Wochenrückblick: Microsoft plant Mini-KKW und ein 180-Kilo-Roboter als „Hilfetelefon“
Maut in Österreich
Österreich führt ab Januar 2024 eine Ein-Tages-Vignette für Autobahnen ein. Pkw-Fahrer können diese zum Preis von 8,60 Euro kaufen. Bisher musste auch für kurze Aufenthalte oder auch für Durchreisen eine Zehn-Tages-Vignette, die künftig 11,90 Euro kosten wird, gelöst werden. Der Beschluss der österreichischen Regierung muss noch vom Parlament verabschiedet werden. Damit setzt Wien die EU-„Wegekostenrichtlinie“ um. Diese schreibt bei der Staffelung der Maut auch Tagestarife vor. Die Gebühr für die Zwei-Monats-Vignette sinkt 2024 leicht von 29 auf 28,90 Euro. Die Jahresvignette kostet weiterhin unverändert 96,40 Euro.
Bier im Pub freitags teurer als mittwochs
Stonegate, der größte Pubbetreiber in Großbritannien, will zukünftig flexibel auf die Biernachfrage in seinen Kneipen reagieren. In Spitzenzeiten soll der Preis für ein 0,5683 Liter großes Glas Bier in 800 seiner 4.500 Kneipen um umgerechnet 22 Cent ansteigen. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnittspreis für dieselbe Menge während der Woche bei rund 5,50 Pfund (6,40 Euro). Das Unternehmen will mit seiner dynamischen Preisgestaltung die Kosten unter Kontrolle halten.
Massiger Roboter als „Hilfetelefon“
180 Kilo schwer, 1,70 Meter groß: „K5“ wurde für neun Dollar die Stunde gemietet. Der massige Sicherheitsroboter des kalifornischen Herstellers Knightscope ist künftig für zwei Monate in einer U-Bahnstation am Times Square in New York zu sehen. Mit seinen vier Kameras für Video und Audio soll er zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens am Bahnhof patrouillieren. Die einzige Echtzeithilfe, die der Roboter den Menschen bieten kann, besteht darin, sie mit einer lebenden Person zu verbinden, um einen Vorfall zu melden oder Fragen zu stellen – vorausgesetzt, sie können eine Taste auf dem Roboter drücken. Ob „K5“ die Aufnahmen live an die Polizeibehörde streamt, ist unklar. Ebenso unklar ist, ob er tatsächlich nicht mit Gesichtserkennung ausgerüstet ist – Datenschützer sind da skeptisch. Wie der „K5“ mit Treppen oder Rolltreppen einer Metro-Station klarkommen soll, wird nicht berichtet, und auch nicht, ob er eine „Bremse hat, um sich selbst zu stoppen“, bevor er von einem Bahnsteig gestoßen wird.
Microsoft plant Mini-KKW
Für seine Azure-Cloud- und die KI-Rechenzentren plant das Tech-Unternehmen Microsoft den Einsatz von Mini-Atomkraftwerken. In einer Stellenanzeige auf seinem Job-Board ist von der „Umsetzung einer Small Modular Reactor (SMR) und Mikroreaktor-Energiestrategie“ die Rede. Es wird demnach ein „Principal Program Manager Nukleartechnologie“ gesucht, der Erfahrung in der Nuklearindustrie, Maschinenbau oder dem allgemeinen Energiemarkt mitbringen sollte. Der Zukünftige soll auch „für die Erforschung und Entwicklung anderer vorkommerzieller Energietechnologien zuständig“ sein. Vergütet wird die Stelle im Grundgehalt mit zwischen 133.600 und 256.800 US-Dollar (125.600 bis 241.400 Euro) pro Jahr. SMR sind kleine modular gebaute Atomreaktoren mit einer Leistung zwischen rund 50 und 300 Megawatt. Mikroreaktoren haben eine Leistung von unter zehn Megawatt. Damit kann das Unternehmen seine Rechenzentren energieautark betreiben.
Mikroplastik verboten
Kosmetika, Waschmittel, Spielzeug, Glitter, Granulat für künstliche Sportböden, Detergenzien, Weichmacher, einige Arzneimittel und Medizinprodukte: Die EU verbietet ab Mitte Oktober im Rahmen der REACH-Verordnung den Verkauf von Artikeln, die Mikroplastik enthalten. Konkret betrifft es synthetische Partikel, die weniger als fünf Millimeter groß sind und die sich weder zersetzen noch organisch löslich sind. Produkte, die enthaltenes Mikroplastik nicht freisetzen, sollen weiterhin verwendbar sein. Auch den Einsatz in industriellen Produktionsprozessen will die EU-Kommission weiterhin erlauben, solange die Unternehmen sicherstellen, dass die Partikel nicht in die Umwelt gelangen. Granulatmaterial, das auf künstlichen Sportflächen verwendet wird, ist die größte Quelle von bewusst verwendetem Mikroplastik in der Umwelt. Laut EU-Angaben werden in der EU jährlich insgesamt 42.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt.
