien 2002/03, bei der EHEC-Seuche 2011 oder bei der Schweinegrippe 2009/10? Die Fragen und Antworten, die Theorien und Meinungen waren vielfältig, die Verwirrung auch.

Erste Infektion am 28. Januar 2020

Als am 28. Januar 2020 die erste Infektion in Deutschland bei einem 33-jährigen Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Stockdorf bei München offiziell bestätigt wird, sieht der damalige Gesundheitsminister der schwarz-roten Koalition, Jens Spahn (CDU), noch keinen Grund für überstürztes Handeln. „Wachsame Gelassenheit“ genüge, die Gesundheitsgefahr sei nach Angaben des Robert Koch-Instituts weiterhin gering, Deutschlands Gesundheitssystem gut gerüstet (Quelle: „Tagesschau“). Der Webasto-Mitarbeiter soll sich während einer Schulung bei einer chinesischen Kollegin aus Shanghai angesteckt haben, wie das „Handelsblatt“ berichtete.

Auch der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, erteilt ersten Rufen nach Schutzmasken eine Absage: „Damit hält man das nicht auf“, erklärt er am 30. Januar 2020 im Gespräch mit rbb-Moderator Jörg Thadeusz (Video auf YouTube).

Wenige Wochen später beginnt Spahn von „verschiedenen Schutzmaßnahmen“ zu sprechen, die je nach Infektionsgeschehen diskutiert werden müssten. Dazu hat er eine breite Palette von Ideen parat: Verbote von Großveranstaltungen, Kita- und Schulschließungen und das „Abriegeln ganzer Städte“ sind als Optionen kein grundsätzliches Tabu mehr. Am Aschermittwoch, dem 26. Februar 2020, erklärt Spahn, dass Deutschland „am Beginn einer Epidemie“ stehe. Noch immer aber mahnt Spahn zur „Verhältnismäßigkeit“.

Erste Todesfälle am 9. März 2020

Am 9. März 2020 werden die ersten Corona-Todesfälle auf deutschem Boden gemeldet: In Heinsberg sei ein älterer Mann, in Essen eine ältere Dame an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Die Meldung ist der Startschuss für immer stärkere Einschränkungen des öffentlichen Lebens.

Genau eine Woche später, am 16. März 2020, wird der erste „Lockdown“ beschlossen. Die Vorschrift zur Begrenzung des öffentlichen Lebens auf das absolut Notwendige tritt mit diversen Kontaktverboten am 22. März in Kraft und soll zunächst nur zwei Wochen dauern. Auf Druck von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird er allerdings immer weiter verlängert.

Bis zum 23. März 2020 werden insgesamt 123 Tote gezählt, die angeblich an oder mit dem Coronavirus verstorben waren. Der Ticker für Infektionen liegt bei 29.056 Fällen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Festgestellt werden die Infektionen mit einem PCR-Test.

„Flatten the Curve“: Notlage wird verkündet

Zwei Tage später, am 25. März 2020, ruft der Bundestag die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ aus. Sie ermächtigt die Bundesregierung, künftig selbstständig Verordnungen nach Gutdünken zu erlassen. „Flatten the Curve“ (zu deutsch: „die Kurve abflachen“) lautet jetzt das Gebot der Stunde. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits viele Theater, Fußballstadien, Fabrikhallen, Schulen und Kitas, Gaststätten und Friseure im ganzen Land per Verordnung dichtgemacht worden. Auch an den Grenzen zu Frankreich, Österreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz gibt es Kontrollen und Einreiseverbote. Treffen von mehr als zwei Menschen sind verboten.

Am 20. April 2020 führt „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni ein Interview, in dem er Bill Gates fast zehn Minuten für seine Antworten einräumte. Gates warnte damals vor besonders hohen Infektions- und Sterberaten in Entwicklungsländern, forderte die schnelle Entwicklung eines Corona-Impfstoffes und kündigte an, diesen „sieben Milliarden Menschen verabreichen“ zu wollen. Dazu bedürfe es einer „gemeinsamen globalen Anstrengung“, so Gates.

