Wochenrückblick: Rotwein als Biotreibstoff, Studenten auf’s Land wie bei Mao, „Flüssiges Gold“ (Teil 2)
Luftbrücke nach Gaza
Zur Versorgung der Menschen im Gazastreifen hat Jordanien eine Luftbrücke initiiert. Neben den USA und Frankreich beteiligt sich auch die Bundeswehr mit zwei Hercules-Transportflugzeugen. Diese können jeweils bis 18 Tonnen Last transportieren. Die Hilfsgüter werden abgeworfen, was laut Verteidigungsminister Pistorius „nicht ungefährlich“ ist. Den Auftrag sollen laut Ministerium die deutschen Angehörigen der binationalen Lufttransportstaffel in Evreux in Frankreich übernehmen. Der Einsatz könnte Ende kommender Woche beginnen. Zum anderen gelangen Hilfsgüter auf dem Seeweg mit dem Schiff „Open Arms“ von Zypern und über eine neue Straße des israelischen Militärs per Lastwagen in den Norden des Gazastreifens. Lkw mit Hilfsgütern werden immer wieder geplündert.
Das erinnert an Mao
Die KP Chinas fordert Studenten auf, auf dem Land nach Arbeit zu suchen. Nach öffentlichen Angaben gibt es in diesem Jahr circa 11,79 Millionen Absolventen. Die Jugendarbeitslosigkeit lag im Juni 2023 offiziell bei 21,3 Prozent, Akademiker schätzen die tatsächliche Zahl auf bis zu 46,5 Prozent. Hochschulen legen den Studenten nahe, in ländliche Gebiete zu gehen, sich gegen Armut zu engagieren, in die Armee einzutreten oder dem „Westlichen Plan“ anzuschließen. Bei diesem sollen sie in abgelegenen westlichen Regionen Chinas arbeiten. Die Kommunistische Jugendliga Guangdongs plant beispielsweise, bis 2027 die Ansiedlung von 300.000 jungen Menschen auf dem Land zu organisieren – was viele an die Zeit der Kulturrevolution von 1968 bis 1978 erinnert. Damals wurden rund 17 Millionen Studenten und Oberschüler, die als „gebildete Jugendliche“ bekannt waren, dauerhaft zwangsweise aufs Land geschickt, um dort von armen Bauern und der unteren Mittelschicht „umerzogen“ zu werden.
„Sicherheitsstandards made in Germany“
Wirtschaftsminister Habeck plant die Einführung von Sicherheitsstandards für KI-basierte Roboter. Dazu soll ein Prüf- und Testzentrum an mehreren Standorten entstehen, das interdisziplinär besetzt ist. Das Zentrum soll nationale und internationale Normen, Teststandards und Zertifizierungskompetenz für KI-Roboter entwickeln. Als Vorbild dient das Europäische Fahrzeugsicherheitsprogramm Euro NCAP, das Crashtests für neue Autotypen durchführt. In der Branche gibt es bereits Bedenken vor einer Überregulierung. Der Robotikunternehmer Matthias Krinke äußert gegenüber „Capital“ Kritik: „Man sollte uns Unternehmern nicht von vornherein misstrauen.“ Für den KI-Robotermarkt wird ein starkes Wachstum erwartet. Die Beratungsfirma Next MSC prognostiziert für das Jahr 2030 ein Marktvolumen von 185 Milliarden Dollar.
Ende 2024 ist das Werk dicht
Der weltweit größte Schal- und Tuchhersteller Fraas schließt seine Produktion in Wüstenselbitz und Helmbrechts. Der Grund: In China ist die Produktion um die Hälfte günstiger. Bis Ende des Jahres wird die Firma aus Oberfranken die Schalherstellung in ihr eigenes Werk in Zhangjiagang verlagern. Eine Ursache sind die hohen Energiekosten in Deutschland, welche die Textilindustrie belasten. 125 Jobs sind betroffen. Das Familienunternehmen produziert seit 1880 Kaschmir-, Cashmink- und Acrylfaserschals, im Jahr 2022 hatte es einen Jahresumsatz von 34,4 Millionen Euro. In Wüstenselbitz verbleibt der Firmensitz mit 50 Mitarbeitern für Design, Vertrieb, Marketing, Einkauf, Logistik und Services. Auch das Factory-Outlet bleibt geöffnet.
