Wochenrückblick (Teil 1): Rippenmikado im Weinkeller

Der beliebteste Arbeitgeber bei 13- bis 17-Jährigen ist die Polizei, die Bundeswehr ist nicht mehr so attraktiv. Ingenieure arbeiten an der Ein-Spur-Bahn – inklusive Gegenverkehr auf einem Gleis. Und dann gibt es noch eine Politikerin, die jeden Monat „bestimmt 200 Leute“ bei der Polizei anzeigt. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 1.
Titelbild
Das „Rippenmikado“ im Weinkeller bei der Freilegung durch ÖAI-Archäologe Marc Händel.Foto: ÖAW-ÖAI/H. Parow-Souchon
Von 1. Juni 2024

Käserennen

3 bis 4 Kilogramm schwer ist der Double-Gloucester-Käse, dem Männer und Frauen im englischen Brockworth nahe Gloucester nachjagen. Ziel ist, ihn entweder zu fangen oder schneller als der rollende Käse im Ziel zu sein. Und es geht dabei die steilen 180 Meter des Cooper Hill bergab. In diesem Jahr siegte am 27. Mai in einem der Rennen der 22-jährige Münchner Tom Kopke. Er nahm dafür Urlaub und schlitterte den Hügel hinunter – schneller als der Käse und alle anderen. So ein Käse kommt dabei auf 70 bis 110 Kilometer pro Stunde. „Ich liebe diese Veranstaltung. Die ist einfach verrückt“, sagt er. Kopke nahm den Siegerpreis – den Käse – mit nach Hause. Für seine Oma, wie er erklärte.

200.100 Einbürgerungen

Rund 200.100 Menschen wurden 2023 in Deutschland eingebürgert, so viele wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl um 19 Prozent verglichen mit 2022. Menschen aus 157 unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft, die fünf häufigsten Ursprungsstaaten waren Syrien, Türkei, Irak, Rumänien und Afghanistan. Diese Länder stellten zusammen über die Hälfte aller Einbürgerungen. Durchschnittlich waren die Eingebürgerten 29,5 Jahre alt, der Frauenanteil betrug 45 Prozent. Die Zahl der Einbürgerungen von Ukrainern stieg 2023 um sechs Prozent auf 5.900 und machten 2023 drei Prozent aller Einbürgerungen aus.

ÖAI-Archäologin Hannah Parow-Souchon (r) erläutert der Langenloiser Kulturstadträtin Sonja Fragner (m) und Kellerbesitzer Andreas Pernerstorfer (l) die Knochenlage. Foto: ÖAW-ÖAI/Th. Einwögerer

Rippenmikado im Weinkeller

Ein Winzer hat bei Umbauarbeiten in seinem Weinkeller in Niederösterreich bis 30.000 bis 40.000 Jahre alte Mammutknochen entdeckt. Die archäologische Sensation ist Winzer Andreas Pernerstorfer zu verdanken. Er stieß bei Gobelsburg im Bezirk Krems auf riesige Knochen und meldete diese an das Österreichische Archäologische Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Nun wird das „Rippenmikado“ von Archäologen freigelegt. Vermutet werden mindestens drei verschiedene Mammuts. Bereits vor 150 Jahren wurden im angrenzenden Weinkeller Artefakte aus Feuerstein, Schmuckfossilien und alte Holzkohle entdeckt. Die Forscher vermuten, dass die Mammuts gejagt wurden und an dieser Stelle möglicherweise in eine Falle gerieten – sonst würden nicht drei Mammuts auf einem Haufen liegen.

Ein-Spur-Bahn: Gegenverkehr auf einem Gleis

„Monocabs“, eine Art Minibusse auf Schienen, benötigen jeweils nur eine Schiene herkömmlicher Bahngleise. Was in anderen Ländern schon fährt, könnte doch auch für Deutschland eine Idee sein. Genau daran arbeiten Forscher der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo, Detmold und Höxter, der Fachhochschule Bielefeld und des Fraunhofer-Instituts für Industrielle Automation in Lemgo. Sie wollen stillgelegte Strecken auf dem Land reaktivieren. Aktuell werden die Fahrzeuge perfektioniert, Testfahrten mit Gästen finden statt. Die Kabinen der Einschienenbahn bieten Platz für bis zu sechs Personen und Gepäck, auch Fahrräder. Sie sind fahrerlos unterwegs, rollen nach Bedarf und können wie Taxis per App bestellt werden. Zumindest im Verein Landeseisenbahn Lippe. In Lemgo ist ein Anschluss an das Netz der Deutschen Bahn geplant.

Menschen kühlen sich in Lahore bei heißem Wetter in einem Kanal ab.

Menschen kühlen sich in Lahore (Pakistan) bei heißem Wetter in einem Kanal ab. Foto: K.M. Chaudary/AP/dpa

Knapp ein Drittel der Ärzte ist 55 Jahre und älter

In den nächsten Jahren gehen gut ein Drittel der Ärzte in Rente: 2023 waren gut 31 Prozent aller Ärzte der Human- und Zahnmedizin 55 Jahre und älter. Das Statistische Bundesamt erklärt, dass der Anteil dieser Altersgruppe damit deutlich über dem aller anderen Erwerbstätigen (26 Prozent) lag. Jede achte Ärztin und jeder achte Arzt hatte 2023 keine deutsche Staatsangehörigkeit. 40 Prozent aller zugewanderten Ärzte sind weniger als zehn Jahre in Deutschland. Der Beruf der Ärztin und des Arztes war 2022 der am zweithäufigsten anerkannte ausländische Berufsabschluss. Deutsche wählen für ein Auslandsstudium der Human- und der Zahnmedizin häufig Österreich und Ungarn.