Ende April 2020 werden milliardenschwere Überbrückungshilfen für Firmen, Arbeitnehmer und die Gastronomie verabschiedet. Ein R-Wert unter 1,0 dient als neuer Maßstab für die Pandemiebekämpfung und unterfüttert die Notwendigkeit immer strikterer Maßnahmen. Das Bundesgesundheitsamt startet eine Kampagne für die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken). Diese finden ihren vorläufigen Höhepunkt in einer Maskenpflicht für Geschäfte und den ÖPNV, die Ende April 2020 zum bundesweiten Standard wird. Einige Bundesländer hatten schon Tage früher damit begonnen.

Eine Frau betritt mit FFP2-Maske eine Trambahn in München.

Eine Frau betritt mit FFP2-Maske eine Straßenbahn in München. Foto: Tobias Hase/dpa

Bund-Länder-Runden

Für die Abstimmung von Maßnahmen sind inzwischen Bund-Länder-Runden zuständig. Anfang Mai 2020 werden den Ländern gewisse Freiheiten zugestanden: Sie dürfen nun individuell über Lockerungen für das Gastgewerbe, den Handel, Fahrschulen, Schwimmbäder und Fitnessstudios entscheiden. Die ersten Restaurants, Bars und Lokale öffnen am 11. Mai wieder – allerdings weiterhin bei strengen Abstands- und Hygieneregeln.

Der „Inzidenzwert“ löst allmählich den „R-Wert“ in der Berichterstattung ab: Nun entscheidet die Frage, wie viele von 100.000 Menschen innerhalb von sieben Tage positiv auf das Coronavirus getestet werden, inwiefern die Politik die Zügel anziehen oder lockern sollte. Der Virologe Christian Drosten, RKI-Chef Lothar Wieler und der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach steigen durch ihre mediale Präsenz immer mehr zu den Gesichtern der „Pandemie“ auf.

Widerstand wächst

Im Juni und Juli 2020 lässt sich der Unmut in vielen Teilen der Bevölkerung nicht mehr übersehen: Immer mehr Menschen gehen auf die Straße gegen Maskenpflicht in Supermärkten und Restaurants, gegen Lockdowns, gegen die Zerstörung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, gegen mediale Ausgrenzung Andersdenkender, gegen die Abschaffung der Grundrechte. Am 1. August und am 29. August 2020 finden sich auf Einladung der im April in Stuttgart gegründeten „Querdenken“-Bewegung jeweils Zehntausende Menschen zum Protest ein.

Am Rand der Großdemonstration vom 29. August kommt es zum „Sturm auf den Reichstag“ von einigen Hundert Menschen. Für viele Maßnahmenkritiker sieht das Spektakel nach einer Inszenierung aus, die die kritischen Stimmen weiter ins Abseits drängen sollen. In den großen Medienhäusern werden ihre Argumente schon eine ganze Weile lang als „Schwurbelei“ unterdrückt. SPD-Co-Chefin Saskia Esken twittert über die „Covidioten“ und prägt damit den Ton der Debatte für die kommenden Jahre.

Am 2. November 2020 setzt die Regierung Merkel wegen der „zweiten Welle“ wieder verschärfte Kontaktbeschränkungen für die kalte Jahreszeit in Kraft. Streng, aber kurz sollen die Einschränkungen sein. Sogar im Freien dürfen sich während dieses zweiten Lockdowns nicht mehr als zehn Menschen treffen, Mannschaftssportarten sind verboten, Gastronomiebetriebe werden erneut geschlossen.

18. November 2020: Wasserwerfer in Berlin

Während am 18. November der Bundestag mit dem „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ einen neuen Paragrafen 28a für das Infektionsschutzgesetz (IfSG) beschließt, der unter anderem potenzielle Schutzvorkehrungen und die Zuständigkeiten präzisieren soll, protestieren Tausende Menschen unweit des Reichstags dagegen. Die Kritiker vor der Tür werten das als „Ermächtigungsgesetz“ und sehen das Ende der Demokratie und des Rechtsstaats. Sie werden mit Wasserwerfen vertrieben.

