Wochenrückblick (Teil 2): Unterfränkischer Ingenieur hat Chancen auf den Europäischen Erfinderpreis

EU-Lieferkettengesetz versus MAN-Lkw für Myanmar Militärjunta. Moderne Marinesoldaten testen alte, mykenische Kriegsrüstung. Krähen zählen laut. Und gegen Alzheimer könnten Granatäpfel, Erdbeeren oder Walnüsse helfen. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 2.
Tesla-Produktion in der Gigafactory Grünheide. Tesla hat im vergangenen Quartal einen Rekord bei seinen Auslieferungen aufgestellt.
Der Elektroauto-Hersteller Tesla setzte als Erster auf die größte Aluminium-Druckguss-Maschine der Welt – die „Giga Press“ – eines deutschen Ingenieurs.Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Von 1. Juni 2024

Auf dem Weg zum Europäischen Erfinderpreis

Der unterfränkische Ingenieur Richard Oberle (85) hat die größte Aluminium-Druckguss-Maschine der Welt erfunden – was nicht nur Tesla als Autohersteller erfreut. Damit kann durchaus der gesamte Unterboden eines Elektroautos aus einem Stück gefertigt werden. Früher waren dafür 50 bis 60 Einzelteile mit entsprechend vielen Teilen und Arbeitsschritten notwendig. Seine Giga Press stellt nur noch drei Teile für das gleiche Produkt her. Und laut dem Europäischen Patentamt wird bis zu 60 Prozent weniger Aluminium benötigt. An seiner Erfindung arbeitete er ab 2008, nach einigen Jahren war sie reif. Der erste Hersteller, der die Giga Press einsetzte, war Tesla in den USA – was diesem viel Montagezeit erspart. Nun ist der Ingenieur für den Europäischen Erfinderpreis nominiert und ist in der Runde der letzten drei von insgesamt 550 Erfindern aus 75 Ländern. Anfang Juli erfolgt die Preisvergabe in Malta.

Sonnensturm in der Tiefsee

Der Sonnensturm Mitte Mai bescherte mit seinen Polarlichtern weltweit ein farbenprächtiges Spektakel. Dieser schöne Anblick kann auch weitreichende Folgen haben, denn geomagnetische Störungen können Strom- und Satellitennetze stören sowie technische und tierische Navigationssysteme beeinträchtigen. Wie tiefgehend die Auswirkungen dieses kosmischen Ereignisses sein können, zeigen Forscher mit ihren Messinstrumenten in der Tiefsee. So zeichneten Kompasse von Unterwasser-Observatorien in bis zu 2,7 Kilometern Tiefe vor der Küste Kanadas vorübergehende Verzerrung des Erdmagnetfeldes in einem Bereich von +30 bis -30 Grad auf. „Die Reichweite dieser Datenaufzeichnungen in Kilometern Tiefe unter der Meeresoberfläche verdeutlicht das Ausmaß der Sonneneruptionen“, so die Forscher.

MAN-Lkw für Myanmars Militärjunta

Mit der Verabschiedung des neuen EU-Lieferkettengesetzes schöpfen Menschenrechtler in Myanmar neue Hoffnung. Dem deutschen Lkw-Hersteller Traton, einer Tochtergesellschaft von Volkswagen, wird vorgeworfen, indirekt die Militärjunta in Myanmar durch Geschäftsbeziehungen mit dem chinesischen Staatsunternehmen Sinotruk zu unterstützen. Sinotruk liefert Militärfahrzeuge an die Junta, die diese für den Transport von Truppen und Waffen einsetzt. Die Organisationen Irrawaddy, Progressive Voice Myanmar und Justice For Myanmar fordern Traton und Volkswagen auf, ihre Geschäftsbeziehungen mit Sinotruk zu beenden und sicherzustellen, dass keines ihrer Produkte die Junta unterstützt. Zudem appellieren sie an die deutsche Regierung und die EU-Kommission, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass deutsche Unternehmen nicht unwissentlich Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen unterstützen.

Auf in die Freiheit: Mitarbeiterinnen des Nationalparks Berchtesgaden präsentieren einen Flügel von Bartgeier Vinzenz. Als eines von zwei Jungtieren aus der Nachzucht wird er ausgewildert - mehr als 140 Jahre nach Ausrottung der Bartgeier in Deutschland.

Auf in die Freiheit: Mitarbeiterinnen des Nationalparks Berchtesgaden präsentieren einen Flügel von Bartgeier Vinzenz. Als eines von zwei Jungtieren aus der Nachzucht wird er ausgewildert – mehr als 140 Jahre nach Ausrottung der Bartgeier in Deutschland. Foto: Sven Hoppe/dpa

Familie besser ohne Multitasking

Der Einsatz von Technologie ist so hoch wie nie zuvor. Dies stört die Interaktion und Kommunikation zwischen Menschen, einschließlich zwischen Eltern und Kindern. Wie schädlich genau die Ablenkung durch digitale Geräte für die Eltern-Kind-Beziehung ist und ob es noch andere Störfaktoren gibt, untersuchten Schweizer Forscher. Das Ergebnis: Die Qualität und Quantität der Interaktionen werde durch jede Ablenkung gestört, egal ob digital oder nicht, beispielsweise durch ein Buch oder Fragebogen. Unabhängig von den Ergebnissen betonten die Forscher, dass es am besten ist, wenn die Eltern überhaupt nicht abgelenkt sind. Dies könnte besonders für jene wichtig sein, denen es schwerfällt, eine Bindung zu ihren Kindern aufzubauen.

