Wochenrückblick (Teil 1): Blackout auf Usedom – Urlaubsfrühstück ohne Kaffee und Kuchen

Auf Usedom gab es jüngst ein Blackout-Urlaubsfrühstück ohne Kaffee und Kuchen. Beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen fällt künftig etwa jeder fünfte Arbeitsplatz weg. Und es gibt jemanden in NRW, der sich in 30 Sprachen und mehr unterhält – ohne DeepL. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 1.
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Ein Küchenchef mit seinem Lehrling. Kommt demnächst Laborfleisch auf den Teller in Europa?Foto: Minerva Studio/iStock
Von 3. August 2024

Sprachtalent – jenseits von Deepl

Als nächstes will Heiner Claessen Mandarin, Quechua, Tamil und Kisuaheli lernen. Der promovierte Mathematiker aus Korschenbroich kann sich problemlos in 30 Sprachen unterhalten, weitere 25 beherrscht er rudimentär. Der 44-Jährige beteiligte sich jüngst am „Polyglot Gathering“, einer Konferenz für talentierte Sprachliebhaber in Prag, und nutzt die Internetplattform Hypia Portal für den Austausch. Bei Claessen wurde in seiner Kindheit Autismus festgestellt, was später in Asperger korrigiert wurde. Typisch sind herausragende geistige Fähigkeiten. Unabhängig davon, ob er die Länder bereist, lernt er Sprachen mit Vergnügen: Ungarisch, Türkisch, Finnisch, Litauisch, Isländisch, Farsi oder auch Arabisch. Dem Korschenbroicher geht es um die pure Freude an der Kommunikation. Derzeit beschäftigt er sich mit Japanisch und Walisisch, der letzten europäischen Sprache, die ihm noch fehlt. Sein Ziel: eine einfache Unterhaltung in 100 Sprachen führen können.

Urlaubsfrühstück ohne Kaffee und Kuchen

Der großflächige 12-stündige Stromausfall auf der Insel Usedom zieht erhebliche wirtschaftliche Folgen nach sich. Alle privaten Haushalte waren am 24. Juli ohne Strom – dazu auch die Supermärkte, Restaurants, Hotels, Ampeln, Tankstellen und der Radiosender Heringsdorf. Vor allem entsorgte Lebensmittel, die nicht mehr gekühlt werden konnten, und entgangene Umsätze führten zu einem Schaden im Millionenbereich. In vielen Hotels bekamen die Gäste nicht einmal Frühstück, da auch die Kassensysteme ausgefallen waren. Laut dem Energieversorger E.DIS wurde der Stromausfall durch einen unterirdischen Kabelfehler bei Bansin im Mittelspannungsnetz verursacht. Rettungsdienst und Feuerwehr blieben einsatzbereit – sie haben ein Notstromaggregat.

Eine Eishöhle am Baikalsee in Russland. Foto: FinFinz/iStock

Coole Forschung

Eis nicht gleich Eis. Wissenschaftlern geht es dabei nicht unbedingt um Schoko, Vanille oder Erdbeer, sondern vor allem um gefrorenes Wasser in Seen und Meeren und wie es entsteht. So haben Forscher der Universität Tokio einen neuen Mechanismus zur Eisbildung entdeckt. Normalerweise beginnt die Kristallisation an festen Oberflächen wie dem Rand eines Behälters oder Sees. Die neue Studie zeigt jedoch, dass sie auch direkt unter der Wasseroberfläche stattfinden kann, wobei sich eine Vorstufe des seltenen sogenannten „Eis 0“ bilde, welche es Wassermolekülen ermöglicht, leichter zu kristallisieren. Dies habe weitreichende Auswirkungen, etwa um die Eisbildung in Wolken besser zu verstehen und technologische Fortschritte in Bereichen wie der Lebensmittelkonservierung und Klimakontrolle zu ermöglichen.

Erster EU-Antrag für Verkauf von Laborfleisch

Das französische Start-up Gourmey hat als erstes Unternehmen in der EU eine Vorabzulassung für im Labor gezüchtete Gänsestopfleber beantragt. Gourmey, spezialisiert auf kultivierte Lebensmittel wie diese zellbasierten Entenprodukte, reichte am 26. Juli Anträge bei den Lebensmittelsicherheitsbehörden der EU, der Schweiz, des Vereinigten Königreichs, Singapurs und der USA ein. Das Unternehmen behauptet, dass sein Produkt ohne tierische Bestandteile hergestellt wird und somit schlachtfrei ist. CEO Nicolas Morin-Forest ist zuversichtlich, dass die Produkte die hohen EU-Standards erfüllen werden. Gleichzeitig läuft eine hitzige Debatte über im Labor gezüchtetes Fleisch in der EU. Mehrere Landwirtschaftsminister fordern eine strengere Bewertung dieser Produkte und nennen sie eine Bedrohung für „echte Produktionsmethoden“. Sie fordern, an Laborfleisch ähnliche Richtlinien wie für neue Medikamente und pharmazeutische Produkte anzulegen.