Im Dezember 2020 setzt die Debatte um die Zulassung der inzwischen von mehreren Herstellern entwickelten Impfstoffe die medialen Akzente. Großbritannien erteilt am 2. Dezember als erstes Land dem von BioNTech (Mainz) und Pfizer (USA) entwickelten mRNA-Vakzin eine Notfallzulassung. Am 21. Dezember erhält derselbe Stoff die bedingte Marktzulassung in der EU.

Erste Impfung am 27. Dezember 2020

Die erste mRNA-Impfung abseits von Versuchsreihen wird in Deutschland offiziell am 27. Dezember verabreicht. Der Impfstoff dafür war in wenigen Monaten entwickelt und zugelassen worden – entgegen der üblichen Praxis, sich für so etwas fünf bis zehn Jahre Zeit zu lassen. 23.323 Dosen finden laut „Wirtschaftswoche“ schon am ersten Impftag ihren Bestimmungsort in den Oberarmen von Senioren. Nach dem Konzept der deutschen Impfkampagne gehören die Menschen der Generation Ü80 ebenso wie das Personal im Gesundheits- und Pflegewesen zu den „Privilegierten“, die den Schutz als erste bekommen sollen.

Das Jahr 2020 endet trotz der offiziell mehr als 3o.000 Toten, die „mit oder an“ Corona gestorben waren, nach Recherchen des Mathematikers Marcel Barz ohne eine statistisch nachweisbare Übersterblichkeit (Video auf YouTube).

Rodelverbot im Winter 20/21

Der Januar 2021 bringt weitere Verschärfungen der Corona-Maßnahmen. Seit dem 27. Januar 2021 müssen Arbeitgeber in bestimmten Fällen Homeoffice-Arbeit ermöglichen. Wegen der Winterwelle bleiben die Kitas und Schulen geschlossen. Die Polizei hält Familien mit Sperren vom Rodeln ab (Video auf YouTube, hier oder hier).

Am 8. Februar 2021 sind nach einem Bericht des „Deutschlandfunks“ „keine Hinweise auf schwere Langzeitnebenwirkungen“ einer COVID-19-Impfung bekannt. Klaus Cichutek, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, mahnt: „Haben Sie Vertrauen. Ein kleiner Pieks schützt vor einer gefährlichen Infektion.“

22. Februar 2021: In mehreren Bundesländern dürfen Kinder wieder Schulen und Kitas besuchen.

April 2021: Bundesnotbremse

Im April 2021 löst die „Bundesnotbremse“ die Formulierung der „Lockdown“-Politik ab: Die nunmehr „dritte Welle“ bedeutet unter anderem nächtliche Ausgangsbeschränkungen, sofern ein Inzidenzwert von 100 an drei aufeinander folgenden Tagen überschritten wird. Die vielen unterschiedlichen, zuweilen an Uhrzeiten gekoppelten Beschränkungen sorgen erneut für viel Kritik.

Viele Menschen sehnen den Zeitpunkt herbei, an dem sie sich laut Priorisierungsplan endlich impfen lassen können. Mit dem 7. Juni 2021 hat das Warten ein Ende: Alle Menschen ab zwölf Jahren dürfen sich nun gegen Corona impfen lassen. Lange Schlangen bilden sich vor den Impfzentren.

Am 16. August gibt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Empfehlung zur Impfung auch für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren.

Der Bundestag befürchtet am 7. September eine Überlastung des Gesundheitssystems durch zu wenige freie Betten und die sich immer mehr andeutenden Personalengpässe. Seit Beginn der Krise waren Tausende Betten abgebaut worden.

Vor der Bundestagswahl am 26. September 2021 sprechen sich Vertreter aller Fraktionen gegen eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland aus.

Der neue Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) verspricht Ende Oktober 2021 auf der Bundespressekonferenz „ein absolutes Ende aller Maßnahmen“ für den 20. März 2022.

Der mediale und politische Druck auf jene, die aus individuellen Gründen kein Interesse an einer COVID-19-Impfung haben, wird im Herbst 2021 so hoch wie nie. Seit dem 1. November 2021 erhalten die meisten Ungeimpften kraft Gesetzes bei Verdienstausfällen wegen angeordneter Quarantäne keine staatliche Entschädigung mehr.

Impfduldungspflicht für Soldaten

Obwohl die „Notlage von nationaler Tragweite“ am 24. November 2021 offiziell abläuft, lässt der Bundestag die Impfung gegen COVID-19 in die Liste der verpflichtenden Basisimpfungen der Bundeswehr aufnehmen. Somit gilt die „Duldungspflicht“. Das überarbeitete Infektionsschutzgesetz sieht außerdem unter anderen 3G am Arbeitsplatz, in Bussen und Zügen vor. Wer noch Zutritt haben will, muss demnach geimpft, genesen oder negativ getestet sein.

In Südafrika taucht eine neue Mutation des Coronavirus auf. Am 26. November 2021 spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von „Omikron“ als einer „besorgniserregenden“ Variante.

Zum Schutz vor einer „vierten Corona-Welle“ beschließen Bund und Länder am 2. Dezember 2021, bei hohen Inzidenzzahlen Diskotheken zu schließen. Außerdem wird die Zahl der erlaubten Besucher von Großveranstaltungen erneut stark eingeschränkt.

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) macht den Impfskeptikern eine klare Ansage: „Ihr seid jetzt raus aus dem gesellschaftlichen Leben,  äußert er am 9. Dezember 2021 in der Talkshow „Maybrit Illner“. Nur einer von hunderten despektierlichen Sprüchen, wie sie unter anderem auf der Website „ich-habe-mitgemacht.de dokumentiert werden.

Am 10. Dezember 2021 beschließt der Bundestag eine „einrichtungsbezogene Impfpflicht: Mitarbeiter von Kliniken, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen müssen bis zum 15. März 2022 einen Nachweis als Geimpfte oder Genesene vorlegen.

Das treibt erneut Hunderttausende Menschen auf die Straßen, die mit Demonstrationen und sogenannten „Montagsspaziergängen“ gegen den Corona-Kurs der Bundesregierung und gegen eine allgemeine Impfpflicht aufbegehren. Denn diverse Spitzenpolitiker der Ampelregierung setzen sich anders als noch vor der Wahl inzwischen für eine allgemeine Impfpflicht ein.

Das Kalenderjahr 2021 endet mit einer deutlichen Übersterblichkeit von 3,9 Prozent: Mit 1.023.687 Todesfällen starben mehr Menschen als jemals zuvor seit 1950. In über 71.000 Fällen schreibt das Statistische Bundesamt den Tod einer Infizierung mit COVID-19 als ausschlaggebendes Grundleiden zu.

Impfen, impfen, impfen

Mit dem 7. Januar 2022 gilt auf Beschluss von Bund und Ländern 2G für Restaurants, Cafés und Kneipen, sodass nur noch „Geboosterten“ und tagesaktuell Getesteten Zutritt gewährt werden darf. Die Infektionszahlen steigen trotzdem weiter. „Grundimmunisierte“, also doppelt geimpfte Menschen, verlieren ihren Status als Geimpfte, wenn sie sich nicht spätestens nach neun Monaten eine dritte Spritze („Booster“) verpassen lassen. Die Regel gilt für EU-Impfzertifikate seit dem 1. Februar 2022.

Die FDP geht auf Distanz zu RKI-Chef Lothar Wieler, nachdem dieser den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate verkürzen ließ.

Die Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene werden am 16. Februar 2022 etwas gelockert: Sie dürfen sich ab sofort wieder mit mehr als zehn Personen treffen.

Am 23. Februar 2022 kommt das Medikament Paxlovid auf den Markt. Es soll helfen, schwere COVID-Krankheitsverläufe zu verhindern.

Vom 16. März 2022 bis zum 1. Januar 2023 müssen Beschäftigte von Kliniken, Pflegeheimen, Arztpraxen und Rettungsdiensten ihrem Arbeitgeber einen Nachweis über eine abgeschlossene Impfung, einen Genesenennachweis oder ein ärztliches Attest vorlegen, sonst droht der Verlust des Arbeitsplatzes. Viele Krankenschwestern und -pfleger kündigen.

3. April 2022: Freedom Day light

Am 3. April 2022 fällt die Maskenpflicht im Einzelhandel. Sie hatte fast zwei Jahre gegolten. Auch die meisten anderen „Schutzmaßnahmen“ werden aufgehoben. Masken bleiben aber vorerst in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Einrichtungen des Gesundheitswesens Pflicht.

Ein Gesetzesentwurf von Abgeordneten der SPD, der Grünen und der FDP, nach dem es eine COVID-19-Impfpflicht für alle Bürger ab 60 Jahren geben sollte, wird am 7. April mit 378 gegen 296 Stimmen im Bundestag abgelehnt.

Der Berliner Virologe Christian Drosten zieht sich Ende April 2022 aus einer Kommission zur Beurteilung der staatlichen Corona-Beschränkungen in Deutschland zurück.

Auch gesunde Kinder zwischen fünf und elf Jahren sollten sich gegen Corona impfen lassen, empfiehlt die Stiko am 24. Mai.

Impfnebenwirkungen

Anfang Juni 2022 stellen Richter des Bundesverwaltungsgerichts in einem Verfahren über die Duldungspflicht zur COVID-Impfung an Soldaten fest, dass Impfnebenwirkungen nicht wie im Infektionsschutzgesetz (IfSG) vorgeschrieben erfasst werden. Man müsse von einer Untererfassung ausgehen.

Am 24. Juni 2022 lässt die EU einen neuen Impfstoff aus dem Hause Valneva zu, der mit abgetöteten Viren Schutz bieten soll. Es handelt sich um das sechste in der Europäischen Union zugelassene Vakzin.

Am 29. Juni 2022 wird Michael Ballweg verhaftet, der Gründer der maßnahmenkritischen Stuttgarter Bewegung „Querdenken 711“. Er sitzt bis heute in Untersuchungshaft – wegen des Verdachts auf versuchten Betrugs und Geldwäsche.

Am 2. September gibt die EU-Kommission grünes Licht für zwei Impfstoffe, die an die noch immer vorherrschende Omikron-Variante angepasst wurden.

Mitte November 2022 erweitert die Stiko ihren Impfempfehlungskatalog für vorerkrankte Kinder im Alter von sechs Monaten bis zu vier Jahren.

„Plötzlich und unerwartet“

Am 12. Dezember 2022 präsentieren der AfD-Gesundheitsexperte Martin Sichert und der Datenanalyst Tom Lausen eine Analyse, aus der sich ein starker Anstieg „plötzlicher und unerwarteter Todesfälle“ und von bestimmten Krankheitsbildern seit dem ersten Quartal 2021 belegen lässt. Beide erheben Vorwürfe gegen das Paul-Ehrlich-Institut, das Robert Koch-Instititut und das Gesundheitsministerium, weil diese ähnliche Auswertungen bis dahin nicht vorlegen konnten. Es entbrennt ein andauernder Streit um Untätigkeit und Ursachen.

Noch am 14. Dezember 2022 bewirbt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Corona-Schutzimpfung in einer Broschüre als „wirksam und sicher“. Die Impfung schütze davor, „schwer krank zu werden“.

Am 27. Dezember 2022 erklärt der Virologe Christian Drosten, einer der prominentesten Köpfe im „Team Vorsicht“, das Ende der pandemischen Lage.

Das Jahr 2022 endet erneut mit einer Rekordzahl an Toten. Nach aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamts starben 2022 rund 1,06 Millionen Menschen. Ein erneutes Plus von rund vier Prozent.

RKI-Chef Lothar Wieler kündigt am 11. Januar 2023 an, seinen Posten zum 1. April des Jahres aufgeben zu wollen.

Am 13. Januar kündigt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) das Ende der Maskenpflicht im öffentlichen Fernverkehr zum 2. Februar 2023 an.

38 Millionen Infektionen, 0,164 Millionen Tote

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts wurden bis Mitte Januar 2023 in Deutschland knapp 38 Millionen Infektionen mittels PCR-Test registriert. Fast 164.000 Todesfälle von infizierten Personen habe es in dieser Zeit gegeben.

[Mit Informationen aus Agenturen]

 



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