„Flüssiges Gold“
Alkohol, Iberischer Schinken, Olivenöl: So lautet ins Spanien die Rangliste für Diebesgut. In drei Regionen steht Olivenöl sogar an der Spitze. Die Preise für Olivenöl haben sich in spanischen Supermärkten fast verdreifacht, von unter 5 Euro vor vier Jahren auf bis zu 14 Euro. Allerdings wird das Öl nicht aus Hunger gestohlen, sondern bandenmäßig, um damit Geld zu machen. Europol erklärt, dass die Fälschung von Olivenöl eine gängige Praxis sei. Die Banden agieren zunehmend international, beispielsweise in Spanien und Italien, und panschen das Olivenöl. Spanien erzeugt etwa die Hälfte des weltweiten Olivenöls, die Ernten in den vergangenen Jahren wurden durch Trockenheit und Hitzeperioden beeinträchtigt. Bestohlen werden neben Supermärkten auch Olivenbauern und verarbeitende Unternehmen. Griechenland meldete ebenfalls Diebstähle.
Wer spuckt nach wem?
Eine ungewöhnliche Begegnung zwischen einer Robbe und einem Seeadler an der Küste der Isle of Wight hat die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern erregt. Laut der University of Portsmouth sah eine Vogelbeobachterin, wie eine Kegelrobbe Wasser auf einen Seeadler spuckte, als dieser sich der Wasseroberfläche näherte, vermutlich um einen Fisch zu fangen. Zuvor hatten Warnrufe keine Wirkung gezeigt. Seeadler waren auf der Isle of Wight an der Südküste Englands lange Zeit ausgestorben. Interaktionen von Kegelrobben und Seeadlern wurden bisher nicht beobachtet. Normalerweise wird Spucken bei Menschen, Kamelen, Lamas, Alpakas, Schlangen und Schützenfischen beobachtet – für Kegelrobben ist das neu. Die Beobachtung veröffentlichte die Fachzeitschrift „Isle of Wight Natural History and Archaeological Society Journal“.
17.000 virtuelle Skelette
Naturkundemuseen entstanden im 16. Jahrhundert als Kuriositätenkabinette, in denen einige wohlhabende Personen seltene und exotische Exemplare sammelten. Auch heute blieben die meisten Museumssammlungen hinter verschlossenen Türen. Sechs Jahre lang haben 18 Naturkundemuseen und -institute über 17.000 Spezies im CT gescannt und digital rekonstruiert. Im Projekt „openVertebrate“ (oVert) sind seither die virtuellen Skelette von Stachelmäusen bis zum Buckelwal für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Dies hat nicht nur zu neuen Entdeckungen bei besagten Stachelmäusen geführt, sondern auch erklärt, warum Kürbiskröten das Gleichgewicht verlieren und beim Springen eine Bruchlandung hinlegen und dass Spinosaurus ein Dinosaurier größer als Tyrannosaurus rex war, entgegen den bisherigen Annahmen ein eher schlechter Schwimmer gewesen sei und daher wahrscheinlich an Land blieb. Insgesamt erschienen bereits über 200 begutachtete Studien, die sich auf oVert-Daten stützen.
