Woelki nach Missbrauchsskandal unter Aufsicht – Papst Franziskus ordnet Untersuchung in Kölner Erzbistum an
Im Zusammenhang mit den Vorwürfen der Vertuschung von sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln hat Papst Franziskus eine Untersuchung angeordnet.
Die zwei Apostolische Visitatoren – die Bischöfe von Stockholm und Rotterdam, Kardinal Anders Aborelius und Johannes von den Hendesollen – sollen sich „im Laufe der ersten Junihälfte vor Ort ein umfassendes Bild von der komplexen pastoralen Situation im Erzbistum verfassen und gleichzeitig eventuelle Fehler Seiner Eminenz Kardinal Woelkis, sowie des Erzbischofs von Hamburg, S.E. Mons. Stefan Heße, als auch der Herren Weihbischöfe, S.E. Mons. Dominikus Schwaderlapp und Mons. Ansgar Puff im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs untersuchen“, heißt es in der Mitteilung der diplomatische Vertretung des Vatikans, die die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte.
Kardinal Woelki begrüßt Entscheidung Roms
Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54) sowie der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53) hatten Papst Franziskus nach Vorwürfen des Fehlverhaltens bereits ihren Rücktritt angeboten.
In einer ersten Reaktion begrüßte Kardinal Woelki die Entscheidung Roms: „Bereits im Februar habe ich den Heiligen Vater in Rom umfassend über die Situation in unserem Erzbistum informiert. Ich begrüße, dass der Papst sich mit der Apostolischen Visitation ein eigenes Bild über die unabhängige Untersuchung und die Konsequenzen daraus verschaffen will.“
Er begrüße alles, was der „konsequenten Aufarbeitung dient“.
Gemeindemitglieder wollen nicht das Woelki die Firmung durchführt
Erst gestern hatte Woelki mit Mitgliedern der Düsseldorfer Kirchengemeinde St. Margareta gesprochen. Protestierende hatten vor der Kirche Sankt Maria vom Frieden im Düsseldorfer Osten ihrem Unmut Luft über die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln gemacht, berichtet „Vatican News“.
Hintergrund war ein Brief, den einige Mitglieder der Pfarrei dem Kardinal nach Bekanntwerden eines Missbrauchsfalls zugesendet hatten.
Zudem gab es einen offenen Brief mehrerer Gemeindemitglieder. Ihn unterzeichneten rund 140 Personen. Darin forderten sie, dass Woelki eine anstehende Firmung in Sankt Margareta Anfang Juni nicht persönlich spende, sondern einen Vertreter schickt. Wegen der Missbrauchsaufarbeitung halten die Absender den Kardinal für unglaubwürdig.
Kardinal äußerte sich nicht zum Gespräch mit Kirchengemeinde
Zu dem mehrstündigen vertraulichen Gespräche äußerte sich der Kardinal nicht öffentlich. Pfarrer Oliver Boss sprach im WDR von einem guten Austausch. Man habe sehr offen und auch kontrovers diskutiert. Eine abschließende Entscheidung, ob Woelki am 9. Juni zur Firmung komme, sei noch nicht entschieden, hieß es.
In der Düsseldorfer Kirchengemeinde Sankt Margareta waren zwei der Priester tätig, gegen die zuletzt Missbrauchsvorwürfe laut wurden.
Pfarrer D., den Woelki 2017 trotz des Vorwurfs sexueller Übergriffe zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte und kürzlich beurlaubte, war dort früher Kaplan. Auch dem inzwischen verstorbenen Pfarrer O. wird schwerer Missbrauch an einem Kind vorgeworfen.
Vorwürfe gegen Woelki
Die Kritik gegen Woelki richtet sich dagegen, dass er den Fall nach seinem Amtsantritt 2015 zwar zur Kenntnis genommen, aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom unterlassen habe.
Woelki begründete dieses Vorgehen mit der damals weit fortgeschrittenen Demenz des ehemaligen Pfarrers, die eine Befragung unmöglich gemacht haben soll.
Auch nach zwei Gutachten zu den Missbrauchsvorwürfen im Kölner Bistum kehrt keine Ruhe ein. Dabei geht es den Kirchenmitgliedern Verantwortliche klar zu benennen, die Missbrauchstäter geschützt und Verbrechen vertuscht haben sollen. (Vatican News/afp/er)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion