Zahllose „Ahrtale“ – heute soll es endlich aufhören zu regnen

Das verheerende Hochwasser bringt Tausende Menschen von Polen über Tschechien, Österreich, Ungarn und Rumänien in große Not. Jetzt bedrohen die Wassermassen auch Regionen in Deutschland.
Die Niederschläge sollen am Dienstag nachlassen.
Dresden hofft: Die Niederschläge sollen am Dienstag nachlassen.Foto: Robert Michael/dpa
Epoch Times17. September 2024

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Unmengen von Wasser und Schlamm – und Hoffnung auf nachlassenden Regen: In weiten Teilen des riesigen Katastrophengebietes von Rumänien, Polen über Tschechien bis Österreich herrscht weiter Land unter. Straßen und Felder sind überschwemmt, Keller und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche teils zerstört.

In Deutschland müssen sich die Menschen an Oder und Elbe auf die Wasserwalze aus Zuflüssen in angrenzenden Ländern einstellen. An diesem Dienstag wird in einigen der betroffenen Gebiete mit nachlassenden Niederschlägen gerechnet.

Bisher kamen mindestens 18 Menschen beim verheerenden, tagelangen Regen ums Leben. In Österreich wurde am Montagabend ein weiterer Toter in den Fluten entdeckt. Ob der etwa 40- bis 50-jährige Mann auch ein Hochwasser-Opfer ist, blieb zunächst unklar. Zahlreiche weitere Menschen werden vermisst.

Innenstadt sieht aus wie nach Bombenexplosion

In der polnischen Kleinstadt Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau sah ein Teil der Fußgängerzone aus wie nach einer Bombenexplosion. In den Läden im Erdgeschoss waren Schaufenster und Türen herausgerissen. Drinnen waren Regale umgestürzt, lose Kabel hingen herum. In Klodzko war die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten.

In Klodzko sah die Innenstadt aus wie nach einer Bombenexplosion.

In Klodzko sah die Innenstadt aus wie nach einer Bombenexplosion. Foto: Dariusz Gdesz/PAP/dpa

Am selben Fluss liegt die Kleinstadt Nysa, wo das Wasser in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses eindrang, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. 33 Patienten wurden mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter Kinder und Schwangere.

Örtliche Behörden ordneten Evakuierungen in Nysa sowie in Paczkow an. In der Kleinstadt im Südwesten Polens war ein Riss in der Staumauer eines Stausees festgestellt worden. 4.900 Soldaten wurden PAP zufolge zur Unterstützung der lokalen Behörden der vom Hochwasser betroffenen Gebiete abgestellt.

Regierungschef Donald Tusk kündigte für die Hochwasseropfer im Südwesten des Landes zudem die Bereitstellung von Hilfsgeldern in Höhe von einer Milliarde Zloty (rund 240 Millionen Euro) an.

Dresden: Blicke gehen nach Tschechien

In Sachsen richtet sich der bange Blick auf Tschechien und die Elbe. Wassermassen aus dem Nachbarland erreichen mit Verzögerung Deutschland. In Dresden ist der Wasserspiegel der Elbe schon mehr als viermal so hoch wie der dortige Normalstand von 1,42 Metern, im Tagesverlauf wurde mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Marke gerechnet. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.

Der ergiebige Regen im Süden und Osten von Bayern soll laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes bis zum Mittag nachlassen. Vorher müssen sich die Menschen aber auf erneut steigendes Wasser einstellen.

In Passau überschritt der Pegelstand der Donau am frühen Morgen den Richtwert der Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Mehrere Straßen, Fußwege und Parkplätze wurden gesperrt. Auch der Fluss Sempt in Oberbayern schwillt nach einem ersten Rückgang des Wassers wieder an. Am Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth (Landkreis Erding) wurde ebenfalls die Warnstufe 3 erreicht.

Amtliche Hochwasserwarnungen in Deutschland. Stand 17.09.2024, 9:21 Uhr. Foto: ts/Epoch Times nach Länderübergreifendes Hochwasser Portal (LHP), Karte: Rainer Lesniewski/iStock

In Österreich herrscht Sorge vor Dammbrüchen

Im Osten Österreichs herrscht große Sorge vor weiteren Dammbrüchen. „Es besteht höchste Dammbruchgefahr“, hieß es von den Behörden. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich waren gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt worden. Es gab auch Stromausfälle. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge.

In Wien gibt es noch Probleme im öffentlichen Verkehr. Am Wienfluss, der sonst als Rinnsal, seit Sonntag aber als reißender Fluss mitten durch die Stadt geht, gab es leichte Entspannung.

