Zahlreiche Schulklassen in NRW in Quarantäne
Im Regierungsbezirk Arnsberg wurden nach Angaben der dortigen Bezirksregierung bis Freitag insgesamt 23 positiv Getestete an Schulen gezählt und 14 Schulklassen nach Hause geschickt. Eine Sprecherin der Bezirksregierung sagte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Samstagsausgabe), dass in diesem Regierungsbezirk bisher insgesamt 358 Menschen mit Schulbezug in Quarantäne geschickt wurden.
Schulen wurden in NRW auch in Hamminkeln, Köln und Minden vorübergehend stillgelegt. Quarantäne-Anordnungen für Schüler oder Klassen gab es nach Angaben der Städte und Kreise in Mülheim, Essen, Herne, Hattingen, Witten, Unna, Düren, Dorsten und Remscheid. Besonders hart betroffen ist Soest. Hier wurden an vier Schulen positiv Getestete gezählt.
Das NRW-Schulministerium erklärte am Freitag der WAZ, es habe Kenntnis von zwei vorübergehenden Schulschließungen in Viersen und Dorsten und darüber hinaus von landesweit zehn Teilschließungen für Klassen oder Lerngruppen. Schul-Staatssekretär Mathias Richter sagte: „Die Coronavirus-Pandemie wird weiterhin zu Infektionen in allen Lebensbereichen NRWs führen, und auch Bildungseinrichtungen werden davon nicht ausgenommen sein.“
Mehr Tests, mehr positive Ergebnisse?
NRW habe sämtliche Vorkehrungen getroffen, dass bei einem Infektionsgeschehen breit in Schulen getestet werde und die erforderlichen Maßnahmen von den zuständigen Gesundheitsbehörden ergriffen würden. „Wichtig ist, dass künftig nicht jegliche Infektion im Umfeld von Schulen automatisch zu einer kompletten Schulschließung führt, sondern die zuständigen Behörden auch mildere Maßnahmen prüfen“, so Richter.
„Es überrascht mich nicht, dass die ersten Klassen schon in Quarantäne sind“, sagte Maike Finnern, Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der Zeitung. Die Situation bestätige die Richtigkeit der Forderung der Gewerkschaft, dass mit mehr Abstand unterrichtet werden müsse. Die in NRW „kostenlosen“ Coronatests für Lehrer hätten früher angeboten werden müssen.
Ob die positiv Getesteten tatsächlich infiziert und an COVID-19 erkrankt sind, ist nicht bekannt. In einem Fall einer Grundschule in Mecklenburg-Vorpommern stellte sich nach einer angeordneten Quarantäne und Schulschließung heraus, dass die Probe des vermeintlich positiv getesteten Schülers verunreinigt war.
Positiv oder negativ?
Seit Beginn der Corona-Krise taucht der Begriff „falsch positiv“ immer wieder auf. „Falsch positiv“ bedeutet, dass eine eigentlich gesunde Person als Infektionsfall zählt, obwohl sie eigentlich nicht infiziert ist. Das Testergebnis ist also falsch.
Dass es falsch-positive Ergebnisse auch bei Corona-Tests gibt, ist kein Geheimnis. Bezüglich einer Testweise ohne systematisches Vorgehen wies Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am 29. Juni 2020 auf Twitter darauf hin, dass man gezielt testen müsse: „Denn es wiegt in falscher Sicherheit, erhöht das Risiko falsch-positiver Ergebnisse und belastet die vorhandene Testkapazität.“
Jeder Test hat eine Fehlerquote
Auch ein Test, der zu 99 Prozent zuverlässig ist, weist eine Fehlerquote auf. Neben korrekt erkannten Ergebnissen – beispielsweise der Anzahl der COVID-19-positiven Neuinfizierten – kommt es zu einigen falsch erkannten Resultaten, die dann zum Beispiel eine größere Anzahl an Neuinfektionen suggerieren. Entscheidend für die (statistische) Qualität eines Tests sind daher zwei Größen: Sensitivität und Spezifität.
Die Sensitivität gibt an, bei wie viel Prozent der Tests das untersuchte Merkmal (COVID-19) erkannt wird, also ein positives Testresultat auftritt. Die Spezifität hingegen gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der tatsächlich Gesunde richtigerweise als gesund erkannt werden.
Je höher diese Werte liegen, desto besser ist der Test, dennoch gibt es immer auch falsche Testergebnisse. Diese sind statistisch (und politisch) interessant, denn ihre Zahl hängt direkt von der Zahl der durchgeführten Tests ab. (dts/sua)
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