Zahl der Corona-Infizierten in Deutschland steigt weiterhin stark
Der Anstieg der Corona-Fallzahlen in Deutschland geht weiter: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vom Samstag stieg die Zahl der Infizierten um 6294 auf 48.582. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) rechnet derweil frühestens zum Jahresende mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus.
Die Zahl der Corona-Toten stieg laut Robert-Koch-Institut, das nur behördlich gemeldete Fälle erfasst, auf 325. Die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete für Deutschland bereits 53.340 Infizierte und 395 Todesfälle.
Karliczek sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland: „Wir müssen davon ausgehen, dass ein Impfstoff, mit dem breitere Teile der Bevölkerung geschützt werden können, erst gegen Ende des Jahres oder Anfang des nächsten Jahres zur Verfügung steht.“ Es müsse sichergestellt sein, „dass die Impfung wirkt und dem Patienten nicht schadet“, warnte sie vor zu viel Eile.
Medikamente werden auf Wirksamkeit gegen Virus getestet
Hoffnung setzt die Ministerin auch auf vorhandene Medikamente, die derzeit auf ihre Wirksamkeit gegen das Coronavirus getestet werden. Auch hierfür müsse es aber „erst einmal Studien geben“. Allerdings seien Ausnahmen für den Einsatz noch nicht für diesen Zweck zugelassener Medikamente möglich, „wenn keine andere Hilfe in Sicht ist und der schwerstkranke Patient es möchte“. Dies werde auch schon praktiziert.
Zudem werde sich Deutschland an einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) initiierten länderübergreifenden klinischen Studie beteiligen, bei der die Wirkung vorhandener Medikamente gegen das Coronavirus erforscht werden solle. „Am Geld wird die Corona-Forschung nicht scheitern“, hob Karliczek hervor.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) deutete an, bestehende Regelungen könnten gelockert werden, um die Entwicklung eines Impfstoffs zu beschleunigen. Darüber, was hier „ethisch verantwortbar“ sei, werde derzeit mit Experten beraten, sagte er dem „Tagesspiegel“. Gleiches gelte für Möglichkeiten, „dass Menschen, die einen Kontakt zu Infizierten hatten, im Krankenhaus weiterarbeiten können“.
FDP beklagt: „Es fehlt fast überall an allem“
Der Grünen-Forschungspolitiker Kai Gehring äußerte allerdings Zweifel, ob der Bund tatsächlich genug Geld für die Impfstoffforschung bereitstellt. Die bislang für die internationale Initiative Cepi bewilligten Mittel von 140 Millionen Euro seien „bei Weitem nicht ausreichend“, sagte er dem „Handelsblatt“. In Deutschland sind an der Impfstoff-Initiative unter anderem die Unternehmen Curevac und Biontech beteiligt.
FDP-Fraktionsvize Michael Theurer forderte von der Bundesregierung die Einrichtung einer Luftbrücke, um Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte mit Schutzmasken, Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln zu versorgen. „Es fehlt fast überall an allem. Bundes- und Landesregierungen versagen hier auf ganzer Linie“, kritisierte er in Berlin.
Der Präsident des Bundesamts für Katastrophenschutz (BBK), Christoph Unger, hob hervor, Befürchtungen wegen einer drohenden Lebensmittelknappheit seien unbegründet. „Wir haben genug Lebensmittel“, sagte er der „Welt“. Auch die bestehenden Notfallreserven des Bundes müssten daher nicht angetastet werden.
Mit Blick auf die Engpässe bei medizinischer Schutzausrüstung räumte Unger allerdings ein, die Lager des Katastrophenschutzes seien eher auf einen Verteidigungsfall und damit auf die Versorgung von Verletzten ausgerichtet worden „und nicht so sehr auf Erkrankte“. Dies müsse überprüft werden. (afp)
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