Luftaufnahme des Ölteppichs des gesunkenen Tankers „MT Terra Nova“ in den Gewässern der Manila Bay am 29. Juli 2024 in der Nähe des Küstendorfs Santa Cruz, Paombong, Provinz Bulacan, Philippinen. Foto: Ezra Acayan/Getty Images

Drohende Ölpest

In der Bucht von Manila sank während des jüngsten Taifuns der Tanker „MT Terra Nova“. Ein Crewmitglied kam ums Leben. Nun droht die schlimmste Ölpest in der Geschichte der Philippinen – denn ein Teil der Ladung, bestehend aus 1,4 Millionen Liter Industrieöl, beginnt auszutreten. Die Küstenwache sprach am 28. Juli von einem Ölteppich von 12 bis 14 Kilometer Länge quer über die Bucht. Taucher entdeckten bei Untersuchungen ein Leck an den Ventilen am Rumpf des 65-Meter-Schiffes. Sie hoffen nun, dass sie das Öl rechtzeitig aus dem Tanker abpumpen können. Laut der Küstenwache handle es sich bei dem Ölteppich um eine Mischung aus Diesel und Industrieöl. Die Behörden riefen dazu auf, den Fischfang in der Bucht einzustellen.

Schulden pro Kopf: 28.943 Euro

Der deutsche Haushalt hat insgesamt Schulden von 2445,1 Milliarden Euro im Jahr 2023 erreicht. Pro Kopf sind das 28.943 Euro – 778 Euro mehr als Ende 2022. Laut den Statistikern stieg die Verschuldung von Bund, Ländern, Gemeinden, Gemeindeverbänden, der Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte um 3,3 Prozent oder 77,1 Milliarden Euro. Die Schulden des Bundes betragen allein schon pro Kopf 20.078 Euro. Ein Grund? Das Deutschlandticket wurde eingerechnet, was 9,8 Milliarden ausmacht. Nur die Bundesländer konnten ihre Schulden reduzieren (minus 594 Milliarden). Der Schuldenstand der Gemeinden stieg deutlich um 9,8 Prozent oder 154,6 Milliarden Euro. Ende 2023 lagen die Schulden der Sozialversicherung bei 41 Millionen Euro – mit einen Anstieg um fast 90 Prozent verglichen mit Ende 2022.

Mehr CO₂ als gedacht

Das Südpolarmeer absorbiert 25 Prozent mehr CO₂ als bisher angenommen. Das haben Forscher der University of East Anglia und des Plymouth Marine Laboratory durch direkte Messungen des CO₂-Austauschs zwischen Luft und Meer am Bug von Forschungsschiffen entdeckt. Traditionelle Methoden basierten auf weniger präzisen Daten und weniger Messpunkten. Der neue Ansatz ermögliche erstmals den Vergleich direkter Messungen und früheren Schätzungen anhand von Modellen. Die in „Science Advances“ veröffentlichte Studie zeigt zugleich, dass die Aufnahmefähigkeit regional und saisonal stark schwankt, sodass der Südliche Ozean besonders im Sommer ein starker CO₂-Speicher ist. Die Forscher betonen ihrerseits die Notwendigkeit kontinuierlicher und erweiterter Messungen.

An der berühmten bewachsenen Fontaine Moussue in Salon de Provence in Frankreich. Foto: Meinzahn/iStock

Mikroben in Rinde fressen Methan

Bäume sind seit Langem dafür bekannt, dass sie dem Klima zugutekommen, indem sie Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen. Laut britischen Forschern der Universität Birmingham kommt eine weitere wichtige Rolle hinzu: Die Oberflächen ihrer Rinden entfernen Methan aus der Atmosphäre. Dafür sogen winzige Mikroben, die in der äußersten Schicht oder im Holz des Baumes leben und das Gas zur Energiegewinnung nutzen. In ihrer Studie zeigte die Forscher, dass die Mikroben sogar weit effektiver sind als der Boden, der bislang als einzige terrestrische Senke für Methan galt. Grundsätzlich ist dabei jeder Baum eine gute Methansenke – doch die Forscher zeigten auch, dass tropische Bäume am meisten entzogen. Dies ist nicht verwunderlich, da in warm-feuchten Gebieten Mikroben zahlreicher vorkommen.

Etwa jeder fünfte Arbeitsplatz fällt weg

Getriebe, Achsen, Airbags, Bremsen, Lenkungen, elektrische Antriebe, Autoelektronik: Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen arbeitet für nahezu alle großen Autohersteller weltweit. Darunter sind BMW, Daimler, VW, Ford, General Motors, MAN und Volvo. Bis Ende 2028 plant der Konzern, in Deutschland bis zu 14.000 der insgesamt 54.000 Arbeitsplätze abzubauen. Nicht nur in der Produktion, sondern auch in Verwaltung und Entwicklung. ZF plant, mehrere Standortverbunde mit schlankeren Strukturen zu gründen. Bis Ende 2025 sollen bereits die Kosten weltweit um 6 Milliarden Euro gesenkt werden. Weltweit beschäftigt ZF rund 169.000 Menschen bei einem Umsatz von 46,6 Milliarden Euro. Es hat mehr als 160 Standorte in 31 Ländern.

Katharina Morgenstern hat zu dem Artikel beigetragen.



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