Zwischenlager-Streit: Zukunft des Asse-Mülls unklar
Der Konflikt um ein Zwischenlager für die radioaktiven Abfälle aus der Asse in Niedersachsen bleibt weiter ungelöst – die Ungewissheit in der betroffenen Region ist groß.
Die Diskussion um die Standortwahl sei noch nicht abgeschlossen, heißt es in einem Expertenbericht, der am Montag veröffentlicht wurde. Nach scharfer Kritik sollte damit die Entscheidung für ein Zwischenlager nahe der Schachtanlage im Landkreis Wolfenbüttel noch einmal überprüft werden.
Die Wahl der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) für einen Standort nahe dem maroden Atommülllager aus dem Jahr 2020 hatte scharfe Kritik vor allem in der betroffenen Region ausgelöst.
Dies führte im Februar unter anderem dazu, dass die Asse-2-Begleitgruppe, die die Interessen der Menschen dort wahrnimmt, zunächst ihre weitere Mitarbeit verweigerte und den Begleitprozess ruhen ließ. Als Konsequenz wurde beschlossen, die Standortentscheidung zu überprüfen.
13 Kammern mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen
In dem ehemaligen Bergwerk in Niedersachsen liegen in 13 Kammern rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Weil Wasser eindringt, muss das Lager geräumt werden. Es gibt den gesetzlichen Auftrag, die Asse unverzüglich stillzulegen. Im Jahr 2033 soll die Rückholung voraussichtlich starten. Bis die Endlagerung aber geklärt ist, muss der Müll zwischengelagert werden.
Mit Blick auf den 100-seitigen Bericht im Auftrag des Bundesumweltministeriums sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) bei der Online-Pressekonferenz: „Der Bericht wirft viele Fragen auf, die es gilt, zügig zu klären.“ Das Dokument werde jetzt von allen Beteiligten analysiert und bewertet. Weitere Diskussionsrunden auch mit der Öffentlichkeit stehen im November an.
Gesprächsfronten sind verhärtet
Bei der offiziellen Übergabe wurde am Montag deutlich, dass es noch nicht um endgültige Entscheidungen geht, sondern vielmehr darum, die Vertreter der verhärteten Fronten wieder miteinander ins Gespräch zu bringen.
Mit der Untersuchung wurden nicht nur ein Strahlenschutzexperte, ein Geologe und eine Rechtswissenschaftlerin beauftragt. Auch ein Sozialwissenschaftler gehörte dem Autorenteam an.
„Ich habe große Hoffnung, dass der Beleuchtungsprozess dazu führt, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen und den derzeit ruhenden Beteiligungsprozess wiederaufleben zu lassen“, sagte Minister Lies.
Ähnlich wie mehrere Umweltminister auf Bundes- und Länderebene zuvor, hatte Lies in Bezug auf die Asse schon vom „erschütterndsten Beispiel fehlgeleiteter Industriepolitik für die Umwelt“ gesprochen. Die Rückholung bezeichnete er dabei als „Milliardenprojekt von zentraler Bedeutung“.
Allerdings gilt die Bergung auch als ein weltweit einmaliges Projekt, bei dem immer wieder der Vorwurf mangelnder Transparenz laut wird und sich vor allem viele betroffene Anwohner nicht gut informiert fühlen. Die Kosten für die Rückholung wurden zuletzt auf mehr als 3 Milliarden Euro geschätzt. Mit der endgültigen Schließung der Schachtanlage wird frühestens 2050 gerechnet. (dpa/dl)
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