In Österreich stehen nach Angaben von Kanzler Karl Nehammer aus dem Katastrophenfonds zunächst 300 Millionen Euro zur Beseitigung der Schäden zur Verfügung. Der Hilfstopf könne bei Bedarf noch aufgestockt werden, hieß es.

Am Bahnhof St. Pölten Alpenbahnhof steht ein Kiosk im Hochwasser.

Am Bahnhof St. Pölten Alpenbahnhof steht ein Kiosk im Hochwasser. Foto: Christoph Reichwein/dpa

Tschechien setzt Armee im Katastrophengebiet ein

Die Regierung in Tschechien beschloss wegen der Hochwasser- und Überschwemmungskatastrophe ebenfalls den Einsatz der Armee. Es sei geplant, dass bis zu 2.000 Soldaten mit entsprechender Technik die zivilen Behörden bis Ende Oktober unterstützen, wie Verteidigungsministerin Jana Cernochova auf X mitteilte.

Armeehubschrauber sollen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen im Nordosten Tschechiens mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen. Soldaten sollen zudem bei den Aufräumarbeiten nach der Flut helfen.

Nach intensivem Regen sind in Tschechien zahlreiche Flüsse und Bäche über die Ufer getreten. Bisher wurden drei Todesfälle bestätigt, mindestens sieben weitere Menschen gelten als vermisst.

In Ostrava, der drittgrößten Stadt des EU-Mitgliedstaats, kam es zu Dammbrüchen am Zusammenfluss von Oder und Opava. Vielerorts sind Geschäfte und Supermärkte überflutet, Wasser- und Stromversorgung sowie die Mobilfunknetze ausgefallen.

Ungarn: Sandsäcke, Dämme, sichere Trinkwasserversorgung

Auch in Ungarn bereitet sich das Land auf die größte Überschwemmung des letzten Jahrzehnts vor. Laut Ministerpräsident Viktor Orbán sind drei Gebiete besonders gefährdet, eines davon ist Budapest. Der Hochwasserschutz in Ungarn steht unter seiner persönlichen Führung.

Er spricht davon, dass die Lage ernst, die Gefährdung jedoch nicht größer als 2013 sei. „Große Mengen Wasser gelangen auf das Staatsgebiet Ungarns. Wir haben drei gefährliche Orte: Szigetköz, Dunakanyar und Budapest.“ Er erinnert: „Im Jahr 2013 war die Donau etwa einen halben Meter höher als heute erwartet“.

Arbeiter installieren mobile Hochwasserschutzwände an der Donau in Szentendre, 20 Kilometer nördlich der ungarischen Hauptstadt Budapest, am 16. September 2024. Foto: Ferenc Isza/AFP via Getty Images

Das Militär unterstützt die Rettungsdienste und die Menschen vor Ort, auch hier geht es um Sandsäcke, Dämme, Kanalschleusen. Auch die sichere Versorgung mit Trinkwasser steht im Mittelpunkt.

Soldaten der ungarischen Armee helfen bei Hochwasserschutzmaßnahmen im Dorf Pilismarot, am 16. September 2024. Foto: Attila Kisbenedek/AFP via Getty Images

Am Dienstagmorgen wird für die Donau nördlich von Budapest, in Bratislava, eine Höhe von 9,50 Meter erwartet. In den kommenden Tagen werde die Donau praktisch immer nahe ihrem höchsten Punkt sein.

Wegen der Flutwelle auf der Donau wird die Margareteninsel ab Dienstagmorgen geschlossen. Am Donnerstagmittag wird der Scheitelpunkt des Flusses in Nagybajcs und am Samstag in Budapest mit einem maximalen Wasserstand von 8,60 Meter erwartet.

Der Bürgermeister von Budapest Gergely Karacsony (R) besucht Helfer, die am 16. September 2024 auf der Margareteninsel in Budapest, Ungarn, einen Damm aus Sandsäcken zum Schutz vor dem Hochwasser der Donau errichten. Foto: Ferenc Isza/AFP via Getty Images

Sieben Tote in Rumänien

In Rumänien ist vor allem der Osten des Landes betroffen. Am Montag sei das siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden worden, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf den Katastrophenschutz.

Rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst, viele liegen in abgelegenen Dörfern. Menschen kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz.

Luftaufnahme des steigenden Hochwassers in dem rumänischen Dorf Slobozia Conachi am 14. September 2024. Foto: Daniel Mihailescu/AFP via Getty Images

(dpa/red)

 



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