Nächste Erde in 40 Lichtjahren?

Etwa so groß wie die Erde und mit nur 40 Lichtjahren Entfernung praktisch in unserer kosmischen Nachbarschaft hat ein australischer Doktorand in NASA-Daten einen erdgroßen und vermutlich lebensfreundlichen Planeten entdeckt. Obwohl ein Jahr auf „Gliese b“ nur knapp 13 Erdtage dauert und der Abstand zu seinem Stern nur etwa sieben Prozent der Erde-Sonne-Distanz beträgt, befinde sich der Exoplanet in der sogenannten habitablen Zone seines Zentralgestirns, einem kühlen roten Zwergstern. Grundsätzlich könnte damit auf Gliese b Wasser vorhanden sein, ob es tatsächlich so ist und ob es auch eine Atmosphäre gibt, ist unklar. Die Forscher um Shishir Dholakia sind „vorsichtig optimistisch“: Gliese b „befindet sich entweder in der bewohnbaren Zone seines Sterns oder direkt am Rande davon – er könnte also bewohnbar sein.“

200 Anzeigen pro Monat

Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigt „im Monat bestimmt 200 Leute“ bei der Polizei an. Unter den Anfeindungen sei „oft grobe Gewaltandrohung, Nazisprech ist auch häufig dabei“, sagt sie. Das geschehe „im Netz und per Brief, jeden Tag“ – meist in Bezug auf ihren Einsatz für Waffenlieferungen an die Ukraine. Die Europa-Spitzenkandidatin der FDP erklärt: „Fast alle Prozesse werden gewonnen“. „Nur die Beleidigungen ‚Kriegstreiberin‘ und ‚Brechmittel‘ wurden von verschiedenen Amtsgerichten unterschiedlich gesehen und teils gegen Geldbuße eingestellt.“

Griechenland

Elektroautos dürfen auf griechischen Fähren nur noch unter bestimmten Voraussetzungen mitfahren. Foto: summerphotos/iStock

Beton ohne Emissionen

14 Billionen Kubikmeter beträgt die weltweite Jahreserzeugung von Beton. Damit könnte etwa zwei Drittel der Ostsee zugeschüttet werden. Der am häufigsten genutzte Baustoff gilt dabei als klimaschädlich, denn bei der Herstellung werden – chemisch bedingt – große Mengen CO₂ frei. Forscher der Universität von Cambridge wollen diese mit einem Verfahren aus der Stahlindustrie eliminieren. Statt das Bindemittel Zement emissionsintensiv aus Kalkstein zu brennen, wollen sie Betonabbruch in einem elektrischen Lichtbogenofen als Beiprodukt der Stahlproduktion aufbereiten. Nötige Umbaumaßnahmen in Hüttenwerken und Zusatzkosten seien gering. Studienautor Prof. Julian Allwood erklärte dazu: „Sobald der Strom emissionsfrei ist, ist es unser Verfahren auch.“ Noch ist es also alles andere als … in Beton gegossen.

Polizei beliebter als Bundeswehr

Die Bundeswehr ist weniger attraktiv, der Verkauf legt zu – so das Ergebnis des diesjährigen Rankings bei Schülern zu der Frage: „Bei welchem dieser Unternehmen würdest du dich am ehesten bewerben?“ Der beliebteste Arbeitgeber ist wie im Vorjahr die Polizei – übrigens Lieblingsarbeitgeber der jungen Damen – gefolgt von Adidas, BMW und Porsche. Letztere sind eher für die jungen Herren interessant. Der öffentliche Dienst scheint weniger anziehend zu sein, ebenso wie Arbeitgeber in der Gesundheitsbranche. Gewinnen konnten Handelsriesen wie die Kosmetikkette Douglas oder die Drogeriekette dm. Das Reiseunternehmen AIDA sprang als Neueinsteiger direkt auf Platz 16 der 50 Firmen, die zur Auswahl standen. Wichtige Kriterien sind für die über 15.000 befragten Schüler der Klassen 8 bis 13 in diesem Jahr das Gehalt, ausreichend Freizeit und ein gutes Team, dazu die Jobsicherheit (Frauen), Karriereperspektiven (Männer) und Vielfalt (Frauen). Erhoben hat das Arbeitgeberranking das Marktforschungsinstitut Trendence Institute.

Staunen in der Pflege

Die deutsche Pflegeversicherung meldet einen überraschenden Anstieg der Zahl neuer Pflegebedürftiger, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nennt es eine „geradezu explosionsartige“ Erhöhung. Es gebe ein „akutes Problem“, dessen Ursache bisher nicht klar sei. Erwartet wurden für 2023 rund 50.000 Menschen, die Pflege benötigen. Tatsächlich beträgt das Plus 360.000 Menschen. Nachholeffekte bei der Einstufung von Betroffenen nach der Corona-Pandemie seien laut Lauterbach eine „Hypothese“ zur Erklärung. Doch das reiche nicht, es könnte noch ein „Sandwich-Effekt“ sein, weil die Generation der sogenannten Babyboomer und ihre Eltern gleichzeitig pflegebedürftig würden. 2021 gab es 4.961.146 Pflegebedürftige, von denen 4.170.000 zu Hause versorgt wurden.



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