Xavier Naidoo: Radiosender stoppt Zusammenarbeit wegen Skandal-Song

Eigentlich wollte der Radiosender „Bremen Vier“ das Bremer Konzert der Söhne Mannheims am 13. Mai und ein Konzert von Xavier Naidoo im Dezember präsentieren. Doch wegen des politisch umstrittenen Songs „Marionetten“ wird der Sender nun nicht mehr als Kooperationspartner der Events auftreten. Der „Stern“ berichtete.

Eine ausführliche Begründung des Senders wurde veröffentlicht. Naidoos Song befeuere „Verschwörungstheorien“, rufe zur Selbstjustiz auf und verneine „im Kern die Unabhängigkeit demokratisch gewählter Parlamente.“ (HIER Original-Text des Aufreger-Songs lesen!)

Gegenüber der  „Welt“ sagte Senderchef Helge Haas, wenn der Sender Konzerte „präsentiere“, sei das wie eine Empfehlung von Bremen Vier. „Und die wollen wir angesichts der Aussagen in ‚Marionetten‘ nicht mehr aussprechen.“

„Weit von den Werten entfernt, die wir vertreten …“

„Wir haben eine hohe Achtung vor künstlerischer Freiheit. (…) Wenn man sich aber ‚Marionetten‘ anhört, ist der Song im Ganzen im besten Falle sehr missverständlich. Er befeuert Verschwörungstheorien, nimmt mehrfach Bezug auf die Theorien der ‚Reichsbürger‘ und der Rechtspopulisten – und zwar in einer Art, die man kaum anders verstehen kann, als dass dies die Meinung von Xavier Naidoo ist und er nicht nur darüber singt. Der Song ruft zu Selbstjustiz auf und verneint im Kern die Unabhängigkeit demokratisch gewählter Parlamente.“

„Das kann man alles so in Songs ausdrücken und veröffentlichen – das ist aber so weit von den Werten entfernt, die wir mit Bremen Vier vertreten, dass wir diese Künstler und ihre Konzerte nicht präsentieren wollen. Deshalb haben wir unsere Präsentationszusagen für die Söhne Mannheims und Xavier Naidoo zurückgezogen.“

Ist Kritik an Missständen „demokratiefeindlich“?

Die Nachdenkseiten finden diese Argumentation bemerkenswert:

„Ein Künstler, der die Unabhängigkeit von Parlamenten in Frage stellt, entfernt sich demnach von allgemeinen Werten“, wird dort gefolgert. „Inwiefern ein deutlicher Hinweis auf subjektiv wahrgenommene demokratische Mängel selbst „demokratiefeindlich“ sein soll, bleibt schleierhaft“, so Autor Paul Schreyer.

Xavier Naidoo habe in dem Lied so etwas wie eine Diagnose abgeliefert, die man summieren könnte mit dem Satz: „Die Demokratie funktioniert nicht mehr so, wie sie soll … “ Dies an sich sei nicht verwerflich. Allerdings zeige der Wirbel um das Lied, das mittlerweile schon das Erstellen solcher Diagnosen als verdächtig gilt – nur weil andere politische Lager möglicherweise eine ähnliche Diagnose stellen könnten.

Der Autor argumentiert: „Anhänger ganz unterschiedlicher politischer Lager können ein Problem in gleicher Weise analysieren – dadurch werden sie noch nicht zu Verbündeten, denn eine Diagnose ist kein Lösungsvorschlag. Erst wenn man auch dort, bei der gewünschten Lösung für ein Problem, übereinstimmt, gerät man in die Nähe des anderen politisches Lagers.“

„Der Ansatz, Worte zu meiden, die auch der politische Gegner verwendet, steht ganz allgemein logisch auf schwachen Füßen“, so der Autor.

Album auf Platz 6 der Charts

Naidoo hatte in dem Lied unter anderem korrupte und pädophile Politiker kritisiert.

Medien rückten ihn daraufhin wegen Begriffen wie „Puppenspieler“ und „Sachverwalter“ in die Nähe der „Reichsbürger“ und des Antisemitismus. Auch das Wortspiel „Volks-in-die-Fresse-Treter“ sorgte für Empörung.

Das Lied „Marionetten“ befindet sich auf dem neuen Album der Söhne Mannheims, das aktuell auf Platz sechs der Charts steht. Auf dem Album gibt es noch einen Song namens „Der Deutsche Michel“. Dieser enthält spitze Wortspiele über die „nachgerichteten Nachrichten“. Darin heißt es: „Wer schickt die Nachrichten los und in wessen Schoß?/ Der Schoß, der dich in Sicherheit wiegt, ist vermoost“.

„Ich bin hier, um die Liebe zu repräsentieren …“

Youtube-Video, indem Xavier Naidoo seinen umstrittenen Besuch einer „Reichsbürger-Demo“ 2014 in Berlin erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=hJd8E_cujk8

HIER Original-Text des neuen Aufreger-Songs

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