Lego bleibt bei Erdöl
Zwei Jahre hat die Firma Lego an einem Prototypen für einen neuen Stein aus recycelbaren PET-Flaschen gearbeitet, konkret aus RPET. Nun wurde der Plan verworfen. Laut CEO Niels Christiansen sei der Umstieg auf ein neues Material ökologisch nicht tragbar. So gebaute Steine würden über ihre Haltbarkeitsdauer hinaus mehr CO2 verursachen als die bisherigen Legosteine. Diese bestehen aus ABS-Kunststoff, wobei derzeit etwa zwei Kilogramm Erdöl für ein Kilogramm ABS-Kunststoff gebraucht werden. Lego verwendet ABS-Granulat, um den Standard und die Qualität der Steine zu sichern. Zudem würde ein Umstieg auf RPET weitere Investitionen in Pressen und andere Ausrüstung kosten. Bei einigen Sonderteilen wie Bäumen oder Flügeln nutzt Lego einen auf pflanzlichen Stoffen basierenden Kunststoff, Bio-Polyethylen.
Pistorius: Führende Rolle übernehmen
„Deutschland ist bereit, eine führende militärische Rolle in den baltischen Staaten zu übernehmen“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Er sicherte den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen weitere militärische Unterstützung zu. „Eure Sicherheit ist unsere Sicherheit“, bekräftigte der SPD-Politiker. Deutschland habe eine ganz besondere Verantwortung für diese Region. In Litauen will die Bundesregierung künftig eine gefechtsbereite Brigade der Bundeswehr stationieren. Nach Angaben von Pistorius soll das Konzept für die Verlegung bis Ende des Jahres ausgearbeitet sein. Mit den anderen beiden baltischen Staaten hat Deutschland bereits die Kooperation im Rüstungsbereich ausgebaut. Die Bundeswehr trägt mit der Luftwaffe zudem ab 2024 zur Luftraumüberwachung über dem Baltikum bei und wird Kampfjets und Personal auf dem lettischen Stützpunkt Lielvarde stationieren. In dieser Woche fand die jährliche baltische Sicherheitskonferenz (Annual Baltic Conference on Defence, ABCD) statt, in deren Vorfeld er sich äußerte.
Euro-7-Norm gescheitert
Deutschland konnte sich bei einem Treffen der EU-Minister mit seiner Forderung zur geplanten Abgasnorm Euro-7 nicht durchsetzen. Weder wollen die EU-Staaten strengere Grenzwerte für Schadstoffe noch Ausnahmen für E-Fuels. Die EU-Staaten wollen für Autos und private Transporter die gleichen Grenzwerte wie bei der bestehenden Euro-6-Norm. Neu ist, dass künftig auch Feinstaub, der durch Reifenabrieb oder Bremsen entstehen kann, und andere gesundheitsschädliche Stoffe von den Regeln betroffen wären. Das beträfe damit auch E-Autos. Frankreich, Italien und weitere sechs EU-Staaten sprachen sich bereits im Frühjahr offen gegen die von Deutschland vorangetriebene Euro-7-Norm für Verbrennerautos aus. Die Verhandlungen sind noch nicht ganz abgeschlossen.
Obergrenze für Migranten
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) lehnt den Vorschlag einer jährlichen Obergrenze für Migranten in Deutschland von Markus Söder ab. Sie erklärt: „Obergrenzen sind halt insofern nicht einzuhalten, weil wir europäisches Recht haben, internationales Recht, wir können gar nicht das Individualrecht auf Asyl alleine reduzieren.“ Das einzige, was helfen könne, sei eine europäische Lösung. Der bayerische Ministerpräsident Söder hatte eine „Integrationsgrenze“ für die Aufnahme von Migranten von etwa 200.000 Menschen ins Gespräch gebracht. Man benötige Grenzschutz, den Stopp von Sonderaufnahmeprogrammen, die nur Deutschland mache. Es brauche Rückführung und eine Veränderung der Anreize, beispielsweise beim Bürgergeld. Derzeit laufen Verhandlungen zum Gemeinsamen Europäischen Asylsystem, mit dem unter anderem irreguläre Migration in die Staatengemeinschaft begrenzt werden soll.
Noch 60 Tabakpflanzer
In Deutschland bauen noch etwa 60 Betriebe Tabak an, früher war die Zahl vierstellig. Im vergangenen Jahr wurden auf 1.600 Hektar etwa 3.700 Tonnen geerntet. Zur diesjährigen Ernte, die noch bis Anfang Oktober geht, kann Folke Rega, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Tabakpflanzer, noch keine Prognose stellen. Bisher sehe es aber nach einer guten Qualität bei guten Erträgen aus. „Es ist ein harter Kern, der geblieben ist.“ Der letzte große Bruch war der Wegfall von EU-Subventionen im Jahr 2010, woraufhin etliche Bauern aufgaben. Seither wird in Deutschland laut Rega hauptsächlich Tabak für Wasserpfeifen angebaut. Zudem führte eine 2022 eingeführte Mengenbegrenzung dazu, dass deutscher Tabak vermehrt in den Weltmarkt gehe. Die Branche macht Verbandsschätzungen zufolge etwa 22 Millionen Euro Umsatz.