Moderne Soldaten in alter Rüstung

Vor über 60 Jahren entdeckten Archäologen in Dendra, Griechenland, die 3.500 Jahre alte Rüstung eines mykenischen Kriegers. Lange war unklar, ob diese rein zeremoniellen Zwecken diente oder sich tatsächlich zum Einsatz im Kampf eignete. Um diese Frage zu beantworten, erstellten Forscher der Universität Thessalien einige Nachbildungen und ließen 13 freiwillige Soldaten der griechischen Marine in die Rüstung schlüpfen. Die Rekruten mussten in elf Stunden mit historisch getreuen Waffen einen simulierten Kampf durchlaufen, wie er in Homers „Ilias“ beschrieben wird. Das Experiment verlief positiv: Die Rüstung schränkte weder die Kampffähigkeit des Kriegers ein, noch belastete sie ihn stark. Für die Forscher ist dies der Beweis, dass die Montur nicht nur extravagant aussah, sondern auch kampftauglich war.

Krähen zählen laut

Krähen, die zu den Singvögeln gehören, sind nicht für die Schönheit ihres Gesangs bekannt, jedoch für ihr überragendes Lernvermögen. Bereits früher zeigten Forschungen, dass die schwarzen Vögel ein Verständnis für Zahlen besitzen. Nun konnten Forscher der Universität Tübingen in einem Experiment sogar beweisen, dass die Tiere eine vorgegebene Anzahl an Rufen erzeugen und somit zählen können. Die Krähen planen dabei im Voraus: So lässt sich über den Klang des ersten Rufs vorhersagen, wie viele Rufe die Krähe abgibt. Doch gänzlich fehlerfrei waren die Tiere nicht: Auch bei den Zahlen eins bis vier haben sich die Vögel verzählt. Dennoch zeigt die Studie, dass Zahlenkompetenz und Stimmbeherrschung nicht allein dem Menschen vorbehalten sind.

Eine Zecke der tropischen Gattung Hyalomma - gesichtet in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis).

Eine Zecke der tropischen Gattung Hyalomma – gesichtet in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis). Die bis zu zwei Zentimeter großen Tiere suchen sich aktiv Opfer und schauen sie an. Foto: Susanne Mengelberg/Privat/dpa

Granatapfel gegen Alzheimer

Granatäpfel, Erdbeeren und Walnüsse: Sie alle besitzen Urolithin A, das als wahre Putzkraft für das Gehirn fungieren kann. So ist die Substanz in der Lage, geschädigte Zellen im Gehirn von Mäusen zu beseitigen. Würden diese „Aufräumarbeiten“ nicht stattfinden, würden sich beschädigte Zellen wie Müll ansammeln und stapeln, was die Ursache für neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson ist. Da die Ergebnisse auf Mäusen beruhen, ist es nicht sicher, ob Urolithin A die gleichen Auswirkungen auf das menschliche Gehirn hat – doch die Wissenschaftler zeigen sich optimistisch. „Auch wenn die Studie an Mäusen durchgeführt wurde, sind die Aussichten positiv“, so die Forscher.

6,8 Millionen Minijobber

Im ersten Quartal 2024 gingen über 6,83 Millionen Menschen in Deutschland einem Minijob nach. Die meisten von ihnen waren im Handel, als Mechaniker oder im Gastgewerbe tätig, erklärt die Minijob-Zentrale in Bochum. Verglichen mit 2023 stieg die Zahl im gewerblichen Bereich auf knapp 6,59 Millionen Menschen (+1,8 Prozent). In Privathaushalten waren knapp 250.000 Menschen tätig (-4 Prozent). 1,7 Prozent der geringfügig entlohnten Beschäftigten im gewerblichen Bereich hatten mehr als einen Minijob gleichzeitig. 1,14 Millionen Beschäftigte arbeiteten im Handel oder der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen. Darauf folgten etwa 874.000 Minijobber im Gastgewerbe. Sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich sind die Mehrheit der Beschäftigten Frauen.

Vogel reist durch die Zeit

Sich an zufällige Details vergangener Ereignisse erinnern: Diese Fähigkeit wird als episodisches Gedächtnis bezeichnet und allein dem Menschen zugesprochen. Nun haben englische Forscher gezeigt, dass auch Eichelhäher zu dieser „mentalen Zeitreise“ fähig sind. In einem Experiment füllten die Forscher vor den Augen der Vögel einen von vier unterschiedlich markierten Bechern mit Futter. Danach wurden die Eichelhäher für zehn Minuten aus dem Versuchsraum gebracht, während die Forscher Becher und Futter umstellten. Fanden die Vögel das Futter daraufhin nicht im ersten Versuch, lagen sie im zweiten Versuch trotz der veränderten Position und der Zeitverzögerung in 70 Prozent der Fälle korrekt. „Da die Eichelhäher in der Lage waren, sich an Details zu erinnern, die zum Zeitpunkt der Erinnerung keine besondere Bedeutung hatten, deutet dies darauf hin, dass sie in der Lage sind, zufällige Informationen innerhalb eines erinnerten Ereignisses zu speichern und wieder abzurufen“, so die Forscher.



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