Deutschlands Bevölkerung 2022 um 1,1 Millionen gestiegen

Das Statistische Bundesamt weist nach einer vorläufigen Schätzung aktuell mindestens 84,3 Millionen Einwohner in Deutschland aus – ein Rekord. 2022 seien 1,1 Millionen mehr Menschen registriert worden als im Vorjahr.
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Immer mehr Menschen leben in Deutschland. Ende 2022 waren es mindestens 84,3 Millionen. Ein Rekordwert.Foto: Marius Becker/dpa/dpa
Von 20. Januar 2023

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Ende 2022 haben mindestens 84,3 Millionen in Deutschland gelebt – so viele wie niemals zuvor. Das hat das Statistische Bundesamt Wiesbaden am 19. Januar in einer vorläufigen Schätzung mitgeteilt. Es lebten derzeit rund 42,8 Millionen Frauen und 41,5 Millionen Männer in Deutschland. Mit den endgültigen Zahlen rechne man erst im Sommer.

Rekord bei Nettozuwanderung

Es handele sich um einen Anstieg von unterm Strich rund 1,1 Millionen Menschen gegenüber dem Jahresende 2021. Vor allem die „Nettozuwanderung auf Rekordniveau“ habe dazu beigetragen. Das Bundesamt schätzt, dass im Lauf des Jahres zwischen 1,42 und 1,45 Millionen Menschen mehr ein- als ausgewandert sind.

„Damit war die Nettozuwanderung 2022 über viermal so hoch wie im Vorjahr (2021: 329.163) und so hoch wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950“, stellt das Bundesamt fest. Eine aktuelle Statistik zu den absoluten Zahlen der Wanderungsbewegungen 2022 nach Deutschland liegt noch nicht vor – bis ins Jahr 2021 aber schon.

Zahlen zur Frage, wie viele Menschen aus welchen Ländern sich in Deutschland niedergelassen hätten, liegen ebenfalls noch nicht komplett vor. Das Bundesamt wies für das erste Halbjahr 2022 allerdings bereits eine Nettozuwanderung von 1.046.000 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus. Einen derart hohen Wert innerhalb von sechs Monaten habe es seit der Wiedervereinigung nicht mehr gegeben.

Fast drei von vier aus der Ukraine

Den mit Abstand größten Anteil der Nettozuwanderung im ersten Halbjahr 2022 hätten Menschen aus der Ukraine ausgemacht: Die Differenz zwischen zu- und abgewanderten Ukrainern habe bei 740.000 gelegen. Hintergrund sei der Ukraine-Krieg. Rund 431.000 registrierte Zuzüge habe es bereits im März 2022 gegeben.

Bei Syrern wurden rund 23.000 Netto-Zugänge (plus 3.000) im ersten Halbjahr 2022 festgestellt, bei Menschen aus Afghanistan etwa 28.000 (plus 21.000).

Rumänen hätten einen Zuwachs von 31.000 Personen (plus 5.000) ausgemacht. Aus Polen seien mit 11.000 Menschen netto 4.000 mehr Menschen nach Deutschland gekommen als im ersten Halbjahr 2021.

68 Prozent der Zuwanderer im Erwerbsalter

Von den zwischen Januar und Juni 1.046.000 netto-Zugewanderten sind 715.000 nach Angaben des Statistischen Bundesamts im „Erwerbsalter“  – also gut 68 Prozent.

„Ohne Nettozuwanderung wäre die Bevölkerung bereits seit 1972 geschrumpft, da seither jedes Jahr mehr Menschen starben als geboren wurden“, schreibt das Bundesamt. In den Jahren seit der Wende sei die Bevölkerungskurve Deutschlands aber fast immer nach oben gestiegen  – mit Ausnahme der Jahre 1998, 2003 und 2010. Zu den bislang zahlenstärksten Zuwanderungsjahren zählten 1992 und 2015, wie die dpa berichtet. Das Bundesamt begründet diese Ausreißer mit den damaligen Grenzöffnungen in Osteuropa beziehungsweise mit dem Krieg in Jugoslawien (1992) und mit dem Beginn der großen Migrationswelle im Jahr 2015.

Weniger Geburten, mehr Sterbefälle

Dass trotz der Nettozuwanderung von über 1,4 Millionen die Bevölkerungszahl 2022 nur um 1,1 Millionen zugenommen hat, lasse sich mit einem „Rückgang der Geburtenzahl“ und einer „gestiegene[n] Zahl der Sterbefälle“ erklären.

2022 seien die Geburten um ungefähr sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen: Wurden 2021 noch 795.492 neue Erdenbürger angemeldet, so kamen im Lauf des Jahres 2022 nach der aktuellen Schätzung nur noch „zwischen 735.000 und 745.000“ Kinder zur Welt. Genauere Zahlen lägen bislang nur für den Zeitraum Januar bis Oktober 2022 vor: In den zehn Monaten habe es rund 617.100 Neugeborene gegeben.

Umgekehrt trendeten die Sterbefälle: Während man im Lauf des Jahres 2021 schon einen Rekordwert von 1.023.687 Verstorbenen registriert habe, hätten 2022 sogar rund 1,06 Millionen Menschen das Zeitliche gesegnet. Das bedeutet ein erneutes Plus von rund vier Prozent – und einen neuen Rekord.

Rückblick: das Sterbejahr 2021

Im Kalenderjahr 2021 waren in Deutschland mit 1.023.687 mehr Menschen gestorben als jemals zuvor seit 1950. Das hatte das Statistische Bundesamt am 16. Dezember 2022 bekannt gegeben. Gegenüber dem Vorjahr (985.572 Todesfälle) sei ein Anstieg von 3,9 Prozent gemessen worden. In genau 71.331 Fällen (rund sieben Prozent) sei der Tod einer Infizierung mit COVID-19 als ausschlaggebendes Grundleiden zugeschrieben worden – 79 Prozent mehr als noch im Jahr 2020.

Ein Hamburger Rechtsanwalt hält das für „falsche Horrorzahlen“: Leichenbeschauer seien verpflichtet, COVID-19 als todesursächliches Grundleiden zu erfassen – selbst dann, wenn mehrere Leiden bei einem Erkrankten vorlägen.



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