Yvonne – Eine Geschichte über die Freiheit
Die Krisenzeit in Europa sucht sich neue Helden und Heldinnen. Es ist ein Herzensbedürfnis der Menschen, sich solche Helden zu suchen: unschuldig, harmlos, vom Tode bedroht und doch tapfer, mutig und intelligent – mit einem Wort: YVONNE!
Heldin für einen Sommer
Sie ist sechs Jahre alt, 600 Kilogramm schwer und überzeugte Vegetarierin. Und – sie ist auf der Flucht. Am 24. Mai ist die Kuh Yvonne einem Bauern aus Aschau am Inn entkommen, weil der sie mästen und schlachten lassen wollte. Seither sind alle Bemühungen, Yvonne einzufangen oder abzuschießen gescheitert. Yvonne ist die meistgesuchte Kuh Deutschlands, die Stecknadel im Heuhaufen.
Mittlerweile ist Yvonne berühmt für ihre Intelligenz, gar mancher meint, wenn sie ein Mensch wäre, hätte sie mit dieser Aktion schon mehrfach das Abitur bestanden. Und sie hält wirklich alle in Atem. Seit Wochen führt sie ihre Jäger im Kreis Mühldorf an der Nase herum. Es gibt sogar eine Abschussgenehmigung für Yvonne, denn eine ihrer ersten Begegnungen in Freiheit galt einem Polizeiauto auf einer Landstraße – sie blieb einfach davor stehen, wie Kühe das hin und wieder gerne mal tun.
Mittlerweile werden die Straßen mit Zäunen abgetrennt und es gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer, damit Autofahrer rechtzeitig bremsen können. Nicht alle Autos hierzulande sind Elchtest-geprüft – und so eine Kuh … nun, bisher zeigt Yvonne kein weiteres Interesse an Polizei- und sonstigen Autos, sondern hält sich bevorzugt im Wald auf.
Gnade fürs Hornvieh
Mittlerweile hat die Kuh neue Besitzer. Der Gnadenhof Gut Aiderbichl hat die Ausreißerin in Abwesenheit dem Bauern abgekauft und eine Schonfrist bewirkt, solange die abenteuerlustige Kuh im Wald bleibt. Nur wenigen ist es bisher gelungen, das entlaufene Tier zu sichten. Das Tier sei eben blitzgescheit, meinte Gutsbesitzer Hans Wintersteller dazu im österreichischen RFÖ. Die Kuh ruhe am Tag, fresse in der Nacht und vergewissere sich beim Überqueren der Straßen inzwischen vorbildlich, ob ein Auto kommt. Der Experte meint, Yvonne sei schon fast drei Monate in diesen Wäldern und inzwischen so scheu wie ein Reh. Sie verhalte sich wie ein Wildtier, sehr scheu und zurückgezogen und kenne den Wald natürlich in- und auswendig.
Freiwillige Jäger wurden angeheuert, die seither die Wälder mit Betäubungsgewehren durchstreifen, allein und in Gruppen, und dennoch nicht fündig werden. Nur Trittspuren der Paarhuferin und angetrocknete Hinterlassenschaften – Kuhfladen – künden von ihrer Anwesenheit. Gerüchte wie vom Yeti gehen um. Bloß gut, dass jeder weiß: Dies ist keine Geister-Kuh, dies ist Yvonne!
