Zahlen zur Bundestagswahl 2017: GroKo wählten hauptsächlich die über 70-Jährigen
Der Bundeswahlleiter hat fast unbemerkt von der Öffentlichkeit am 26.01.2018 umfangreiches Zahlenmaterial zur BTW 2017 veröffentlicht. Details sowie zahlreiches Zahlenmaterial findet sich auf der Website des Bundeswahlleiters www.bundeswahlleiter.de
Man hat in über 2700 Wahlbezirken (einschliesslich Briefwahlbezirken) ca. 2,2 Millionen Wahlzettel codiert, beispielsweise „M3“ – das bedeutet dass der Wähler männlich ist und zur Altersgruppe 3 (35 bis 44) gehört oder „F1“ – der Wähler ist weiblich und gehört zur Altersgruppe 1 (18 bis 24). Die Anonymität bleibt so natürlich voll gewahrt. Anhand dieser ermittelten Werte hat man mit bewährten statistischen Verfahren die Gesamtzahlen hochgerechnet.
Nie zuvor wurde eine (Nach)Wahlstatistik basierend auf solch umfangreichen „Echt“-Zahlen erstellt. Früher hat man sich mit repräsentativen Nachwahlbefragungen beholfen (Befragung nach Verlassen des Wahllokals) – da konnte noch „geflunkert“ werden, ausserdem blieben Briefwähler dabei aussen vor. Und es wurden sehr viel weniger Personen befragt.
Die aus meiner Sicht wichtigsten Daten sind in einem Dokument mit dem Ttitel „Heft 4 Wahlbeteiligung und Stimmabgabe der Frauen und Männer nach Altersgruppen“ zusammengestellt worden. Die wichtigsten „gesamtdeutschen“ Zahlen stehen hier auf Seite 91, weitere länderspezifische Zahlen finden sich auf Seite 15 und Seite 16.
Man kann alleine aus den Zahlen der S. 91 leicht das Wahlverhalten in bestimmten zusätzlichen Altersgruppen ermitteln (U60 Wähler, U70 Wähler, das Wahlverhalten der 25-59-jährigen usw. Dazu später mehr.
Geschlechterspezifisches Wahlverhalten
Es ist allgemein aus früheren Wahlen bekannt dass Männer und Frauen sich im Wahlverhalten bzgl. präferierter Partei unterscheiden. Auffallend hier, dass signifikant mehr Frauen als Männer die CDU wählten (29,8 versus 23,5 Prozent) während fast spiegelbildlich bei der AfD signifikant mehr Männer als Frauen der Partei die Stimme gaben (16,3 versus 9,2 Prozent).
Bei den anderen Parteien ist die Geschlechter-Präferenz bei weitem nicht so ausgeprägt, bei der SPD ist sie überhaupt nicht vorhanden (je 20,5 Prozent), bei der Linken und der CSU nur schwach ausgeprägt (Linke F 8,8, M 9,7 Prozent), (CSU F 6,6 Prozent, M 5,7 Prozent). Stärker ausgeprägt wieder die Unterschiede bei den Grünen (F 10,2 Prozent, M 7,6 Prozent) und bei der FDP (F 9,7 Prozent, M 11,8 Prozent).
Tendenziell konnte man dieses geschlechterspezifisch unterschiedliche Wahlverhalten auch bei früheren Wahlen beobachten, aber bei CDU und AfD waren die Unterschiede jetzt deutlicher als bei den Wahlen zuvor.
Beispielhaft einige Zahlen aus den wirtschaftsstarken Bundesländern des Südens und dem grössten Bundesland (NRW) sowie aus den neuen Bundesländern, die als Hochburgen der AfD bekannt sind. Zusammen stehen die vier erstgenannten Länder für rund 60 Prozent der Wähler aus den alten Bundesländern.
Frauen wählen lieber CDU als Männer
Zunächst fällt auf, dass in allen 9 Bundesländern die Union signifikant mehr Stimmen von Frauen erhalten hat als von Männern – die Unterschiede liegen meist zwischen 7 und 9 Prozent-Punkten, im Westen wie im Osten !
Bei der SPD lässt sich das überhaupt nicht beobachten: Die Differenzen im Wahlverhalten von Männern und Frauen sind marginal!
Bei der AfD gilt: In allen vier ausgewählten „westlichen“ Bundesländern wählten knapp oder rund doppelt so viele Männer die AfD wie Frauen. Männer wählten in den vier „westlichen“ Bundesländern „ähnlich“ oft AfD wie Frauen in den „östlichen“ AfD Hochburgen.
Wer sich für einzelne Bundesländer detaillierter interessiert findet Zahlen zum Zweitstimmverhalten zu BW auf S. 106, Bayern auf S. 105, Hessen auf S. 102 usw., sowie auch die Zahlen zu den alten Bundesländern gesamt auf S. 108.
Interessant ist dabei auch, dass sich vor allem Männer in den Altersgruppen 25-59 in grosser Zahl für die AfD entschieden haben, in noch grösserem Masse als es die o.a. Zahlen (für Männer gesamt) ausdrücken.
Die Zahl der Wähler und Wahlbeteiligung in den einzelnen Altersgruppen
Die Darstellung der Altersgruppen weicht hier (leider) von den anderen ab. Die Wahlbeteiligung selbst in den einzelnen Altersgruppen war sehr unterschiedlich, am geringsten bei den 18-24-jährigen (68,2 Prozent berechnet) und den 25-34-jährigen (70,3 Prozent), am höchsten bei den 60-69-jährigen (81 Prozent) und den 45-59-jährigen (79,2 Prozent).