Microsoft 365 und Datenschutz
Die EU-Kommission hat gegen ihre eigenen Datenschutzregeln verstoßen, auch bei der Nutzung von Microsoft 365. Der Europäische Datenschutzbeauftragte hat festgestellt, dass mehrere Regeln nicht eingehalten wurden, besonders beim Transfer von persönlichen Daten außerhalb der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums. Im Vertrag mit Microsoft gab es zudem keine klaren Angaben darüber, welche persönlichen Daten bei der Nutzung von Microsoft 365 gesammelt und wofür sie verwendet werden. Microsoft 365 beinhaltet Cloud-Programme wie Word, Excel, PowerPoint, Outlook, OneDrive, Teams und SharePoint. Eine Folge ist: Ab dem 9. Dezember 2024 muss die EU-Kommission alle Datenübertragungen stoppen, die durch die Verwendung von Microsoft 365 zu Microsoft und seinen Partnerfirmen außerhalb der EU/EWR führen, es sei denn, es gibt einen Angemessenheitsbeschluss. Das bedeutet, dass das Datenschutzniveau im Ausland genauso gut sein muss wie in der EU.
Rotwein als Biotreibstoff
Im vergangenen Weinwirtschaftsjahr haben die Deutschen erneut rund eine Flasche Wein pro Person weniger getrunken. Betrachtet man nur die über 16-Jährigen, denen der Wein auch erlaubt ist, sind es statt 23,6 Liter nun 22,5 pro Person. Das Deutsche Weininstitut sieht den demografischen Wandel als Ursache – Jüngere trinken nicht mehr so viel und setzen auf andere Lifestyle-Getränke. Winzer aus Württemberg haben daher erstmals für einen Teil ihrer Rotweine 2023 EU-Gelder zur Krisendestillation beantragt. Dabei wird unverkäuflicher Wein zu Industriealkohol verarbeitet – der destillierte Wein ist nur für Industriezwecke und als Biotreibstoff verwendbar. Brüssel stellt dafür mehr als 100 Millionen Euro aus den Agrarsubventionen bereit. Bisher nutzten vorwiegend französische, portugiesische und italienische Winzer diese Möglichkeit. Krisendestillation ist eine Maßnahme der EU, um Überproduktion abzubauen.
Ältester Wald der Welt
In den hohen Sandsteinklippen entlang der südwestenglischen Küste nahe Somerset haben Forscher die versteinerten Überreste des ältesten bekannten Waldes der Erde gefunden. Vor 390 Millionen Jahren im Zeitalter des Devon wuchsen hier die zwei bis vier Meter hohen, palmenartige Bäume der Gattung Calamophyton. Diese hatten dünne Stämme, keine Blätter und ihre Äste waren mit Hunderten von zweigartigen Strukturen bedeckt. Somit ist der neu entdeckte fossile Wald etwa vier Millionen Jahre älter als der bisherige Rekordhalter aus dem Bundesstaat New York in den USA.
Sicherheitskameras verbannt
Die Plattform Airbnb verbietet Gastgebern komplett, Sicherheitskameras in Innenräumen aufzustellen. Bisher waren sie in gemeinsam genutzten Räumen wie Wohnzimmern oder Fluren erlaubt – solange vor der Buchung darauf hingewiesen wurde und sie klar sichtbar waren. Ab 30. April sind nur noch Außenkameras zugelassen, etwa in Türklingeln. Gestattet bleiben auch Lautstärkemesser, die in den Unterkünften grundsätzlich untersagte Partys erkennen sollen. Ab dem 1. Mai könnten bei Verstößen Unterkünfte oder Accounts von Gastgebern von der Plattform verschwinden. In Hotels, die ihre Zimmer über Airbnb anbieten, bleiben Kameras in Lobbys sowie Fluren und Restaurants erlaubt.
Das E-Rezeptsystem stottert
Insbesondere am Morgen kommt es „immer häufiger“ zu Störungen im E-Rezept-System. Der Deutsche Apothekerverband kritisiert, dass dann Patienten, die dringend Medikamente benötigten, vertröstet werden müssen. Es sei ein inakzeptabler Zustand. Die Ursache vermutet der Verband in Problemen eines Dienstleisters für die Identifizierung von Heilberuflern.
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