Zahl der Flüchtlinge und Migranten weltweit trotz Corona-Krise auf Rekordhoch – 42 Prozent jünger als 18 Jahre
Die Zahl der Flüchtlinge und Migranten weltweit ist im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie auf ein Rekordhoch von 82,4 Millionen gestiegen. Dies seien doppelt so viele wie vor zehn Jahren, heißt es in dem am Freitag vorgestellten Jahresbericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Insbesondere die Zahl der Binnenvertriebenen nahm zu. Deutschland befand sich unter jenen fünf Ländern, die die meisten Migranten beherbergen.
Während „der Pandemie ist alles stehengeblieben, einschließlich der Wirtschaft“, sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi der Nachrichtenagentur AFP. „Aber Kriege und Konflikte und Gewalt und Diskriminierung und Verfolgung – all die Faktoren, die diese Menschen in die Flucht getrieben haben – sind bestehen geblieben.“
Bereits 2019 war die Zahl der Menschen, die vor Gewalt und Verfolgung flohen, auf einen Höchststand gestiegen. Im Jahr 2020 kamen dem Bericht zufolge noch einmal weitere drei Millionen dazu. Die Zahl der aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen ist damit im neunten Jahr in Folge gestiegen.
Zunehmend Binnenvertriebene
Laut dem UNHCR-Bericht befanden sich zum Ende des vergangenen Jahres weltweit etwa 26,4 Millionen Menschen außerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht. Hinzu kamen 4,1 Millionen Asylbewerber, über deren Status also noch nicht entschieden worden ist. Während diese Zahlen im Vergleich zum Vorjahr relativ unverändert blieben, stieg die Zahl der sogenannten Binnenvertriebenen, also Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht sind, an. Sie wuchs um mehr als zwei Millionen auf 48 Millionen.
„In einer Situation, in der Konflikte und Gewalt zugenommen haben und in der der Grenzübertritt durch Corona erschwert wurde, ist die Zahl der Binnenvertriebenen zwangsläufig gestiegen“, sagte Grandi. Mindestens 164 Länder hatten im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ihre Grenzen geschlossen, mehr als die Hälfte davon ließ auch keine Asylbewerber und Flüchtlinge ins Land.
Neben langwierigen Krisen wie in Syrien, Afghanistan, Somalia und dem Jemen zwangen auch eine Reihe neuer Konflikte zahlreiche Menschen in die Flucht: etwa in der äthiopischen Region Tigray und im Norden Mosambiks.
42 Prozent jünger als 18 Jahre
Mehr als zwei Drittel der weltweiten Flüchtlinge und Migranten stammten aus nur fünf Ländern: Syrien, Venezuela, Afghanistan, dem Südsudan und Myanmar. 42 Prozent der Vertriebenen waren dem Bericht zufolge jünger als 18 Jahre.
Die überwiegende Mehrheit der Menschen suchte in Ländern Zuflucht, die an die Krisengebiete angrenzten. Mit rund 3,7 Millionen beherbergte die Türkei dabei nach wie vor die meisten Flüchtlinge und Migranten weltweit, gefolgt von Kolumbien (1,7 Millionen), Pakistan und Uganda (jeweils 1,4 Millionen) und Deutschland (1,2 Millionen).
Die Zahl der Asylbewerber, die in Deutschland ankamen, sank nach Angaben des UNHCR allerdings das vierte Jahr in Folge deutlich. Mit 102.600 neuen Asylanträgen verzeichnete die Bundesrepublik die seit Jahren geringste Zahl. (afp)
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