Aber mit Hilfe von Seite 31 kann man die Zahl der WählerInnen näherungsweise wie folgt darstellen (Achtung, das sind die Zahlen die für die abgegebenen Stimmen stehen, nicht für die Wahlberechtigten):
Man sieht das Gewicht der Stimmen der Wähler ab 60 und der Wähler 45-59:
37,2 Prozent der abgegebenen Stimmen kamen von den Ü60 Wählern, die Wähler ab 45 gaben gut 2/3 aller Stimmen ab (67 Prozent).
Wahlverhalten von Männern: SPD und AfD
Bei den Männern beträgt der Unterschied zwischen SPD und AfD gerade noch 4,2 Prozent-Punkte. Bei der Gruppe der 35-44-jährigen liegt die AfD deutlich vor der SPD, bei den beiden „benachbarten“ Altersgruppen hat die SPD nur einen sehr knappen Vorsprung. Warum die SPD bei den 35-44-jährigen so schlecht abschnitt ist dabei unklar.
Bemerkenswert auch der sehr hohe Anteil von Männern in der Altersgruppe 60-69, die AfD wählten.
Nur die „älteren“ Wähler (ab 70) und die ganz Jungen (frisch von Schule und Uni geprägten / indoktrinierten ??) wählen signifikant anders.
Wahlverhalten der U60 Wähler
Mit dem umfangreichen Zahlenmaterial des Bundeswahlleiters kann man leicht das Ergebnis ermitteln dass für die Unter-60 Wähler (U60 Wähler) gilt. Der Rest entfällt auf „Sonstige“.
Es ist somit keine Überraschung – die GroKo wird zur Mini-GroKo mit nur 47,4 Prozent. Denn alle vier kleinen Parteien legen zu und erreichen in der Summe fast das Ergebnis der ersteren: 45,9 Prozent.
Das Bild für die U60 Wähler bei den Männern ergibt:
SPD und AfD fast gleichauf bei den U60 Männern (18,0 zu 17,6 Prozent). Hier wird die Mini-GroKo zur No-GroKo mit nur 44,2 Prozent, während die 4 kleineren Parteien auf 49,2 Prozent Stimmen kommen.
Und das Bild für die U60 Wähler bei den Frauen ergibt:
Hier kann sich die GroKo gerade noch so halten mit 50,4 Prozent versus 42,5 Prozent für die 4 kleinen Parteien.
Die Grünen sind hier klar drittstärkste Partei – Frauen wählen Union und Grün. Zu schwarz-grün reicht es aber auch hier nicht – da fehlen dann als Wählerinnen die Frauen ab 70!
Wahlverhalten der U70 Wähler
Allgemein gilt auch hier, dass die GroKo zur Mini-GroKo wird (49,3 Prozent). Alle 4 kleinen Parteien legen zu und erreichen in der Summe fast das Ergebnis der ersteren: 44,9 Prozent.
Das Bild für die U70 Wähler bei den Männern sieht so aus:
SPD und AfD sind fast gleichauf auch bei den U70 Männern mit gerade noch 1,8 Prozent-Punkten Abstand und die Mini-GroKo wird auch hier zur No-GroKo (45,7 Prozent), während die 4 kleineren Parteien auf 48,3 Prozent kommen.
Das Bild für die U70 Wähler bei den Frauen ergibt:
Hier kann sich die GroKo noch halten (52,4 Prozent) versus 41,5 Prozent für die 4 kleinen Parteien. Die Grünen sind auch hier noch drittstärkste Partei – Frauen wählen Union und Grün, zu schwarz-grün reicht es aber auch hier nicht.
So wählten die Haupt-Altersgruppen der Berufstätigen (25 – 59 Jahre)
Allgemein gilt auch hier, die GroKo erreicht keine 50 Prozent, sondern nur 47,8 Prozent. Die AfD findet sich hier sehr deutlich auf Rang 3, nur 3,5 Prozent-Punkte hinter der SPD.
Bei den Frauen erreicht die Union fast ihr Gesamtergebnis, die SPD schwächelt auch hier, die Grünen auf Platz 3.
Bei den Männern schneidet die Union sehr schlecht ab, die AfD liegt mit 18,6 Prozent vor der SPD auf Platz 2.
Die Wählergruppe 70+
Und abschliessend das „Traumergebnis“ der GroKo Parteien – geliefert von den Wählern 70+:
Allgemein gilt: Die GroKo kommt hier auf sagenhafte 69,8 Prozent. Da werden die nächsten Sonderleistungen für Rentner nicht lange warten lassen. Auffallend hier, dass die Grünen mit 3,8 Prozent deutlich abfallen, auffallend aber auch, dass die AfD immerhin auf 8,3 Prozent kommt.
Frauen: Die Union nahe an der 50% Marke, die Groko mit 72,8 Prozent nahe an der 3 /4 Mehrheit. Werden Union und SPD die Frauen 70+ als Wählerinnen des Jahres 2017 vorschlagen?
Männer: Auch hier reicht es für die Groko noch fast zu einer 2 /3 Mehrheit, auffallend hier, dass die Männer 70+ der Union fast 9% Punkte weniger Stimmen gaben (als die Frauen). Auffallend aber auch das sehr starke Abschneiden der AfD mit 11,3 Prozent, während die Grünen mit 3,3 Prozent hier überhaupt nicht punkten konnten.
Ja, die ÖR-Medien leisten allerbeste Arbeit, was sich aus den Zahlen unter dem letzten Punkt ablesen lässt.
Grafiken zur besseren Darstellung der Ergebnisse finden Sie hier: Ältere Frauen retten Merkels vierte Kanzlerschaft
Der Artikel erschien zuerst bei Vera Lengsfeld-Blog. Die Zahlen sind in den angegebenen Dokumenten überprüfbar.
Die künftige GroKo öffnet die Schleusen – Eine Analyse von Vera Lengsfeld
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