Natürlich will man die Kuh auch locken. Menschliche Überlegungen in Sachen, dass die Kuh nicht gern alleine sei, führten dazu, dass man ihre Schwester und ihr Kälbchen in den Wald brachte und dort zusammen mit leckerem Heu anband. Und richtig: Yvonne kam mal eben vorbei, um zu schauen. Aber bevor man sie hatte, war sie auch schon wieder weg. In vielen solchen Situationen löst sich die intelligente Kuh wie in Nichts auf – als wolle sie die Menschen foppen. Nein, bisher will sie nur nicht in die Falle gehen. Und alle fragen sich: „Kann eine Kuh die Freiheit genießen? Weiß sie überhaupt, was das ist? Woher? Gibt es – außer uns – intelligentes Leben im All?“
Yvonne statt Nessie
Im Gegensatz zu Nessie, dem Phantom vom schottischen Loch Ness, das in der Vergangenheit im journalistischen Sommerloch öfter mal die Zeitungen füllen musste, ist Yvonne real – eine Kuh mit Haut und Huf. Das macht Yvonne durchaus noch interessanter für Zeitung, Radio und TV im In- und Ausland. Da gibt es was zu sehen, da kochen die Gerüchte, da schwappen Gefühle hoch. Da lässt sich in Reminiszenz an das unrühmliche Ende von Problembär Bruno der interessierten Öffentlichkeit eine Problemkuh oder gar die „Akte Yvonne“ präsentieren, verkaufen und ausschlachten.
Sie kommen von überallher, Journalisten, Reporter, Fotografen, Kameraleute. Keine Zeitung lässt sie aus, auch im Fernsehen sitzt sie in der ersten Reihe der Öffentlich-Rechtlichen, bei RTL und Pro7 und all den anderen Infosendern. Es fehlt nur noch die Live-Berichterstattung für eine Treibjagd oder die Sache mit dem Ernst.
Die Sache mit Ernst
Ernst ist ein stattliches Mannsbild von einem Rindviech. Auf ihn soll Yvonne reinfallen, wenn sie wie alle Kühe alle paar Wochen stierig wird, so heißt das bei der Kuh, wenn die Hormone spinnen und die Natur dafür sorgen will, dass es Nachwuchs gibt. So weit, so gut – oder doch nicht? Ernst kann keinen Nachwuchs mehr zeugen, er ist ein Ochse. Damit er kein wilder Stier mehr ist, sondern leichter zu handhaben mit freundlichem Wesen, wurde er kastriert. Das ist das eine.
Das andere ist, dass sich Yvonne bisher auch nicht um ihre regelmäßigen hormonellen Anwandlungen geschert hat, sie blieb im Wald und ungebändigt. Nun soll sich in den nächsten Tagen zeigen, ob Yvonne ihren hormonellen Bedürfnissen nachgeben wird und auf Ernst zugeht und ihn erhört oder ob sie es vorzieht, eine kleine, einsame, tapfere wilde Waldkuh zu bleiben bis der Herbst kommt. Denn dann kommen andere Verlockungen in Frage, wie windgeschützte Scheunen und regelmäßiges Futter. Und für den Ernst des Lebens hat Yvonne dann immer noch Zeit.
Facebook und Youtube
Yvonnes Ruhm aber bleibt unbenommen. So hat die Freiheitskuh inzwischen eine eigene Facebook-Seite mit täglich wachsender Fan-Gemeinde, statt „Free Willy“ heißt die Parole „Free Yvonne“. Auf Twitter ist sie beliebter als Politik, nur der Fußball ist ernstzunehmende Konkurrenz. Auf Youtube gibt es Yvonne als Video. Aber es gibt auch einen Song, der hitverdächtig ist. Auf die allseits beliebte Melodie von „O Susanna“ besingt Joe Heinrich vom Schotten-TV in drei Strophen die schlaue Kuh im Widerstand, die nicht als Fleischklops enden will und verbreitet die Vegetarier-Parole: „Go Veggie! Schlachten ist Mordt!“
Und hier für alle ein Vorgeschmack und was für die Bauchmuskeln:
Joe Heinrichs Schotten-TV auf Youtube von der Konzertagentur Friedrich / Artmedia Production
Dein Popo ist ein Meter breit,
Dein Busen hängt am Bauch,
Dein Atem riecht nach Buttermilch,
Große Ohren hast du auch.
Du hast noch eine Mail geschrieben,
Dann bist du fortgerannt.
Da stand: „A Hamburger wui i net werrn,
dös Schlachtn is a Schand.“
Refrain:
Oh Yvonne, mit deinem Veggie-Leib,
Oh Yvonne, bist du ein Super-Weib.
Oh Yvonne, ich jubel dir laut zu,
Oh Yvonne, du bist eine tolle Kuh!
…
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