Wirtschaft in der Corona-Krise: „Jetzt an der Zeit, Plan für Lockerungen vorzubereiten“
In einem Interview mit der „Handelszeitung“ plädiert der Ökonom Joachim Voth von der Universität Zürich für eine geordnete Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität in der Corona-Krise. Er geht davon aus, dass es bezüglich der derzeitigen Akzeptanz für die weitreichenden Pandemie-Maßnahmen auch ein Verfallsdatum gäbe. Dieses könne sehr schnell erreicht sein, wenn der Stillstand droht, in einem wirtschaftlichen Zusammenbruch zu münden.
„Momentan ist das alles noch konsensfähig“, erklärt Voth. „Aber ohne Zustimmung der Bevölkerung ist das dauerhaft nicht machbar. Wir leben ja – glücklicherweise – nicht in einem Polizeistaat. In dem Moment, wo ein wirtschaftlicher Kollaps am Horizont erkennbar ist, kann die Stimmung in der Solidargemeinschaft ganz schnell kippen.“
Zinstief für Regierungen mit Haushaltsdisziplin günstig
Derzeit versuchen Regierungen noch, die Lage durch umfassende Finanzhilfen unter Kontrolle zu behalten. Aus Sicht von Voth kommt das derzeitige Zinstief diesem Ansinnen entgegen. Zinsen auf Anleihen der Schweiz oder Deutschlands seien negativ. Das Zinsniveau ist historisch tief und seit Ende der Weltfinanzkrise haben sich die Zinsen nicht mehr auf das zuvor gewohnte Niveau bewegt, das bis zu acht Prozent betragen konnte.
Länder mit intakter Haushaltsdisziplin wie die Schweiz hätten, so Voth, jetzt ihre Chance. Die Schweiz hätte einen Schuldenstand von 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Stiege dieser auf 60 Prozent, wäre das „überhaupt kein Problem“. Allerdings gäbe es in Europa auch Staaten mit sehr hohen Schuldenständen.
Auf Dauer lässt sich ein schuldenfinanzierter Stillstand jedoch nicht aufrechterhalten, ist der Schweizer Professor überzeugt. Früher oder später würde der Schutz weniger auf Kosten die Solidargemeinschaft gefährden:
„Bald wird eine Frage wichtiger werden: Wie lange kann man politisch durchsetzen, dass 90 Prozent der Bevölkerung, die gesundheitlich nicht bedroht sind und 100 Prozent der Wertschöpfung schaffen, zuhause bleiben müssen, um die verbleibenden 10 Prozent zu schützen?“
Ifo: Wirtschaft würde nach spätestens elf Wochen zusammenbrechen
Man könne „letzten Endes nicht die Wirtschaft töten, um die zehn Prozent dauerhaft vor einem Gesundheitsrisiko zu schützen“. Spätestens sobald gesellschaftliche Einbußen in Bezug auf Reichtum und Wohlstand spürbar würden, könnten zynische Fragen aufkommen.
Auch in Deutschland beginnen sich Experten den Kopf über die Frage zu zerbrechen, wie lange die Wirtschaft den erzwungenen Stillstand noch aushält. Das Münchner ifo-Institut geht, wie die „Welt“ berichtet, von flächendeckenden Firmenschließungen bis zu elf Wochen aus. Danach, so das Ergebnis einer Umfrage unter 155 Ökonomen, wäre das „Risiko einer wirtschaftlichen Destabilisierung zu groß“.
Auch Gabriel Felbermayr vom des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) rät den politischen Verantwortungsträgern dringend, einen Zeitplan für die Lockerung der Corona-Auflagen und einen Finanzierungsplan für die flankierenden Überbrückungsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Der Plan müsse jetzt schon vorbereitet werden, um ihn ankündigen zu können, sobald die Ansteckungsentwicklung es zulässt. Die Politik könne nicht darauf bauen, dass Geschäftsbanken Kredite vergeben oder garantieren werden für Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit stillstehe.
Auch Außenhandel und Modebranche in Sorge
Bereits am Mittwoch (1.4.) hatte der Präsident des Verbandes der Familienunternehmen, Reinhold von Eben-Worlée, im „Morning Briefing“ des Publizisten Gabor Steingart vor einer Kreditklemme gewarnt, die dem Mittelstand bei Fortdauer der Krise das Rückgrat brechen könnte.
Einer Umfrage des Verbandes unter 1.500 Mitgliedsunternehmen zufolge sei bei 65 Prozent der Familienunternehmen die wirtschaftliche Aktivität seit Beginn der Krise im Schnitt um 50 Prozent gesunken. Nur 28 Prozent melden keine Veränderung, sieben Prozent – wahrscheinlich Anbieter krisenrelevanter Güter und Dienstleistungen – sprechen von positiven Effekten auf die Auftragslage.
Auch der Norddeutsche Unternehmensverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung (AGA) hat unter seinen 3.500 Mitgliedsunternehmen mit zusammen 150.000 Mitgliedern bei einer Beteiligung von etwa 25 Prozent eine ähnliche Umfrage durchgeführt.
Der „Welt“ zufolge nannten rund sechs Prozent der teilnehmenden Mitgliedsunternehmen das Datum 10. April als jenes, zu dem sie bei Fortdauer der Corona-Maßnahmen ihre Geschäftstätigkeit einstellen müssten. Weitere 21 Prozent schafften es nach eigener Einschätzung noch rund vier Wochen, elf Prozent sechs Wochen, 23 Prozent acht Wochen und etwa ein Drittel der Befragten würde einen Stillstand noch bis Anfang Juni verkraften. Noch länger könnten nur vier Prozent überleben.
Corona auch an den Börsen noch nicht ausgestanden
„Der Erfolg der staatlichen Rettungsaktionen entscheidet sich jedoch fundamental am Faktor Zeit“, erklärt von Eben-Worlée: „Sollte den Unternehmen das Geld ausgehen, bevor sie an die Hilfsgelder herankommen, lässt sich die wirtschaftliche Abwärtsspirale nicht mehr aufhalten.“
Prekär ist die Lage auch bei Einzelhändlern mit Saisongeschäft. Dazu gehöre auch die Branche der Anbieter von Mode, Schuhen und Sportartikeln. „Auch Mode ist eine verderbliche Ware“, schildert Steffen Jost, der Präsident des Handelsverbandes Textil (BTE), gegenüber der „Welt“. Der Handel habe Ware aus der Frühjahrskollektion schon vor Monaten geordert, müsse sie bezahlen, aber könne sie im Sommer oder Herbst nicht mehr verkaufen. Jost drängt zu zeitnahen Erleichterungen:
„Wenn nicht spätestens im Mai die Geschäfte wieder öffnen, droht eine noch nie da gewesene Insolvenzwelle speziell von mittelständischen Händlern und Lieferanten.“
Was die Regenerationsfähigkeit des Marktes anbelangt, meint Ökonom Joachim Voth, dass keine Entwarnung gegeben werden könne, solange die Börsen so volatil blieben wie jetzt:
„Solange wir am Markt noch diese massiven Kursausschläge von bis zu zehn Prozent sehen, ist das Schlimmste noch nicht vorbei. Selbst damals in der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, als die Kurse bis zu 80 Prozent einbrachen, gab es Tage, an denen die Kurse mal zehn Prozent hoch gingen. Die Wahrheit ist, dass die Unsicherheit noch so hoch ist, dass niemand weiß, was wirklich kommt.“
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