Wochenrückblick: 969 Menschen von 82,7 Millionen „divers“ (Zensus 2022)

Auf dem Mond wurde eine begehbare Lavahöhle entdeckt. Paris wird während der Olympischen Spiele eingegittert – mit 44.000 Absperrgittern. Und einem nordkoranischen Diplomaten ist es tatsächlich mit seiner Familie gelungen, nach Südkorea zu fliehen. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 1.
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Laut dem Zensus 2022 bezeichnen sich weniger als 1.000 Menschen in Deutschland als „divers“. Hier eine Kundgebung zum Christopher Street Day am Karlsplatz in München am 22. Juni 2024.Foto: FooTToo / iStock
Von 20. Juli 2024

Begehbare Lavahöhle auf dem Mond entdeckt

Der Mond hat Löcher. Mindestens eines davon könnte der Eingang zu einer unterirdischen Lavahöhle sein. Die im „Mare Tranquillitatis Pit“, einem kreisrunden Krater von etwa 100 Metern Durchmesser, entdeckte Höhle weist laut neuesten Erkenntnissen einen seitlichen Hohlraum von mindestens 45 Meter Breite sowie einer Länge von 30 bis 80 Meter auf. Einen tieferen Blick erlaubten die vorhandenen Radardaten des Lunar Reconnaissance Orbiters der NASA nicht. Derartige Höhlen bieten Schutz vor kosmischer Strahlung sowie angenehme 17 Grad Celsius, so die Forscher um Leonardo Carrer von der Universität Trento, Italien. Sie gelten damit als idealer Platz für eine bewohnte Mondbasis sowie für die geologische Erforschung des Erdtrabanten. Apropos Platz: Im „Ozean der Stürme“ soll es eine Lavahöhle geben von einem Kilometer Durchmesser und 50 Kilometer Länge. Wenn sich die Mondmenschen da mal nicht verlaufen.

969 Menschen von 82,7 Millionen divers

Laut den Daten des Zensus 2022 gab es in Deutschland zum Stichtag 15. Mai 2022 insgesamt 969 Menschen mit dem Geschlechtseintrag „divers“. Weitere 1.259 Personen machten keine Angabe zu ihrem Geschlecht. Zusammengenommen sind das 0,002693 Prozent der Gesamtbevölkerung (82,7 Millionen). Die Deutsche Gesellschaft für Trans- und Inter*geschlechtlichkeit (dgti) schätzt, dass etwa 1,7 Prozent der Bevölkerung intergeschlechtlich sind, was über den offiziell registrierten Zahlen liegt. Seit Dezember 2018 besteht in Deutschland die Möglichkeit, das Geschlecht als „divers“ im Geburtenregister eintragen zu lassen. Zusätzlich können seit 2020 auch trans- und nicht-binäre Personen über das Transsexuellengesetz ihren Geschlechtseintrag ändern.

Die Olympischen Spiele – ein „großes Volksfest“?

Für mehrere Wochen finden sich einige Pariser Einwohner in großen, mit Drahtgittern umzäunten Bereichen wieder: Anlässlich der Olympischen Spiele trennen sie 44.000 Absperrgitter. Diese unterteilen in „graue“ und „rote“ Bereiche und sollen die Menschenmassen in den Anti-Terror-Sicherheitszonen kontrollieren. Das bedeutet: Die Anwohner befinden sich wie in einem Lager. Sie müssen sich überall mit QR-Codes ausweisen, leben unter starker Polizei- und Militärpräsenz, werden KI-gesteuert per Video überwacht, die Bewegungsfreiheit ist drastisch eingeschränkt. Radwege entlang der Seine sind unzugänglich oder schwer nutzbar. Die Gitter werden meist zwischen Straßenfahrbahn und Bürgersteigen aufgestellt. Für Post, Lieferfahrzeuge oder auch nur eine einfache Überquerung der Straße ist das ein Unding. Für Rollstuhlfahrer sind die Passierwege meist zu eng. Zudem sind dort Bars und Restaurants ab dem 26. Juli geschlossen. Die Bewohner wussten vorher nichts davon, dass es manchem „physisch unmöglich“ wird, ihre Häuser zu verlassen – sagt Jean-Pierre Lecoq, Bürgermeister des VI. Arrondissements.

Hundegroßer Dinosaurier-Maulwurf entdeckt

Das Zeitalter der Dinosaurier fand nicht nur über der Erde statt, sondern zeitweise auch in unterirdischen Höhlen. Dies zeigt die neu bestimmte Art „Fona herzogae“, die während der Kreidezeit vor 99 Millionen Jahren im Gebiet der heutigen USA lebte. Damals war die Landschaft feucht, schlammig und von zahlreichen Flüssen und aktiven Vulkanen durchzogen. Die Fossilien des Dinosauriers wurden bereits 2013 entdeckt und legen nahe, dass Fona ein kleinwüchsiger, pflanzenfressender Dinosaurier von der Größe eines großen Hundes war. Auch wenn sein Körperbau einfach war, zeigt er mehrere anatomische Merkmale, die auch grabende und wühlende Tiere aufweisen. Und es zeigt: Dinosaurier waren mehr als nur große, tonnenschwere Landechsen.

