Zwiespältige Bilanz zu Silvester: Leichter Rückgang der Straftaten – Vielzahl an Angriffen auf Einsatzkräfte

Die vorläufige Bilanz der Polizeibehörden zur Silvesternacht 2024/25 ist zwiespältig. In Summe zeigt sich ein leichter Rückgang bei den Gesetzesverstößen hin. Dennoch blieb die Nacht geprägt von Angriffen, Verletzungen und teils schweren Unfällen. Schwerpunkt des Geschehens war wieder Berlin, Kugelbomben sorgten für besonders großen Schaden.
Auch das war Silvester: Angriffe auf die Polizei wie hier in Leipzig.
Auch das war Silvester: Angriffe auf die Polizei wie hier in Leipzig.Foto: Sebastian Willnow/dpa
Von 2. Januar 2025

Polizeibehörden haben landesweit damit begonnen, erste vorläufige Bilanzen zum Einsatzgeschehen in der Silvesternacht 2024/25 zu veröffentlichen. Vollständige Gesamtbilanzen werden vor allem in den großen Städten erst für nächste Woche erwartet. Die Polizeidirektionen gehen davon aus, dass es in den kommenden Tagen noch zu Anzeigen oder Nachmeldungen im Zusammenhang mit strafbaren Handlungen an Silvester geben könnte.

In den ersten Meldungen heißt es, es zeichne sich landesweit ebenso wie an bekannten Schwerpunkten wie Berlin ein Rückgang an Übergriffen und Gesetzesverstößen gegenüber dem Vorjahr ab. Allerdings gab es dennoch auch in der diesjährigen Neujahrsnacht zahlreiche Vorfälle. Diese reichten von Unfällen aufgrund unsachgemäßen Hantierens mit Pyrotechnik bis zu gezielten Angriffen auf Einsatz- und Rettungskräfte.

Etwas weniger Einsätze als an Silvester 2023/24 in Berlin

Am Mittwochnachmittag, 1.1., veröffentlichte die Polizei in Berlin ihre Pressemitteilung zu den registrierten Vorfällen an Silvester. Darin hieß es, dass „im gesamten Stadtgebiet Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte“ zu verzeichnen waren – „insbesondere durch das Beschießen oder Bewerfen mit pyrotechnischen Gegenständen“.

Mit Stand von 7 Uhr morgens waren 37 verletzte Polizeibeamte zu verzeichnen, davon 14 durch Pyrotechnik. Ein Beamter musste aufgrund der Schwere seiner Verletzungen stationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Im Vorjahr betrug die Zahl der verletzten Beamten bei etwa gleicher Anzahl an Einsatzkräften noch 54, heißt es in der Mitteilung.

Im gesamten Gebiet der Bundeshauptstadt wurden etwa 670 Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts strafbarer Handlungen nach dem Strafgesetzbuch eingeleitet. Die Tatvorwürfe lauten unter anderem auf Verstöße gegen das Waffengesetz oder das Sprengstoffgesetz. Dazu kämen Fälle des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, des Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie von Brandstiftungsdelikten und Körperverletzungen. Insgesamt habe es in der Silvesternacht 2.168 Einsätze durch Polizeikräfte gegeben – 56 weniger als zum Jahreswechsel 2023/24.

Pyrotechnik-Verbotszonen mehrfach ignoriert

Mit Stand vom Mittwochnachmittag geht die Polizei in der Hauptstadt von etwa 400 Festnahmen im Rahmen ihres Einsatzes an Silvester aus. Dies würde gegenüber dem Vorjahr keinen nennenswerten Rückgang darstellen, wo am Neujahrstag in Berlin von 390 Festnahmen die Rede war. Allerdings wurde die Zahl der eingeleiteten Ermittlungsverfahren zu diesem Zeitpunkt noch mit 720 angegeben.

In den Bereichen Alexanderplatz (Mitte), Steinmetzkiez (Schöneberg) und Sonnenallee (Neukölln) hatte die Polizei Berlin für Silvester Pyrotechnikverbotszonen eingerichtet. Diese seien „überwiegend eingehalten“ worden. Allerdings hatten sich mehrfach Menschengruppen im Umfeld des Fernsehturms eingefunden – unter anderem eine mit Flaggen der syrischen Opposition. Dabei sei Pyrotechnik zum Einsatz gekommen, worauf die Polizei mit Platzverweisen reagiert habe. Auch sonst sei es im Verlaufe der Nacht „stadtweit immer wieder an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen, auch größeren Personenansammlungen“ gekommen.

In einigen Stadtteilen kam es zu Angriffen auf Busse, bei denen teilweise Scheiben zu Bruch gingen. Etwa 40 teilweise vermummte Personen griffen etwa gegen 23 Uhr einen BVG-Bus an, wobei es zu Beschädigungen an den Scheiben kam. Zu Bränden von mehreren Fahrzeugen kam es in Kreuzberg.

Polizist durch Kugelbombe schwer verletzt

Für besonders große Schäden sorgten in mehreren Fällen sogenannte Kugelbomben. Gegen 00:50 Uhr wurde ein Polizeibeamter an der Prenzlauer Allee durch eine solche schwer verletzt. In Tegel hatte ein siebenjähriges Kind kurz zuvor infolge der Detonation eines solchen Gegenstandes lebensgefährliche Verletzungen erlitten und musste notoperiert werden.

Insgesamt behandelte das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in der Silvesternacht 35 Menschen infolge von Verletzungen aufgrund des Umgangs mit Pyrotechnik. Häufig traten dadurch Schäden an Händen und Augen auf.

In Neukölln kam es mehrfach zu Angriffen aus „Gruppen von 15 bis 20 Personen“ unter Einsatz von Pyrotechnik. Neben einem Autofahrer waren auch Polizeibeamte betroffen, als diese nach dem Beschuss von Polizeifahrzeugen Beteiligte festnehmen wollten.

Ruhiger Silvester in Hamburg – Angriffe auf Beamte in Kiel und Leipzig

Von einer vergleichsweise ruhigen Silvesternacht sprach die Polizei in Hamburg. Dort galt in der Innenstadt ein Pyrotechnik-Verbot aufgrund einer Allgemeinverfügung. Daran hätten sich die meisten Feiernden gehalten. Als ab Mitternacht dort dennoch Pyrotechnik gezündet worden sei, habe man mit Lautsprecherdurchsagen auf das Verbot hingewiesen. Es sei zu „niedrigschwelligem“ Einschreiten gekommen.

Insgesamt sei die Zahl der Einsätze mit 1.079 geringer gewesen als in den Jahren zuvor – an Silvester 2019 lag diese noch bei 1.353. Dennoch wurden im Stadtteil Steilshoop Einsatzkräfte mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen und ein 50-Jähriger attackierte einen Polizeibeamten. Im Stadtteil Ochsenwerder starb ein 20-Jähriger nach der Detonation eines nicht zugelassenen Böllers.

Angriffe auf Polizeibeamte, unter anderem unter Einsatz von Pyrotechnik, gab es unter anderem auch in Köln, in Lübeck oder in Kiel. In der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt erfolgte der Übergriff aus einer Gruppe von 50 bis 60 Personen. Auch in Leipzig beschoss eine Gruppe von 30 bis 40 Personen in der Silvesternacht Polizeibeamte mit Böllern. Zu einem ähnlichen Vorfall, bei dem auch Flaschen geworfen wurden, kam es in den frühen Morgenstunden auch im Stadtteil Connewitz.

 



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