Bunte Nachtschwärmer
In mehreren Nächten waren jüngst in Deutschland Polarlichter zu beobachten. Teile des Nachthimmels in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen erstrahlten laut dpa in verschiedenen Farben wie Grün, Lila, Gelb und Rot. Insbesondere im ländlichen Bereich ließen sich die Lichter gut sehen. Ausgelöst werden Polarlichter durch energiereiche Sonnenwindpartikel, die durch Eruptionen auf der Sonnenoberfläche mit hohen Geschwindigkeiten ins Weltall geschleudert werden und dann auf das Erdmagnetfeld treffen.
Evergrande mit Milliardenschulden
Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat erneut Zahlungsschwierigkeiten. Das Kernunternehmen der Immobiliensparte von Evergrande, die Hengda Real Estate, hat seit Ende Juli rund 38 Milliarden Dollar Schulden angehäuft. Über 1.900 Rechtsstreitigkeiten vor Gericht sind anhängig. Der Evergrande-Konzern hat insgesamt mehr als 300 Milliarden US-Dollar Schulden. Schon mehrfach konnten Zinsen für Auslandsanleihen nicht bezahlt werden. Der Konzern teilte in einer Mitteilung an die Börse in Hongkong mit, dass Wertpapierbesitzer und potenzielle Investoren vorsichtig sein sollten.
Viel Methangas in der Ostsee
Vor der Küste von Nynäshamn im Südosten Schwedens wurde ein großer, natürlicher Methangasaustritt in der Ostsee entdeckt. Es sprudelt im sogenannten Landsorttief aus einer Tiefe von 400 Metern aus dem Meeresboden, was ungewöhnlich ist. Normalerweise steigt Methangas aus flachen Meeresböden in der Ostsee auf, aus 150 bis 200 Meter Tiefe. Wie bei der Forschungsexpedition der Universität Stockholm und der Linné-Universität festgestellt wurde, seien die Blasen auch außergewöhnlich groß. Warum es dort so viel Methan gibt, sollen nun weitere Forschungen klären.
Zwischen neun und 3.755.251
Mit neun Einwohnern ist die kleinste Gemeinde Deutschlands das rheinland-pfälzische Dierfeld im Landkreis Bernkastel-Wittlich in der Vulkaneifel. Dort leben (Stand 31.12.2022), so das Statistische Bundesamt, sieben Männer und zwei Frauen bei einer Fläche von 1,55 Quadratkilometern – die Bevölkerungsdichte beträgt weniger als sechs Personen je Quadratkilometer. Die zweitkleinste Gemeinde ist Wiedenborstel (Schleswig-Holstein) mit zehn Einwohnern. Elf leben jeweils in den Gemeinden Gröde (Hallig, Schleswig-Holstein) sowie Herbstmühle (Eifelkreis Bitburg-Prüm, Rheinland-Pfalz). Die bevölkerungsreichste Gemeinde bleibt weiterhin Berlin mit 3.755.251 Einwohnern, gefolgt von Hamburg mit 1.892.122 Einwohnern. Am dichtesten besiedelt ist weiterhin München mit 4.868 Einwohnern pro Quadratkilometer, gefolgt von der Gemeinde Ottobrunn im Münchner Umland mit 4.289 Einwohnern je Quadratkilometer.
Russland verbietet Export von Benzin und Diesel
Schlechte Nachricht: Die russische Regierung hat die Ausfuhr von Treibstoffen wie Benzin und Diesel weitgehend verboten, um „die inländischen Kraftstoffpreise zu senken“. Staatlich vereinbarte Lieferungen mit der Eurasischen Wirtschaftsunion sind von der Verfügung nicht betroffen. Trotz der Sanktionen der westlichen Staaten gegen die Ölbranche Russlands gehört das Land weiterhin zu den wichtigsten Exporteuren von Rohölprodukten weltweit. Länder, die sich nicht an die Embargos halten, erhöhten jüngst ihre Importe aus Russland. Dazu zählten auch Länder wie Saudi-Arabien, die ihrerseits mehr nach Europa exportierten. Diese Mengen fallen nun weg. Aktuell trifft eine starke Nachfrage auf ein knappes Angebot. Die Internationale Energieagentur (IEA) sprach in ihrem September-Ölmarktbericht davon, dass die Raffinerien zuletzt nicht in der Lage waren, die starke Nachfrage zu bedienen. Diesel verteuerte sich daraufhin stärker als Rohöl. Auch Rohöl wurde teurer. Ein Barrel Brent-Öl kostete teilweise über 95 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit November 2022. CNN schreibt: „Die Entscheidung Russlands, Dieselexporte in die meisten Länder zu verbieten, hätte für Europa zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können.“
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