Der Ätna ist auf Sizilien am 15. Juli wieder einmal ausgebrochen. Foto: Giuseppe Distefano/AFP via Getty Images

Kredite 2025: 43.800.000.000 Euro

Um 11,3 Milliarden Euro soll sich Deutschland zusätzlich in diesem Jahr neu verschulden – damit sind es dieses Jahr 50,3 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr ist eine Nettokreditaufnahme von 43,8 Milliarden Euro geplant. Das sind 43.800.000.000 Euro. Die Schuldenbremse soll trotzdem eingehalten werden. Das besagt der Entwurf zum Nachtragshaushalt 2024 des Bundesfinanzministeriums in Berlin. Möglich wird die höhere Verschuldung besonders für 2024 demnach vor allem durch das schwache Wirtschaftswachstum, weswegen eine höhere Kreditaufnahme zulässig ist. Die meisten zusätzlichen Ausgaben dienen den Mehrkosten bei den Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien sowie beim Bürgergeld. Für 2025 hat der Entwurf noch eine Lücke von neun Milliarden Euro. Für 2026 und 2027 fehlen jeweils 13 Milliarden Euro, für 2028 sogar rund 39 Milliarden Euro.

Krokodil am Haken

Seit Jahrhunderten üben Mumien eine gewisse Faszination und Anziehungskraft aus – ob Mensch oder Tier. Die Frage nach dem Warum ist dabei häufig von großem Interesse. Um darauf eine Antwort zu erhalten, untersuchten englische Forscher um Lidija Mcknight die Mumie eines 2,2 Meter langen Krokodils, das vor 2.000 bis 3.000 Jahren starb und sich heute in einem Museum in Birmingham befindet. Auf Röntgen- und CT-Aufnahmen entdeckten sie, dass die Todesursache wortwörtlich einen Haken hat: Das Krokodil fraß einen noch am Angelhaken hängenden Fisch. Da der Fisch noch unverdaut war, muss das Reptil kurze Zeit später gestorben sein. Die Forscher vermuten daher, dass das Krokodil absichtlich gefangen und mumifiziert wurde, um dann als Opfergabe – etwa an den Krokodilgott Sobek – zu dienen. Krokodile standen im alten Ägypten für Fruchtbarkeit, Kleidung aus ihrer Haut soll den Träger vor Gefahren schützen.

Eine seltene Flucht

Einem nordkoranischen Diplomaten ist es mit seiner Familie gelungen, nach Südkorea zu fliehen. Ri Il-kyu, ein nordkoreanischer Berater für politische Angelegenheiten, war in Kuba im Einsatz. Die Flucht gelang ihnen bereits im November. Als Grund gab er an, vom politischen System Nordkoreas desillusioniert zu sein. Er stieg mit seiner Frau und seinen Kindern in ein Flugzeug, ohne zu sagen, wo es letztlich hingehen würde. Es schaffen derzeit nur wenige Nordkoreaner, erfolgreich aus dem Land zu fliehen. 2023 waren es insgesamt 196 Menschen. 2019, vor der Grenzschließung durch Corona, gab es 1.047 Überläufer. Es gab bereits mehrere Diplomaten, die Nordkorea den Rücken drehten – darunter die Botschafter von Italien und Kuwait. Beide flohen 2019. Flucht aus Nordkorea wird mit der Inhaftierung in Umerziehungslagern oder sogar der Hinrichtung bestraft. An der Grenze gilt ein Schießbefehl.

Größte Uranmine Chinas

In der autonomen chinesischen Region Innere Mongolei haben am 12. Juli die Arbeiten in der größten Uranmine des Landes begonnen. Das Projekt in Ordos untersteht der China National Nuclear Corporation. Es wird Uran im In-situ-Uranbergbau mit einem hohen Automatisierungs- und Fernsteuerungsgrad fördern. Genutzt wird eine CO2- und O2-In-Situ-Laugung (ISL). Dabei wird Uran durch einen geschlossenen Kreislauf in einer Uranlösung gewonnen, ohne dass die Erze zur Verarbeitung an die Oberfläche geholt werden. ISL-Methoden können ein Ausbringen von 70 bis 80 Prozent des Urans erreichen, was als sehr effektiv gilt. Nachteile: Es besteht die Gefahr, dass die Laugungslösung in das Grundwasser sickert. Die Laugung kann zudem schwer zu stoppen sein und über Jahrzehnte nach Produktionsende fortbestehen. China hat derzeit 56 betriebsbereite Kernreaktoren mit einer elektrischen Leistung von 54,36 GW. Weitere 27 Reaktoren mit 29 GW befinden sich im Bau, und Dutzende weitere sind in der Planungs- oder Projektierungsphase.



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